Das Labyrinth der Geister

  • Rowohlt
  • Erschienen: Januar 1989
  • 4
  • New York: Harper & Row, 1978, Titel: 'Listening Woman', Seiten: 200, Originalsprache
  • Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 1989, Seiten: 189, Übersetzt: Friedrich A. Hofschuster
  • München: Goldmann, 1997, Seiten: 222
  • Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 2005, Seiten: 251
Das Labyrinth der Geister
Das Labyrinth der Geister
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Sabine Reiß
80°1001

Krimi-Couch Rezension vonSep 2005

Leaphorn ist auch im Alleingang gut

Vielleicht hat Tony Hillerman zu Beginn seines Autorendaseins zwei Krimiserien konzipiert, die auf dem gleichen Grundgerüst basieren und die er später zusammengeführt hat, vielleicht hat er auch einfach nur einen zweiten Charakter in seine Serie eingebracht, um für mehr Abwechslung zu sorgen. Mit "Das Labyrinth der Geister" liegt der dritte Band vor, in dem der Navajo-Polizist Joe Leaphorn (noch) alleine unterwegs ist. Darauf folgen drei Bücher mit Jim Chee als Ermittler. Hillerman ließ sich Zeit: Die erste Begegnung der beiden folgt ganze acht Jahre später oder vom ersten Auftritt Leaphorns an gerechnet sogar 16 Jahre.

Joe Leaphorn hat gerade eine überfällige Festnahme äußerst trickreich beendet, als er mit seinem Gefangenen Begay auf einen Geländewagen stößt, der mit überhöhter Geschwindigkeit die Straße entlang jagt. Er hält den Wagen an, nur um fast vom Raser überfahren zu werden. Begay nutzt daraufhin die Situation aus und verschwindet. Leaphorn fühlt sich an seiner Ehre gepackt. Der Fahrer des Geländewagens, ein Mann mit einer Goldrandbrille, muss gefasst werden. Eine willkommene Gelegenheit für ihn, sich vor einer recht langweiligen Aufgabe zu drücken: der Bewachung einer Pfadfindergruppe. Da nimmt er auch gerne noch drei alte Akten zur Bearbeitung mit:

Vor einigen Monaten verschwand ein Hubschrauber im Navajo-Gebiet, der eventuell im Zusammenhang mit einem Überfall auf einen Wells-Fargo-Transport steht, bei dem fast 500.000 Dollar erbeutet wurden. Es hat sich mal wieder ein Augenzeuge gemeldet, dessen Aussage überprüft werden muss. Die Spur ist allerdings nicht einmal lauwarm.

Die Ermordung des alten Hosteen Tso gibt der Polizei ebenfalls Rätsel auf. Er hatte eine Lauscherin (Listening Woman - so auch der Originaltitel) zu sich bestellt, die herausfinden sollte, woran er erkrankt war. Die blinde Mrs. Cigaret saß in Trance hinter einem Felsen, als ihre Nichte Anna Atcitty, die sie zu Tso begleitet hatte, sowie Hosteen Tso ermordet wurden.

Hillerman wäre nicht er selbst, wenn er Leaphorn nicht diese beiden Fälle lösen lassen und dazu noch die Verbindung zum Mann mit der Goldrandbrille herstellen würde, ohne dass man zu guter Letzt meint, dies sei an den Haaren herbeigezogen. Dabei wird der tapfere Polizist am Ende noch als Einzelkämpfer durch einen Canyon gejagt, so dass die Lage äußerst hoffnungslos aussieht. Nicht in allen seinen Büchern bringt er seine Helden in eine vergleichbare Gefahr, sondern er setzt dieses Stilmittel im Vergleich zu vielen anderen Krimiautoren äußerst sparsam ein.

Wie in seinen anderen Romanen auch, macht uns der Autor auf dem Weg bis dahin mit der Kultur der Navajos bekannt und das auf einzigartige Weise. In keiner Minute doziert er dröge, sondern weist einfach durch die kleine Begebenheiten auf die kulturellen Besonderheiten der verschiedenen Stämme hin. Er zeigt bereits in seinen frühen Romanen, wie gelungen man dies mit einer Krimihandlung verbinden kann.

Durch seine intensive Erzählung baut Hillerman eine subtile Spannung auf, die natürlich Lichtjahre von den amerikanischen Thrillern voller Blutlachen entfernt ist. Wer sich auch durch leise Töne unterhalten lassen kann, dem seien hiermit die Abenteuer der Stammespolizisten ans Herz gelegt.

Das Labyrinth der Geister

Tony Hillerman, Rowohlt

Das Labyrinth der Geister

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