Circe

  • Scherz
  • Erschienen: Januar 2005
  • 2
  • New York: St. Martin’s Minotaur, 2004, Titel: 'Conviction', Seiten: 322, Originalsprache
  • Frankfurt am Main: Scherz, 2005, Seiten: 348, Übersetzt: Ulrike Wasel & Klaus Timmermann
  • Frankfurt am Main: Fischer, 0, Seiten: 348
Circe
Circe
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Sabine Reiß
69°1001

Krimi-Couch Rezension vonSep 2005

Ein bißchen Mainstream

Circe = eine Zauberin der griechischen Mythologie, die alle Seefahrer mit ihrem Gesang betörte, um sie dann in Tiere zu verwandeln.

Die Circe im vorliegenden Krimi ist eine junge Frau aus der Upper Class, die sich ihre Brötchen als Edelprostituierte verdient. Leider kann sie die Früchte ihrer Arbeit gar nicht mehr in vollem Ausmaß genießen, da sie nach einem beruflichen Date beim Überqueren der Straße von einem Auto angefahren wird. Dass er sie einmal getroffen hat, scheint dem Kamikazefahrer nicht zu genügen, er nimmt den leblosen Körper ein zweites Mal aufs Korn.

Die Ermittlungen in diesem Mordfall werden der erfolgreichen und hübschen Francine Robie, Captain bei der Bostoner Polizei, übertragen, die alsbald ihren Verdächtigen findet. Es ist der stellvertretende Leiter der Strafvollzugsbehörde Steven Carlyle, der Jessica Ashers letzter Kunde war und scheinbar mit brisanten Fotos von ihr erpresst wurde. Natalie Price, die Leiterin einer Strafanstalt, welche die Häftlinge auf ihre Entlassung vorbereiten soll, wird von ihrem Chef zunächst zu den Ermittlungen hinzugezogen, doch alsbald stellt sie gegen den Widerstand der Behörden ihre eigenen Nachforschungen an. Es sieht so aus, als wäre sie die Einzige, die an die Unschuld von Steven Carlyle glaubt, obwohl sich die Indizien gegen ihn häufen. Am Ende häufen sich die Toten und Natalie schwebt selbst in Gefahr.

Elise Title, der Name der Autorin scheint den Verlag zumindest nicht zu inspirieren, aussagekräftige Titel auszuwählen. Eros, Judas, Amnesia, etc. sind zwar kurz und prägnant, aber dennoch nichtssagend. Ihre Bücher gehen als Thriller durch oder werden zumindest als solche beworben, doch diese Charakterisierung ist hier nur teilweise zutreffend. Das Kochrezept lautet anscheinend: Man nehme eine Frau in einer gehobenen Position, hier eine Leiterin eines Gefängnisses, mixe ein wenig Prostituiertenmilieu und Politik dazu und fertig ist der Thriller.

Alles schon mal da gewesen?

Die Anlagen für einen Thriller sind da, werden aber nicht ausgereizt. Die Geschichte ist etwas zu eindimensional für meinen Geschmack und könnte noch etwas ausgefeilter sein, aber die Protagonistin hat zumindest Potential. Wenn sie nicht aufgrund einer ungewollten Schwangerschaft permanent kotzen würde, wäre sie mir vielleicht noch sympathischer. Und da wären noch zwei mögliche Väter für das Ungeborene, ein Polizist und ihr Stellvertreter, eine Geschichte, wie sie das Leben so schreibt. Man kann es vielleicht nicht ganz ernst nehmen, dass Natalie undercover als Call Girl auf Mörderjagd geht, aber sie setzt sich stark für die Gefangenen ein und wird als mitfühlende Person beschrieben.

"Circe" ist das dritte Buch mit der Protagonistin Nathalie Price und ist durchaus lesenswert und entspannend, aber es wird einem sicher nicht sehr lange im Gedächtnis bleiben. Nervenzerfetzende Spannung darf man sich nicht davon erwarten, wie sie von ihrem Thriller "Romeo" versprochen wird - was noch zu überprüfen wäre. Die Stärke der Autorin zeigt sich hier in der Figurenzeichnung, an Plot und Spannung kann dieses Buch auf jeden Fall übertroffen werden. Wer Tess Gerritsen oder Karin Slaughter mag, kann es vielleicht auch mal mit Elise Title versuchen, aber blutig geht es hier nicht zu.

Circe

Elise Title, Scherz

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