Die weiße Sängerin

  • Goldmann
  • Erschienen: Januar 2004
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  • München: Goldmann, 2004, Seiten: 256, Originalsprache
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Sabine Reiß
59°1001

Krimi-Couch Rezension vonJan 2005

Nicht gerade ein Pageturner

Man kommt ja kaum darum herum, ein Buch eines Autors mit einem anderen von ihm zu vergleichen, natürlich nur, sofern man ein weiteres gelesen hat. Um es vorweg zu nehmen: "Die weiße Sängerin", der dritte Band der Serie um den Kölner Kommissar Matthias Brasch, übertrifft leider weder den Vorgängerroman, noch zieht er mit ihm gleich.

Bei einem Konzert, das Brasch mit seinem Kollegen Mehler besucht, geraten die beiden in Schwierigkeiten. Hingerissen von der Sängerin versuchen sie, nach dem Konzert hinter die Bühne zu kommen, doch sie werden von den Fäusten der Securitiy-Leute in Schach gehalten und ziemlich vermöbelt. Kleine Notiz am Rande: Hat Mehler nur behauptet, er kenne den Schlagzeuger der Band und dieser hätte ihn eingeladen? Wenn nein, warum ist er ihnen nicht zu Hilfe gekommen?

Als Brasch nach Hause fährt, entdeckt er mitten auf der Straße eine verwirrte alte Frau. Noch als er sich überlegt, wie er nun weiter vorgehen soll, entdeckt er einen Zettel in ihrer Hand, auf der eine Adresse steht. Er fährt mit ihr zu dieser Adresse, doch niemand öffnet ihm. Ein Blick durchs Fenster offenbart ihm den Grund dafür: Im Sessel sitzt eine Person, der Sohn der alten Dame, wie sich nachher herausstellt, die offensichtlich tot ist. Die Kollegen werden angefordert. Die Frau leidet an Alzheimer und ist aus einem Altersheim ausgebüxt. Bei dem Toten handelt es sich um den ehemaligen Boxer Bobby Schmoll, der, kürzlich aus dem Gefängnis entlassen, ein großes Comeback plante. Er hatte scheinbar einen netten Pillencocktail zu sich genommen und sich zudem noch eine Tüte über den Kopf gezogen, um seinem Leben ein Ende zu setzen. Das passt nicht zusammen. Brasch glaubt daher nicht an Selbstmord und startet seine Ermittlungen im Boxmilieu. Hier trifft er auch wieder auf die Sängerin, die ihm so den Kopf verdreht hat.

0815-Kost

Zufall? Beim Vorgänger "Der glückliche Tote" flirtete unser Kommissar mit einer Frau, die nachher sogar unter Tatverdacht stand. Wo wir schon fast beim Privatleben des Protagonisten wären: Seine Lebensgefährtin hat ihn nämlich nach einer Fehlgeburt verlassen und sein Vater hat Krebs. Keine neuen Entwicklungen auf diesem Sektor, das kenne ich schon vom vorherigen Band. Die Hauptfigur ist realistisch dargestellt, bei den anderen Personen bleibt die eine oder andere auf der Strecke, was ich aber nicht als störend empfinde. Auch die Ermittlungsarbeit könnte der Wirklichkeit entsprechen, was man als Laie ja nicht beurteilen kann. Und im Boxring? Dort trainieren zwei Brüder, ursprünglich aus Georgien, die sich auf die Weltmeisterschaft vorbereiten, was aber nichts mit dem Mord zu tun hat.

Banale Auflösung

Die Auflösung des Falles erfolgt allerdings mehr oder weniger ohne Zutun des Protagonisten und das ist der Knackpunkt. Dies wäre zwar alleine für sich genommen noch kein Problem, doch die Wendung kommt doch recht abrupt, dann passiert eigentlich nichts mehr. Wo bleibt denn da der Spannungsaufbau? Das Motiv ist zugegebenermaßen schlüssig und auch im Detail nicht vorhersehbar, aber andererseits auch nicht einfallsreich. Die Handlung ist mir zuwenig durchdacht. Dieser Roman lässt sich zwar gut lesen, fesselt aber nicht wirklich und ist nach dem Lesen auch schon abgehakt.

Die weiße Sängerin

Reinhard Rohn, Goldmann

Die weiße Sängerin

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