Der glückliche Tote

  • Goldmann
  • Erschienen: Januar 2004
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  • München: Goldmann, 2004, Seiten: 256, Originalsprache
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Sabine Reiß
70°1001

Krimi-Couch Rezension vonJan 2005

Konsalik und Simmel lassen grüßen

Autoren sogenannter Trivialliteratur werden zwar in großen Zahlen aufgelegt, bei Konsalik waren es zu seinem Tod 1999 schon 83 Millionen, bei Simmel sind es über 70 Millionen, aber so gut sie bei den Massen ankommen, so ungnädig geht die Kritik mit ihnen um. Kein Grund jedoch, einen Bestseller-Autoren gleich umzubringen...

Doch der bekannte Schriftsteller R. A. Kröber erlebt die Buchpräsentation seines neuesten Werkes nicht mehr, er wird nur wenige Stunden zuvor im Domhotel in Köln in seinem Zimmer tot aufgefunden - erschossen. Der Leser erfährt schon auf den ersten drei Seiten, dass Kröber ein lang gehütetes Geheimnis preisgeben wollte: Sein erstes Buch, mit dem er über Nacht bekannt wurde, stammte gar nicht von ihm. Klar, dass dies einigen Leuten nicht gefallen hätte: seinem Verleger und seinem Literaturagenten aus finanziellen Gründen, seiner ersten Frau, die seine früheren Manuskripte hütet, wie ihren Augapfel, um sein Lebenswerk neu herauszubringen, und seiner zweiten Frau, deren Ansprüche nach der kostspieligen Scheidung nur schwer zu befriedigen waren. Aber auch die Beziehung des Autoren zu seinem einzigen Sohn, Künstler und permanent pleite, war nicht einfach. Hauptkommissar Matthias Brasch muss das Treffen mit seiner ehemaligen Lebensgefährtin abbrechen, noch ehe es begonnen hat, um zum Tatort zu fahren.

Der Fernsehabend im Buch

Die Handlung dieses Krimis erscheint mir geeignet für einen Freitagabend-Krimi, Sonntagabend-Krimi oder Montagabend-Krimi im Fernsehen. Reinhard Rohn erzählt so, dass dieser Film quasi schon vor den Augen des Lesers entsteht. Die Figuren sind typisch: der bekannte gealterte Autor, die junge asiatische Ehefrau, mit der er seine erste Frau zunächst betrogen hatte, der Sohn, der mit seinem Vater nicht klarkommt, aber auch der Kommissar, der in seinem Privatleben ebenfalls einige Probleme zu bewältigen hat, die allerdings die Handlung nicht dominieren. Mir erscheinen die Personen trotz aller bedienten Klischees einigermaßen realistisch. Wenn man nur die Hälfte von dem glaubt, was in den einschlägigen Blättern der Yellow Press geschildert wird, passt es.

Auch der Aufbau der Handlung ist recht ansprechend, obgleich Rohn uns nicht übermäßig auf die Folter spannt, da sich die Zahl der Verdächtigen in Grenzen hält. "Der glückliche Tote" ist solide Hausmannskost für Leute, die den Fernseher auch mal aus lassen wollen. Mit 256 Seiten hat man je nach Lesegeschwindigkeit knapp drei Stunden Unterhaltung am Freitagabend, Sonntagabend oder Montagabend.

Der glückliche Tote

Reinhard Rohn, Goldmann

Der glückliche Tote

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