Der Wolf im dunklen Wald (Ein Carla-Seidel-Krimi 2)
- Goldmann
- Erschienen: März 2025
- 7


Solide Fortsetzung der Reihe.
Claudia Wuttke alias Sia Piontek setzt ihre Reihe rund um Kommissarin Carla Seidel und deren Tochter Lana fort. „Der Wolf im dunklen Wald“ entführt uns wieder ins Wendland. Dieses Mal findet ein Mord statt, der Carla und ihre Kollegen in adlige Kreise führt, die aber nicht immer so adlig agieren, wie man meinen sollte.
Tod während der Drückjagd
Die Drückjagd der Familie von Boenning ist ein gesellschaftliches Großevent. Doch schnell ist die Stimmung am Boden, denn Teilnehmer Thomas Winkels wird ermordet aufgefunden. Zum zweiten Mal wird Carla Seidel als leitenden Kommissarin eingesetzt. Sie und ihr Team müssen sich mit den adligen Kreisen des Wendlandes auseinandersetzten und natürlich auch mit Carlas ungeliebten Vorgesetzten, Dr. Kai Wächter. Der Fall entpuppt sich als ziemlich knifflig und wird für Carla noch schwieriger, als sie erfahren muss, dass ihre Tochter Lana ausgerechnet auf den Sohn von Boenings steht.
Gleicher Aufbau
Der Plot ähnelt sehr dem Vorgänger in der Reihe. Carla muss sich dem Fall und ihrer nicht immer einfach zu verstehenden Tochter stellen. Wieder kommt das Whiteboard-Flipchart im Wohnzimmer des Fachwerkhauses zum Einsatz und wieder mauschelt Lana fleißig bei der Lösung mit; Dr. Wächter grummelt und mault wie gehabt vor sich hin; das Ermittlerteam ist im Kern auch wieder dasselbe; der Fall natürlich schwierig, aber auf Umwegen zu lösen. Dennoch schafft es Piontek Spannung aufzubauen, denn der Fall ist undurchschaubar. Immer wieder gerät Carla in Sackgassen. Vielleicht manchmal etwas zu oft. Und vielleicht konzentriert sich Autorin streckenweise zu sehr auf die persönlichen Probleme mit Lana, denn der Mittelteil des Krimis hängt ziemlich durch, was Spannung und Vortrieb der Handlung angeht.
Und hoppla, da ist der Mörder
Wie Carla kann sich die Leserschaft ganz schön verrennen, was die Identität des Mörders angeht. Es werden Fährten gelegt, die wirklich gut erscheinen, es dann aber doch nicht sind. Als der Täter dann wie aus dem Hut gezaubert identifiziert ist, kann man schon fast auf den Gedanken kommen, die Autorin hatte keine Lust mehr. Piontek hat nur wenige Andeutungen für die Richtung in die es gehen soll gemacht, was ja nicht zu bemängeln ist, doch der Schluss kommt doch etwas abrupt. Das Motiv ist plausibel, doch der Zeitpunkt der Taten weniger. Zurück bleibt daher schon ein bisschen Enttäuschung, denn zwischen übermäßig strapazierten Liebesdingen und Mutter-Tochter-Problemen hätte ein im Plot mehr eingebundener Täter gutgetan.
Stagnierende Charaktere
Nicht nur der Plot ähnelt seinem Vorgänger, auch die Charaktere haben kaum einen Fortschritt zu verzeichnen. Bei den Nebenfiguren ist das noch verzeihlich, obwohl die Überheblichkeit von Wächter und sein abermaliges fragwürdiges Verhalten während den Verhören schon ein bisschen viel Duplizität ist. Bei Carla als Protagonistin allerdings ist die Stagnation schade. Beruflich ist sie wieder unschlagbar, trotz Dr. Wächter, und privat sind da immer noch das Problem mit ihrem gewalttätigem Ex-Mann und vor allem die Schwierigkeiten mit ihrer verschlossenen Tochter. Gerade in der Mutter-Tochter-Beziehung hätte eine beidseitige Weiterentwicklung gutgetan. Beidseitig, weil gerade Lana eine solche durchmacht. Sie wird volljährig und ändert damit zumindest das rechtliche Verhältnis zu ihrer Mutter. Außerdem öffnet sie sich immer mehr ihrer Umwelt und versucht einen Fortschritt zu wagen. Die damit einhergehenden Enttäuschungen sind ein Lernprozess, an dem sie natürlich zu knappern hat. Vielleicht schafft es die Autorin im nächsten Krimi, dass sich auch Carla ein wenig fortentwickelt. Es würde der Figur auf jeden Fall nicht schaden.
Fazit
Eine solide Fortsetzung der Carla-Seidel-Reihe. Allerdings auch nicht mehr. Vielleicht schafft es Sia Piontek im nächsten Buch an Spannung zuzulegen und das Mutter-Tochter-Verhältnis etwas auszubauen.

Sia Piontek, Goldmann
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