Die Frau im Eishaus

  • Limes
  • Erschienen: August 2024
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Die Frau im Eishaus
Die Frau im Eishaus
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Carola Krauße-Reim
55°1001

Krimi-Couch Rezension vonOkt 2024

Dieser Krimi lässt (fast) kalt.

Im kleinen Ort Hövenäset wird ein Mann tot aufgefunden – erhängt am Sprungturm des Meeresschwimmbades. Gleichzeitig zieht eine junge Frau in das Eishaus, wo August Strindberg vor einiger Zeit die zerstückelte Leiche von Lydia Borman fand. Zufall oder nicht? August Strindberg hat zwar mit seinem Laden und dem anstehenden Backwettbewerb genug zu tun, doch der Fall lässt ihn nicht los. Wird sich jetzt aufklären, was 1989 tatsächlich geschah? Und wurde damals der Richtige für den Mörder gehalten?

August Strindberg ist nicht gleich August Strindberg

Wenn man den ersten Teil der Serie nicht kennt oder vielleicht den Klappentext nicht richtig gelesen hat, wird man spätestens auf den ersten Seiten feststellen, dass ein August Strindberg nicht unbedingt der berühmte schwedische Schriftsteller sein muss. Bei Kristina Ohlsson ist August Strindberg ein ehemaliger Vermögensverwalter, der jetzt einen „Laden für alte Dinge, die ebenso heimatlos waren wie er selbst“ führt. Doch ganz so heimatlos ist August nicht mehr, denn er hat mit Maria eine neue Freundin, die nun mit ihm im kleinen Hovenäset wohnt, wobei der Ort nicht immer idyllisch ist, vor allem wenn man, wie August, eine zerstückelte Leiche in einer Kühltruhe findet. Das alles erzählt Kristina Ohlsson im ersten Band der Reihe. Den muss man nicht unbedingt gelesen haben, um den nun vorliegenden zweiten zu verstehen, doch dann ist es auf jeden Fall einfacher dem jetzigen Geschehen vollends folgen zu können. Immer wieder wird Bezug auf diesen Fall genommen und man muss ohne dessen Kenntnis schon ganz schön aufpassen, dass man am Ball bleibt. August jedenfalls stolpert in „Die Frau im Eishaus“ wieder einmal in einen ungeklärten Todesfall und der scheint durchaus mit dem Tod von Lydia Borman zusammenzuhängen.

Briefe, eine junge Frau und ein erhängter Mann

Ohlsson tut alles, damit es spannend wird. Gleich wird klar, dass die junge Iben ihren Vater sucht und der ganz offensichtlich irgendwie mit dem Eishaus und dem entsprechenden Geschehen zu tun haben muss. Gleichzeitig wird ein erhängter Mann gefunden, der wohl ebenfalls in einer Beziehung zu der Tragödie um Lydia Borman steht. Und zwischen dem ganzen Geschehen tauchen immer wieder Briefe einer Mutter an ihr nicht ganz einfaches Kind auf. Wer diese Mutter ist, stellt sich erst am Ende des Buches heraus. Bis dahin muss man über 550 Seiten durchhalten. Und das ist nicht immer einfach, denn trotz aller Bemühungen der Autorin, ist der Krimi leider alles andere als packend.

Wann geht es denn endlich mal voran?

Die Handlung plätschert vor sich hin ohne wirklich vorangetrieben zu werden. Endlose Wiederholungen und Figuren, die nicht mehr sind als wandelnde Klischees sind, machen die Lektüre nicht einfach. Dazu kommen Unwahrscheinlichkeiten am laufenden Band, denen die Logik fehlt. Zum Schluss wird es dann auch noch ziemlich rührselig, was man aber nur mitbekommt, wenn man bis dorthin durchgehalten hat. Ich habe durchgehalten, doch bin enttäuscht. Was als „Platz 1 Bestseller aus Schweden“ auf dem Cover angekündigt wurde, ist für mich nicht mehr als unteres Mittelmaß. Und ich frage mich, wie kommen diese Platzierungen nur zustande? Dabei muss nicht literweise Blut fließen und Gewalt an der Tagesordnung sein, damit ein Krimi spannend ist. Im Gegenteil, ein gut erzählter Krimi mit Wendungen an der richtigen Stelle, kann auch ohne Brutalität sehr packen. Doch alles das fehlt mir in diesem Fall. Eine gerafftere Handlung, ausgeformtere Charaktere und vor allem mehr Logik hätten dem Krimi gutgetan. So aber muss ich sagen, dass es wesentlich bessere schwedische Krimis gibt – auch wenn sie nicht die Bestsellerliste anführen.

Fazit

Ein Krimi, der mich leider nicht überzeugen kann. Zudem sollte man den ersten Teil der Reihe gelesen haben, damit man das Geschehen richtig einordnen kann. Wer mit einem sehr ruhigen Krimi zufrieden ist, der nur sehr punktuell Spannung aufblitzen lässt, könnte vielleicht mit „Die Frau im Eishaus“ glücklich werden.

Die Frau im Eishaus

Kristina Ohlsson, Limes

Die Frau im Eishaus

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