Lost Places

  • Goldmann
  • Erschienen: Juni 2024
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Thomas Gisbertz
72°1001

Krimi-Couch Rezension vonJul 2024

Neue Ruhrgebiet-Reihe um Essener „Ermittlertrio.

Essen, Ruhrgebiet: In einem Waldgebiet liegt ein verwahrloster Obdachloser tot in seinem Zelt. In der Innenstadt wird eine wohlhabende ältere Dame leblos in ihrer Wohnung aufgefunden und in einer Bochumer Krankenhaus-Ruine entdeckt man drei eingemauerte Leichen. Drei Fälle, drei Ermittlungen, drei unterschiedliche Orte. Dass diese Ereignisse miteinander zusammenhängen, können die ermittelnde Staatsanwältin Camilla Lopez und Kriminalhauptkommissar Deniz Müller noch nicht erahnen. Erst der Hinweis eines gemeinsamen Freundes, des Investigativjournalisten Alexander Rahn, bringt die Polizei auf die richtige Spur. Auch wenn das Motiv noch unklar ist, steht eines fest: Das „Ermittlertrio“ bekommt es mit einem gefährlichen Serientäter zu tun. Das Team der K11 muss sich beeilen, denn der Killer hat längst sein nächstes Opfer im Visier.

Bekannter Autor, neue Reihe

Autor Norbert Horst ist seit über zwanzig Jahren eine feste Größe in der deutschen Krimilandschaft. Geboren in Bad Oeynhausen arbeitete der heute 68-Jährige nach seiner Schulzeit zunächst als Streifenpolizist in Düsseldorf, nach seinem Studium zum Kriminalkommissar 1984 anschließend einige Jahre beim dortigen LKA und später für verschiedene Kommissariate (u.a. Wirtschaftskriminalität und Mord) in Bielefeld. Zuletzt war er dort für die Polizei u.a. im Bereich Öffentlichkeitsarbeit und Presse tätig.

Sein 2003 erschienener Debütroman „Leichensache“ stellte den Auftakt seiner vierbändigen Kommissar-Kirchenberg-Reihe dar. Sein Roman „Todesmuster“ war ebenso erfolgreich, wie Horsts beliebte Steiger-Reihe um den ungewöhnlichen Dortmunder Kriminalpolizisten Thomas Adam.

Nun veröffentlicht der Goldmann Verlag mit „Lost Places“ den ersten Band um ein neues „Ermittlertrio“: die Staatsanwältin Camilla Lopez, den Kriminalhauptkommissar Deniz Müller und den Investigativjournalisten Alexander Rahn. Der zweite Band der Reihe, „Sweet Home“, erscheint bereits im Januar nächsten Jahres.

Ein Kenner der Polizeiarbeit

Norbert Horst bleibt sich in gewisser Weise treu. Denn auch der Auftaktband seiner neuen Krimireihe überzeugt mit einem realitätsnahen Bild der Polizeiarbeit. Gleichwohl hat der Autor seinen Schreibstil im Vergleich zu früheren Romanen etwas verändert. Horst kennt die internen Abläufe und die alltägliche Polizeiarbeit ebenso aus seiner 46-jährigen Dienstzeit wie den Ermittlungssprech, der sich in einem unverwechselbaren Sprachgestus wiederfindet. Dadurch wirkt die Atmosphäre überaus authentisch. Man bekommt das Gefühl, mit in den Büros der KK 11 in Essen zu sitzen. Allerdings sind der Erzählstil und die Figurensprache insgesamt recht nüchtern und sachlich, was nicht jedem gefallen wird.

Wilde Verfolgungsjagden und taffe Ermittler mit einem Alkohol- oder Drogenproblem braucht der Autor nicht, um Spannung zu erzeugen. Ähnlich wie in der Wisting-Reihe seines norwegischen Kollegen Jørn Lier Horst überzeugt der Roman mit guter Ermittlungspolizei, die durchaus auch am Schreibtisch stattfindet. Die Zusammenarbeit von Staatsanwaltschaft und Polizei wird darüber hinaus derart genau dargestellt, dass man beim vorliegenden Roman den Eindruck bekommt, es mit einem True-Crime-Verbrechen zu tun zu haben. Dabei ermittelt das Trio nicht alleine, sondern es kommt - wie im Polizeialltag üblich - auch zum regen Austausch mit anderen Kommissariaten im Ruhrgebiet.

Freunde seit Schultagen

Durch den Wechsel der Erzählperspektiven zwischen den drei Protagonisten kommt kaum Langeweile auf. Ungewöhnlich ist dabei, dass sich Camilla Lopez, die kubanische Wurzeln besitzt, der Deutsch-Türke Deniz Müller sowie der für ein Internetportal arbeitenden Alexander Rahn nicht nur seit ihrer Schulzeit kennen, sondern dass die Staatsanwältin mit beiden jeweils eine kurze Beziehung hatte. Alle verbringen daher nicht nur beruflich, sondern auch privat viel Zeit miteinander. Die drei Figuren dürfen aber gerne noch etwas mehr Profilierung und Trennschärfe vertragen, da sie sich noch zu sehr ähneln. Dies gilt besonders für die karrierebewussten Lopez und Müller. Auch wenn die Staatsanwältin etwas emotionaler erscheint, Müller als Lebemann und Rahn vereinzelt als Zyniker auftritt, werden alle als äußerst klug und clever dargestellt.

Fazit

Wer Kriminalromane mag, die ein durchaus authentisches Bild der Polizeiarbeit zeigen, der ist bei Norbert Horsts neuer Krimireihe genau richtig. Auch wenn es vielleicht etwas an Tempo mangelt und die Figuren noch etwas mehr Tiefe haben dürften, gelingt dem Autor ein insgesamt gelungener Auftakt der Essener-Krimireihe, der Lust auf mehr macht. Ein Kriminalroman mit viel Ruhrgebiet-Flair.

Lost Places

Norbert Horst, Goldmann

Lost Places

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