Dunkelhaus

  • Goldmann
  • Erschienen: November 2023
  • 1
Dunkelhaus
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Thomas Gisbertz
86°1001

Krimi-Couch Rezension vonNov 2023

Fjell beweist erneut, warum er aktuell vollkommen zurecht zu den besten skandinavischen Thriller Autoren gehört.

Der 49-jährige Osloer Hauptkommissar Anton Brekke steckt gerade inmitten einer Mordermittlung in Kristiansand, als er eine traurige Nachricht erhält: Harald Uteng, pensionierter Hauptkommissar und Brekkes früherer Mentor bei der Polizei, ist bei einem tragischen Unfall auf seinem Hausboot tödlich verunglückt. Als sich der junge Podcaster Kristian Bolstad meldet, ist Brekke zunächst wenig interessiert. Als er aber erfährt, dass Uteng, der ansonsten den Kontakt mit der Öffentlichkeit mied, mit Bolstad einen Podcast plante, ist der Ermittler hellwach. Denn in drei Episoden wollte Brekkes einstiger Fürsprecher und Freund kurz vor seinem Tod über einen alten Fall sprechen, an dem auch Brekke als junger Polizist beteiligt war: den Mord an einem 17-jährigen Mädchen, dessen blutüberströmte Leiche man in einer verlassenen Hütte im Wald fand. Zwar wurde der Täter gefasst, dennoch ließ der Fall Uteng nie richtig los. War der pensionierte Hauptkommissar nun auf eine neue Spur gestoßen? Musste er sterben, weil jemand verhindern wollte, dass Uteng neue Hinweise veröffentlicht? Zusammen mit seinem Kollegen Magnus Torp reist Anton Brekke nach Aremark und nimmt inoffiziell wieder Ermittlungen im alten Fall auf. Dabei stößt er auf ein dunkles Geheimnis, das für immer unentdeckt bleiben sollte.

Norwegischer Bestsellerautor

Autor Jan-Erik Fjell wurde 1982 geboren und wuchs bei Fredrikstad im Westen des Oslofjords auf. Nachdem er an der Universität viele Kurse und mehrere Ausbildungen, u.a. ein Lehramtsstudium, begann und wieder abbrach, ist er heute als Radiomoderator tätig und widmet sich dem Schreiben von Thrillern. In Norwegen zählt Jan-Erik Fjell längst zu den aktuell erfolgreichsten Thriller Autoren. Seine Reihe um Hauptkommissar Anton Brekke stürmt in seiner Heimat nicht nur regelmäßig die Bestsellerlisten, sondern wurde auch mehrfach ausgezeichnet. Nachdem bei Rowohlt 2011 bereits die ersten beiden Bände als eBook erschienen, hat man es dem Goldmann Verlag zu verdanken, dass die Anton-Brekke-Reihe nun als Paperback veröffentlicht wird. Den Anfang machte im März mit „Nachtjagd“ zunächst der packende sechste Band der Serie. Nun legt der Verlag mit „Dunkelhaus“ den ebenso spannenden siebten Teil der inzwischen zehnbändigen Reihe vor.

Unentdeckte Autoren

Der Goldmann Verlag scheint ein Händchen für Autoren zu haben, deren Romane bislang in Deutschland eher unter dem Radar blieben. Nach Steve Cavanaghs Reihe um den New Yorker Anwalt Eddie Flynn, der mittlerweile auch hierzulande regelmäßig die Bestsellerlisten stürmt, scheint man auch mit Jan-Erik Fjell einen absoluten Glücksgriff getan zu haben. Nachdem bereits „Nachtjagd“ ein Thriller auf allerhöchstem Niveau war, bietet nun auch der Folgeband Nordic Crime vom Feinsten.

Auch wenn „Dunkelhaus“ weniger aufwendig konstruiert ist, überzeugt der Thriller mit einer durchweg spannenden und wendungsreichen Handlung, die den Leser mitnimmt in einen kleinen Ort an der Grenze zu Schweden. Hier ereignete sich 1991 ein grausamer Mordfall, in den der junge Anton Brekke als Polizeianwärter direkt involviert war. Im Rahmen der Ermittlungen lernte er den bereits damals bekannten Hauptkommissar Harald Uteng kennen und schätzen. Eher durch Zufall gelang es beiden, den Täter zu fassen. Dennoch blieb über all die Jahre hinweg ein ungutes Gefühl bei Uteng zurück, bestreitet der vermeintliche Mörder Espen Skaar, der vor einiger Zeit vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen wurde, doch bis heute seine Schuld an der Tat. Hat sich Skaar jetzt am ehemaligen Ermittler dafür gerächt, jahrelang unschuldig hinter Gittern gesessen zu haben?

Cleverer Plot und gnadenlose Spannung

Erneut überzeugt der Roman mit einem starken Ermittlerduo, das sich nicht nur gut ergänzt, sondern auch in seiner Darstellung zu überzeugen weiß. Der fast fünfzigjährige Brekke ist für den 30-jährigen Kommissar Magnus Torp das, was für ihn früher Harald Uteng war: ein Förderer, von dem der noch eher unerfahrene Torp viel lernen kann. Was seine Ermittlungsarbeit betrifft, bewegt sich Brekke aber auch immer wieder in einem Graubereich. Er weiß, dass er bei der Jagd nach Verbrechern niemals das Gesetz brechen darf - aber zumindest etwas dehnen. Der Hauptkommissar kennt seine Grenzen und weiß, man er die Füße stillhalten muss.

Insgesamt ist es ein großes Vergnügen, Anton Brekke und Magnus Torp auf ihrer Verbrecherjagd zu begleiten. Dies liegt neben der gelungenen Figurendarstellung vor allem am stringenten, gradlinigen Erzählstil und den cleveren Perspektivwechseln, die der Autor immer wieder vornimmt. Auch an einer düsteren Atmosphäre mangelt es nicht. Wenngleich der „Wechsel“ zwischen den einzelnen Tatverdächtigen vielleicht etwas zu überdeutlich hervortritt, schmälert dies die Spannung keineswegs, denn der Autor überrascht mit einem grandiosen Ende. Fjell liefert mit „Dunkelhaus“ feinste skandinavische Krimikost.

Fazit

Autor Jan-Erik Fjell beweist erneut sein großes literarisches Talent. Der Autor erinnert in seinem Schreibstil an seinen großen Thriller Kollegen Jørn Lier Horst, gleichzeitig entwickeln seine Romane aber einen ganz eigenen Sound. Fjell ist weniger düster als etwa ein Jo Nesbø, aber keineswegs weniger spannend. Der Roman weiß mit einer kurzweiligen, packenden Handlung zu überzeugen. Jan-Erik Fjell ist längst kein Geheimtipp mehr. Ohne Zweifel zählt er bereits jetzt zu den angesagtesten skandinavischen Thriller Autoren. „Dunkelhaus“ ist ein Muss für alle Liebhaber des Nordic Crime.

Dunkelhaus

Jan-Erik Fjell, Goldmann

Dunkelhaus

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