Das Gotteselixier

  • Lübbe
  • Erschienen: Januar 2023
  • 1
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Thomas Gisbertz
84°1001

Krimi-Couch Rezension vonFeb 2023

Ein fulminanter Thriller, der Wissenschaft, Kirche und Fiktion meisterhaft miteinander verwebt.

Weihbischof Stefano Lombardi und sein bester Freund Alessandro Badalamenti machen im Auftrag von Kardinal Turilli eine rätselhafte Entdeckung in Rom. In einem heruntergekommenen Haus in der Nähe des Bahnhofs finden sie in einem Intensivkrankenbett den einflussreichen Kardinal Pabil. Aber nicht nur dieser merkwürdige Umstand bereitet Lombardi Kopfzerbrechen. Der Körper des 90-jährigen Geistlichen wirkt wie der eines jungen, gesunden Mannes. Doch bevor Lombardi und sein Freund sich Pabil genauer anschauen können, werden sie von einem Unbekannten entführt. Während dem Weihbischof wenig später die Flucht gelingt, bleibt Badalamenti unauffindbar. Die einzige Spur ist eine kleine Ampulle, die Lombardi kurz zuvor von seinem Freund mit den Worten erhielt: „Zeig das Turilli, sag ihm, ich hatte recht.“ Während wenig später in Rom das Gerücht eines Wunders umgeht, macht sich Lombardi auf die Suche nach Badalamenti - während er selber von der Polizei verfolgt wird. Der Weihbischof weiß, dass nur eine Person ihm helfen kann, der er bedingungslos vertraut: die Quantenphysikerin Samira Amirpour.

Für beide beginnt eine wilde Jagd quer durch Europa, bei der sie sich nicht nur einmal in Lebensgefahr begeben. Die Frage, die beide antreibt: Hat Pabil möglicherweise ein medizinisches Mittel gegen das Altern gefunden? Wenn ein solches Mittel tatsächlich existiert, wäre Unsterblichkeit keine Utopie mehr. Doch Lombardi und Amirpour sind nicht die einzigen, die nach einer Antwort suchen - und einige scheinen für die Unsterblichkeit bereit zu sein, alles zu tun.

Wissenschaftsredakteur und Thrillerautor

Der Österreicher Reinhard Kleindl ist nicht nur Autor, sondern auch begeisterter Kletterer und diplomierter Wissenschaftler. Er studierte an der Grazer Universität Theoretische Elementarteilchenphysik. Nach seinem Abschluss 2004 arbeitete Kleindl als Trainer im Bereich Sportklettern und begann 2006 als freier Journalist für Wissenschaftsthemen zu schreiben. Internationale Bekanntheit erlangte er aber zunächst als Extremsportler mit waghalsigen Slacklineaktionen. Neben seiner Tätigkeit als Schriftsteller ist Kleindl Wissenschaftsredakteur bei der österreichischen Tageszeitung „Der Standard“.

Nun erscheint mit „Das Gotteselixier“ der zweite Band der Lombardi-Amirpour-Reihe, der noch temporeicher und genauso spannend ist wie der Auftakt „Die Gottesmaschine“. Wie schon im ersten Teil basiert auch diesmal die Geschichte auf realen wissenschaftlichen Theorien und Fakten. Und Reinhard Kleindl ist wahrlich ein Meister darin, neueste wissenschaftliche Erkenntnisse mit einer unglaublich packenden fiktionalen Geschichte zu verbinden. Wer sich für die Hintergründe zum Roman und weitere interessante wissenschaftliche Erkenntnisse interessiert, dem sei ein Blick auf die Websites des Autors empfohlen.

Besser als Dan Brown

Die katholische Kirche, insbesondere der Vatikan, sind immer wieder Gegenstand von Verschwörungstheorien und den wildesten Spekulationen. Sie dienen somit nicht erst seit Dan Brown als idealer Nährboden für Thrillerautoren. Was aber Reinhard Kleindl von den meisten „Unterhaltungsliteraten“ unterscheidet, ist die wissenschaftliche Grundlage, auf die er seine Werke stellt. Somit kommt der Leser gleich doppelt auf seine Kosten. Dank einer umfassenden, fundierten Recherche erfährt er nicht nur einiges über das Thema „Unsterblichkeitstheorien“, die bis zum Gilgamesch-Epos zurückgehen, der in seinen verschiedenen Fassungen sicherlich das bekannteste Werk der akkadischen und der sumerischen Literatur darstellt. Vergangenheit und Zukunft gehen hier nahtlos in einander über. Darüber hinaus ist Kleindl einfach ein guter Thrillerautor, der es versteht, die wissenschaftlichen Fakten in eine unterhaltsame Story zu packen. Eines wird schnell deutlich: Was hier als Science-Fiction-Geschichte erscheinen mag, ist oft längst (traurige) Realität geworden. Ähnlich wie seine Protagonisten zwingt der Autor seine Leser dazu, sich mit diversen Fragestellungen rund um die behandelten Themen auseinanderzusetzen und letztendlich auch für sich eine Antwort auf die finale Frage zu finden, ob man ewig leben wolle. Dabei gelingt es Kleindl mühelos, die Leser für diese Themen zu begeistern.

Fakten und Tempo

Faszinierend sind auch die realen Einblicke, die Reinhard Kleindl den Lesern rund um den Vatikan gewährt, zum Beispiel in die mythische Nekropole unter den Grotten des Petersdoms und dem vermeintlichen Ort des Petrusgrabes. Aber keine Sorge: „Das Gotteselixier“ ist in erster Linie ein wirklich temporeicher Thriller, der die Protagonisten von Rom über Reykjavik, Prag und Berlin wieder in den Vatikan führt. Man muss aber aufmerksam lesen, da es nicht gerade wenige Figuren und zahlreiche Informationen zu ordnen gilt. Dies führt am Ende des Romans dazu, dass viele offene Fragen und der ein oder andere Handlungsfaden von den Figuren im Gespräch rückblickend beantwortet werden müssen. Dies ist aber nicht weiter störend. Der Schluss lässt auch darauf hoffen, dass die Lombardi-Amirpour-Reihe noch lange nicht zu Ende ist.

Fazit

Reinhard Kleindl gelingt erneut ein hochexplosiver Thriller, der wichtige Fragen unserer Zeit mit einer cleveren Story verbindet. Es gibt aktuell keinen anderen Autor, der Wissenschaft, Religion und Fiktion derart eindringlich und gewinnbringend miteinander verbindet wie der Grazer Kleindl.

Das Gotteselixier

Reinhard Kleindl, Lübbe

Das Gotteselixier

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