Mord in den Schären

  • HarperCollins
  • Erschienen: Juli 2019
  • 2
Mord in den Schären
Mord in den Schären
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Birgit Stöckel
20°1001

Krimi-Couch Rezension vonAug 2019

Langeweile in den Schären

Skandinavische Krimis sind spätestens seit Henning Mankells Erfolg mit seiner Reihe um den Kommissar Kurt Wallander auch in Deutschland sehr beliebt. Joe Nesbø, Stieg Larsson, Jussi Adler-Olsen oder auch das Autorenduo Michael Hjorth und Hans Rosenfeldt - sie alle haben ihre Bücher in hohen Auflagen verkauft und haben eine große Fangemeinde, die begeistert auf neuen Lesestoff wartet. Doch auch skandinavische Autoren sind nicht per se Naturtalente und so findet sich auch auf diesem Gebiet diverse enttäuschende Lektüre. „Mord in den Schären“ von Anna Ihrén gehört leider zu der letzteren Kategorie.

Dennis Wilhelmson ist Mitglied einer Elitegruppe der Göteborger Polizei, sozusagen ein Star in deren Reihen, und hätte seinen letzten Einsatz fast mit dem Leben bezahlt. Als Dank dafür wollen ihn seine Vorgesetzten nun auf einen langweiligen Schreibtischjob versetzten. Da ihn auch noch seine Freundin abgesägt und ihm damit das Herz gebrochen hat, steckt er seine Ersparnisse in einen Maserati (ja, das Klischee winkt einem hier schon ganz heftig zu) und braust mit diesem nach Smögen, einer idyllischen schwedischen Schäreninsel, auf der er die Sommer seiner Jugend verbrachte, um dort seine Wunden zu lecken.

Mit der Idylle ist es allerdings nicht weit her: Im Hafenbecken treibt die Leiche eines jungen Mannes und zudem ist der Mann von Dennis Jugendliebe spurlos verschwunden, nachdem er zu einem Tauchgang aufbrach, von dort aber nie mehr auftauchte.

Als der örtliche Ermittler ausfällt, zwingt Dennis Vorgesetzte aus Göteborg ihn, seinen Urlaub abzubrechen und sich der Nachforschungen anzunehmen. Ihm zu Seite stehen die Polizeianwärterin Sandra und zwei weitere, äußerst unmotivierte, Mitarbeiter sowie ein Verbindungsmann nach Göteborg, der schon seit Jahren Innendienst schiebt und von der Arbeit „an der Front“ kaum mehr etwas mitbekommen hat.

Unfähige Ermittler und eine künstlich aufgeblasene Geschichte

Der Prolog weckt durchaus erstmal Interesse auf die kommenden Geschehnisse - der Rest des Buchs zerstört dieses recht schnell wieder. Das liegt zum einen an der extrem ungelenken Sprache und den mehr als hölzernen Dialogen. Von Lesegenuss kann da keine Rede sein. Außerdem erweisen sich Dennis und Sandra als sehr unfähige Ermittler. Sie stolpern so von einem Hinweis zum nächsten, finden keine Spur und wenn sie auf etwas stoßen, das eine werden könnte, kann man sicher sein, dass sie das sofort wieder vergessen.

Sie befragen Zeugen/Verdächtige, um bestimmte Informationen zu bekommen, stellen ein paar belanglose Fragen, werden dann oft unhöflich des Hauses verwiesen (was sie klaglos akzeptieren) und haben ganz vergessen, das zu erfragen, was sie ursprünglich wissen wollten. Das zieht sich durch das ganze Buch und erst nach über der Hälfte kann man die ersten kleinen Erfolge verzeichnen.

Zu viele Nebenstränge und Figuren mit eigenen Perspektiven

Hinzu kommt, das die ganze Geschichte durch mehrere Nebenstränge, eine Unmenge an weiteren Figuren, die fast alle auch noch eine eigene Perspektive bekommen, und Rückblicke in die Vergangenheit künstlich aufgebauscht wird. Es hätten hier ganze Handlungsstränge und Figuren gelöscht werden können, ohne dass sich an der restlichen Geschichte etwas ändert. Auch die Rückblicke in die Vergangenheit sind über weite Strecken hinweg langweilig geschrieben und die Aufklärung, was es mit diesen auf sich hat, ist dann auch noch mehr als dürftig.

Auch die Figurenzeichnung lässt zu wünschen übrig. Sandra, die Polizeianwärterin, geht einem beim Lesen recht schnell auf die Nerven, da sie sich maßlos überschätzt und andauernd beleidigt vor sich hin grübelt, wenn sie nicht alles darf oder nicht alles weiß. Sie ist zwar in sich logisch gezeichnet, doch dass sie nie von jemandem in die Schranken gewiesen wird, verwundert gelinde gesagt dann doch. Noch nicht einmal Super-Cop Dennis kümmert sich darum und leitet sie an. Dieser Super-Cop ist es allerdings auch, der in einer brenzligen Situation genau den gleichen dämlichen Anfängerfehler begeht wie seine Kollegin - das hätte vermutlich Spannung erzeugen sollen, ärgert aber einfach nur, da er es hätte besser wissen müssen.

Fazit:

Vielleicht hätte aus der Grundidee ein einigermaßen spannender Krimi werden können, doch die sich extrem hinziehenden Ermittlungen ohne Ergebnis und die völlig überflüssigen Nebenstränge und Figuren sowie die ungelenke und hölzerne Sprache machen „Mord in den Schären“ zu einem der langweiligsten Krimi, den ich bisher gelesen habe.

Mord in den Schären

Anna Ihrén, HarperCollins

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