Redemption Point

  • Suhrkamp
  • Erschienen: Oktober 2018
  • 7
  • Berlin: Suhrkamp, 2018, Seiten: 441, Übersetzt: Andrea O'Brien
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Jörg Kijanski
70°1001

Krimi-Couch Rezension vonApr 2019

Zweiter Fall für das ungewöhnlichste Ermittlerduo Australiens

Es ist gerade einmal ein halbes Jahr her, da haben der vermeintliche Kinderschänder Ted Conkaffey und die wegen Mordes verurteilte Amanda Pharell in dem beschaulichen Crimson Lake ihren ersten gemeinsamen Fall als Privatermittler gelöst. Zwei Polizisten sitzen seitdem in Haft, die unerfahrene Philippa Sweeney rückte nach bestandener Prüfung als Detective Inspector nach und steht nun vor der Leitung ihres ersten Mordfalles, der zugleich ein Doppelmord ist.

Am Rand des Regenwaldes und am Ufer des Creek liegt - etwas einsam - das „Barking Frog Inn“, in dem die jungen Barkeeper Keema Daule und Andrew Bell eiskalt erschossen wurden. Bells Vater beauftragt zusätzlich Amanda Pharell mit den Ermittlungen, da er der örtlichen Polizei nicht traut. Während Sweeney auf die Zusammenarbeit mit der ganzkörpertätowierten Ermittlerin dringend angewiesen ist, stoßen Amanda und Ted bei der übrigen Polizei auf schroffe Ablehnung.

Dabei hat Ted eigentlich gar keine Zeit, sich um den Fall zu kümmern, da ihn die eigene Vergangenheit einholt. Dale Bingley, Vater der misshandelten Claire, verlangt nach Rache und dringt in Teds Haus ein. Auch Khalid Farah, einer der führenden Drogendealer des Landes, will im Fall Bingley mitmischen, denn wer den Vergewaltiger eines jungen Mädchens umbringt, der gewinnt in seinen Kreisen weiter an Respekt.

Zudem glaubt Farah, Ted noch einen Gefallen schuldig zu sein. Nur, sollte Bingley oder Farah den wahren Täter finden, wäre das wohl dessen Todesurteil und Teds Chancen, jemals seine Unschuld beweisen zu können, würden drastisch sinken…

Etwas zu viel vom Vorgänger

Der zweite Roman der Conkaffey-Pharrell-Reihe „Redemption Point“ setzt – sechs Monate später – unmittelbar am Vorgänger „Crimson Lake“ an. Nahezu alle bekannten (Neben-)Figuren sind wieder mit dabei und auch sonst gibt es zahlreiche Parallelen. Die Vergangenheit von Amanda und Ted, deren (vermeintliche) Taten und ihre Zeiten im Gefängnis sowie ihre dortigen Erlebnisse werden ausführlich vorgestellt.

Wer den ersten Teil kennt, entdeckt somit vieles wieder oder anders formuliert, muss etliche Wiederholungen über sich ergehen lassen. Während Amandas Macke, ständig in Reimform zu sprechen, auf ein erträgliches Maß reduziert wurde, kann einem Teds Gänsefamilie derweil ein wenig nerven, nimmt diese doch ein wenig zu viel Platz ein.

„Ich hab’s verkackt, wie alles andere auch. Mein Gott, ich fühl mich so scheiße.“

„Du bist ein Cop, das gehört dazu.“

„Sich Scheiße fühlen und völlig überfordert zu sein. Stimmt. Stand beides in der Stellenbeschreibung.“

Wem einige Längen in der Geschichte nichts ausmachen, der wird sich gleichwohl auch an diesem Band erfreuen, zumal dieser die Aufklärung von Teds angeblichen Vergehen aus „Redemption Point“ beinhaltet, was nicht wirklich ein Spoiler ist. Denn die Geschichte wird aus gleich drei Erzählperspektiven geschildert.

Der Ich-Erzähler Ted Conkaffey übernimmt den Hauptteil, dazu gibt es Erzählstränge in der dritten Person sowie Einträge aus einem Tagebuch. Vom wem letztere stammen? Ja, genau - von wem auch sonst? Die Einblicke in das Leben und Denken eines Pädophilen sind von Natur aus nichts für zarte Nerven, zudem beschreibt die vielfach mit Krimipreisen ausgezeichnete Autorin dessen Eintragungen recht „authentisch“.

Einigermaßen harmlos beginnend mit einem zunehmend bedrohlicheren, perfiden Unterton. Bleibt noch zu erwähnen, dass Teds Familienleben und die Schmutzkampagne der Medien ebenfalls ihre ausführliche Fortsetzung erfahren, reichlich Action gibt es obendrein.

Fazit:

Candice Fox hat im vorliegenden Fall etwas zu viel von allem gewollt. Die Wiederholungen und Parallelen zum Vorgänger sind deutlich ausführlicher als in vergleichbaren Fällen, die Spannungskurve ist hingegen überschaubar und in einigen Fällen der Handlung recht vorhersehbar. Da hilft auch die stellenweise brutale Action nicht wirklich, um die Schwachstellen zu überdecken. Erlösung, zumindest ein bisschen, gibt es immerhin für Ted.

Redemption Point

Candice Fox, Suhrkamp

Redemption Point

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