American Assassin - Wie alles begann

  • Festa
  • Erschienen: Januar 2016
  • 2
  • New York: Atria Books, 2010, Titel: 'American Assassin', Originalsprache
  • Leipzig: Festa, 2016, Seiten: 500, Übersetzt: Alexander Rösch
American Assassin - Wie alles begann
American Assassin - Wie alles begann
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Andreas Kurth
75°1001

Krimi-Couch Rezension vonAug 2016

Wenn sich der glühende Hass ungehemmt Bahn bricht

Der junge College-Student Mitch Rapp ist völlig verzweifelt. Seine Verlobte saß in dem Pan-Am-Flug 103, der 1988 von muslimischen Terroristen gesprengt wurde und über dem schottischen Lockerbie abstürzte. Als Mitch dann von der CIA-Mitarbeiterin Irene Kennedy angeworben wird, sieht er für sich eine Möglichkeit, endlich Rache zu nehmen. Im Camp trifft er auf den knochen-harten Ausbilder Stan Hurley, mit dem sogleich ein Kräftemessen stattfindet. Mitch überwindet alle Widerstände - auch durch Fürsprache höherer CIA-Agenten - und wird in einen ersten Einsatz in Istanbul geschickt, den er unkonventionell erledigt. Danach steht überraschend ein dringender Einsatz in Beirut auf dem Plan, und Rapp soll - trotz seiner geringen Erfahrung - mit Stan Hurley dem islamischen Terrornetz erheblichen Schaden zufügen. In Beirut ist die Lage unübersichtlich und kompliziert, und Mitch muss gleich bei seiner ersten Feuertaufe das eigene Leben einsetzen.

Man mag diese Art Agenten-Roman, oder eben nicht

Einige Jahre nach dem Tod von Vince Flynn ist auch in Deutschland der Prequel-Roman zu seiner Mitch-Rapp-Reihe erschienen. Wie bei vielen solcher Reihen über scheinbar unkaputtbare Anti-Terrorkämpfer gilt die einfache Regel - man mag diese Art Roman, oder man findet sie total banal. Meine Rezensenten-Kollegen auf der Krimi-Couch haben die Romane von Vince Flynn nicht mal mit der Kneifzange angefasst. Die Couch-Leser haben das anders gesehen - und die Bücher regelmäßig mit mit Werten über 90 Grad beurteilt, selten knapp darunter. Und bei den Seiten-Aufrufen auf der Couch hat Vince Flynn lange Jahre stabil unter den Top-10 gestanden.

Was bieten seine Romane dem Leser? Action und enorme Spannung sind bei den Mitch-Rapp-Romanen garantiert. Ich habe sie fast alle gelesen, und mich immer hervorragend unterhalten gefühlt. Wer die Reihe bisher nicht kannte, wird allerdings mit American Assassin zunächst warm werden müssen. Im Gegenzug dazu ist der Roman natürlich ein perfekter Einstieg, um die anderen Mitch-Rapp-Romane anschließend zu lesen, man wird dann vieles anders und besser einordnen können.

Rapp ist nur eine weitere Schachfigur für die höheren CIA-Chargen

Wie das bei einem Prequel nun mal so ist, wird die Figur Mitch Rapp ausführlich und in aller Tiefe und Breite eingeführt. Seine ersten Schritte im Ausbildungscamp sind vom Autor ziemlich dick aufgetragen. Rapp kontert alle Intrigen und Provokationen, setzt sich scheinbar knallhart durch - irgendwie ein Alleskönner. Dennoch ist immer klar, dass er im Grunde nur eine weitere Schachfigur für die höheren CIA-Chargen ist - was im Ergebnis aber seinen Rachedurst in eine gewünschte Richtung kanalisiert.

Als Kontrast dazu verfolgt der Leser die Aktionen der verschiedenen Milizen und Terrorgruppen in Beirut. Dabei wird deutlich, dass dieser Schmelztigel im Libanon Ende der 1980er Jahre eine mehr als lebensgefährliche Weltgegend ist. Syrischer und russischer Geheimdienst, Al-Quds-Brigade, Islamischer Dschihad, Al Fatah - als Gegenspieler der CIA ist so einiges versammelt. Das mag etwas überzogen oder unrealistisch erscheinen, aber die Realitäten waren und sind im Nahen Osten zuweilen etwas anders, als man es sich im heimischen Wohnzimmer so vorstellt.

Ein gut lesbarer und unterhaltsamer Prequel für die Mitch-Rapp-Reihe

Das Terrornetz ist weit verzweigt, und in Finanzierung und Nachschub sind etliche dunkle Figuren eingebunden - die damit vor allem eine Menge Geld verdienen. Es geht um Männer und Waffen, Flug- und Fahrzeuge, die alle bezahlt werden müssen. Drogengeschäfte, Waffenschieberei, Macht- und Einfluss-Sphären - vom Libanon über Syrien und Russland bis nach Deutschland und in die Türkei reichen die Tentakel der Terror-Krake. Irgendwie hat sich seit damals gefühlt wenig geändert, es ist nicht mehr die Sowjetunion, sondern Russland, und die Zentren mögen teilweise andere geworden sein, aber das schmutzige Spiel ist auch in der Gegenwart noch das Gleiche.

Überall sitzen religiöse Fanatiker und Kriminelle ohne Skrupel, die durch den Terror reich oder mächtig geworden sind - oder gar beides. Von Geschichten um scheinbar unerschrockene Kämpfer wie Mitch Rapp, die sich dem entgegen stellen, geht daher nach wie vor eine große Faszination aus.

Wem das mit zu viel Heldentum und Patriotismus getränkt ist, der sollte die Hände von diesem Buch und von dieser Reihe lassen. Wer das aber gerne liest, wird hier mit einem flüssigen und spannenden Schreibstil hervorragend unterhalten. Das Buch mag die eine oder andere Schwäche haben, aber es ist ein gut lesbarer und durchaus unterhaltsamer Prequel für die Mitch-Rapp-Reihe.

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Vince Flynn, Festa

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