Provenzalische Verwicklungen

  • audio media
  • Erschienen: Januar 2014
  • 8
  • München: audio media, 2014, Seiten: 5, Übersetzt: Götz Otto, Bemerkung: gekürzt
  • München: Blanvalet, 2015, Seiten: 335, Originalsprache
Provenzalische Verwicklungen
Provenzalische Verwicklungen
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Andreas Kurth
65°1001

Krimi-Couch Rezension vonApr 2014

Tödliche Rezepturen in schöner Umgebung

Pierre Durand hat sich nach einem Streit mit einem Vorgesetzten aus Paris in die Provence versetzen lassen. Im idyllisch gelegenen Sainte-Valérie leitet er nun seit einigen Jahren die städtische Polizei, muss sich mit Verkehrssündern und ähnlichem herum schlagen. Nun verlässt ihn gerade seine eigenwillige Freundin und da wird auch noch im Wein-Tank eines neuen Luxushotels ein Toter gefunden. Zwischen  Weinbergen und Olivenhainen startet der ehemalige Pariser Kommissar seine Ermittlungen, muss den Fall aber zu seinem Unwillen schon bald an die Police National abgeben. Dabei ist es ein Mord mit lokaler Brisanz der bekannte Dorfcasanova ist das Opfer. Und an den Weintank wurde das Rezept für Coq au vin geheftet eine mehr als sinnige Anspielung. Pierre Durand lässt sich die Sache nicht komplett aus der Hand nehmen, vor allem, weil es bald eine zweite Leiche gibt. Die Dorfbewohner schweigen stur und verbissen, und so setzt der auswärtige Ermittler schon bald auf die Mithilfe des städtischen Polizisten.

Sturschädel und gutes Essen

Wer aufmerksam die Autorenseite von Sophie Bonnet im Internet liest, wird unschwer erkennen, wer sich hinter diesem Namen tatsächlich verbirgt. Aus den kriminalistischen Wirren der Vergangenheit hat sich Heike Koschyk unter dem Pseudonym Sophie Bonnet in die Gegenwart begeben. Es geht in diesem Roman um provenzalische Sturschädel, um verletzte Gefühle und immer wieder um gutes Essen. Und bei allem Lokalkolorit vermeidet es Sophie Bonnet glücklicherweise, das Buch zu einem erweiterten Reiseprospekt für die Provence zu machen, auch wenn sie ihre Bewunderung für diesen Landstrich im Süden Frankreichs stets durchklingen lässt. Aber die Sturheit der Provenzalen und ihr Sinn für gutes Essen wird überaus authentisch geschildert, was den mehrfachen Aufenthalten der Autorin im schönen Südfrankreich geschuldet sein dürfte.

Mord versetzt Provinznest in Aufruhr

Und so lässt sie ihren Kommissar fast schon in Urlaubsatmosphäre ermitteln. Zirpende Zikaden, der Duft von Lavendel und Thymian, eine tolle Berglandschaft. Wären da nicht die düsteren Gedanken von Pierre Durand um seine Vergangenheit in Paris, er könnte sein neues Leben als Chef der "Police Municipale" genießen. Nun also auch noch dieser spektakuläre Mord, der das ganze Dorf in Aufruhr versetzt. Als ihn dann auch noch die Vergangenheit einholt, und ihm der Fall entzogen wird, schaltet Durand auf Trotz um. Er zimmert sich eine Begründung zurecht, um auch als städtischer Polizist weiter ermitteln zu können. Insofern passt er durchaus zu den provenzalischen Sturschädeln, den er mit viel Geschick immerhin etliche wichtige Informationen entlockt. Und weil hier offenbar der Boden für eine ganze Reihe von Kriminal-Romanen bereitet werden soll, muss auch das Privat- und Liebesleben des Polizisten ausführlich dargelegt werden.

Zuviel Privates zu wenig Spannung

Der Plot ist gut ausgedacht, es ist schon fast feinsinnig, sofern das bei einem Mord überhaupt möglich ist, wenn ein im ganzen Dorf bekannter Schwerenöter in Wein ertränkt wird  - und das Rezept für "Coq au vin" am stählernen Tank hängt. Aber auch der übergeordnete Hintergrund, der Kampf um Marktanteile in der Tourismusbranche, ist offensichtlich gut recherchiert. Der Roman leidet allerdings ein wenig an seiner Spannungsarmut.  Pierre Durand schlägt sich ausgiebig mit privaten Problemen herum für meinen Geschmack etwas zu viel für einen Kriminalroman. Das macht das Buch nicht langweilig, aber etwas mehr Tempo und Konzentration auf den eigentlichen Kriminalfall hätte gut getan. Der Konkurs und die Tändelei mit der Köchin sind ganz nett, aber verwässern das ganze Geschehen doch zu sehr. Immerhin präsentiert Sophie Bonnet ihren Lesern einige interessante Charaktere, und so ist diese Mischung aus Krimi und Milieustudie amüsant und interessant zu lesen, aber wenn Pierre Durand wieder ins Rennen geschickt wird, sollte es etwas dynamischer zugehen.

Provenzalische Verwicklungen

Sophie Bonnet, audio media

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