Argwohn

  • Piper
  • Erschienen: Januar 2014
  • 2
  • München: Piper, 2014, Seiten: 496, Originalsprache
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Andreas Kurth
85°1001

Krimi-Couch Rezension vonMai 2013

Mafiosi und ein Monster in Menschengestalt

An drei verschiedenen Punkten in Europa entwickeln sich Kriminalfälle, die erst viel später zusammen gehören werden. Kommissar Paul Regen wird in München zu eher langweiliger Arbeit abgeschoben, aber ein abgetrennter Arm, der in der Isar gefunden wird, entwickelt sich durch seine Hartnäckigkeit zu einem brisanten Fall. Deutlich spektakulärer ist der Bombenanschlag auf die Zentrale der europäischen Polizei ECSB im niederländischen Amsterdam. Solveigh Lang hat Glück, sie ist zu der Zeit nicht im Gebäude. Aber am Sammelpunkt angekommen muss sie mit ansehen, wie weitere ihrer Kollegen im Kugelhagel der hinterhältigen Angreifer sterben. Erste Ermittlungen zeigen, dass ein Verräter dafür verantwortlich ist, den Mördern und ihrer Bombe so problemlos Zugang zur Zentrale der Polizeieinheit zu verschaffen. Die Überlebenden müssen sich nun reorganisieren und schnell den Maulwurf finden. Ganz im Osten von Europa träumen derweil zwei junge Mädchen vom Glanz und Glamour des Westens und fallen so auf eine üble Menschenhändlerbande herein. Statt der versprochenen Modeljobs sind die beiden plötzlich auf einer Reise ins Ungewisse.

Protagonisten fallen aus der Norm

Jenk Saborowski hat mit seinem dritten Roman über Solveigh Lang und ihre Kollegen abermals einen spannenden und gut lesbaren Thriller vorgelegt. Und auch in Argwohn zeigt er eine gute Portion schwarzen Humor - seine Protagonisten sind wie gewohnt recht außergewöhnlich. Es handelt sich überwiegend um Personen, die irgendwie aus der Norm fallen. Das beginnt bei seiner Haupt-Protagonistin und endet bei ihrem im Rollstuhl sitzenden Superhirn-Kollegen noch lange nicht. Mit den bekannten Akteuren kommt man allerdings besser zurecht, wenn man die Vorgänger-Bände "Operation Blackmail" und "Biest" bereits gelesen hat, aber man kann auch mit Argwohn einsteigen, denn Saborowski beschreibt alle Protagonisten ausführlich. Dennoch baut einiges auf der Vergangenheit auf, da muss sich der Leser dann hineindenken.

Handlungsstränge laufen lange parallel

Die Orientierung wird in diesem Buch insgesamt sehr leicht gemacht, denn die zuweilen recht kurzen Abschnitte haben jeweils Angaben zu Ort und Datum was ich persönlich außerordentlich schätze. Denn gerade in Thrillern mit nebeneinander herlaufen Handlungssträngen verliert man ansonsten schnell die Übersicht diese Gefahr ist bei Jenk Saborowski nicht gegeben, trotz aller Dynamik, die seine Erzählungen an den Tag legen. Die Spannung wird vor allem dadurch ständig gesteigert, dass die Handlungsstränge so lange parallel laufen. Man fragt sich von Beginn an, wie der Autor das zusammen führen will, ohne sich allzu sehr zu verbiegen. Es gelingt ihm wirklich gut, mehr sei hier nicht verraten. Natürlich steht Solveigh Lang deutlich mehr im Fokus, aber auch ihr Münchener Kollege Paul Regen hat als Nebenfigur einen wichtigen Part zu absolvieren. Wobei der knorrige Ermittler mit seiner Kollegin ein hervorragendes Duo bildet die Dialoge der beiden sind genial.

Zwei große Themen werden verarbeitet

Der Autor zeigt in seinem Thriller einmal mehr, dass er ein Faible für moderne Ermittlungstechniken hat. Die Spezialisten der europäischen Polizei nutzen alles was der Markt hergibt, wobei es meist egal ist, ob diese Dinge legal oder doch eher verboten sind. Dem steht dann natürlich Paul Regen gegenüber, der sich noch der guten alten Polizeiarbeit bedient, also eher traditionelle Ermittlungsmethoden kultiviert. Augenzwinkernd lässt Saborowski hier kritische Untertöne einfließen, was seinen Roman noch lesenswerter macht. Interessant sind auch die beiden großen Themen, die hier verarbeitet werden. Es geht um den immer schwieriger werdenden Kampf gegen das organisierte Verbrechen, der zuweilen in einen Krieg ausartet. Und es geht um Menschenhandel in vielfältiger Form was für die betroffenen Frauen nicht immer in einem Bordell enden muss, wie wir in diesem Roman lernen. Aber das ist dem dramatischen und dynamischen Finale des Romans vorbehalten. Jenk Saborowski ist ein Meister der Hochspannung, der auch gute Dialoge und nachvollziehbare Plots zu Papier bringt. Mal wieder ein Autor, bei dem man sich wirklich auf das nächste Buch freut.

Argwohn

Jenk Saborowski, Piper

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