Operation Blackmail

  • Piper
  • Erschienen: Januar 2011
  • 10
  • München; Zürich: Piper, 2011, Seiten: 382, Originalsprache
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Lars Schafft
85°1001

Krimi-Couch Rezension vonJul 2011

Ein Thriller für die Generation facebook

Eine durchaus brenzlige Fragestellung: Wie vielen Verbrechen kann aus juristischen Gründen überhaupt nicht nachgegangen werden, weil es Grenzen gibt? Selbst innerhalb der EU? Trotz Interpol? Damit beschäftigt sich Debütant Jenk Saborowski aus Frankfurt in seinem ersten Thriller Operation Blackmail (Erpressung). Und erfindet mir nichts, dir nichts, die pan-europäische Eliteeinheit ECSB, die es direkt mit einem durchgeknallten wie genialen Kriminalstrategen zu tun bekommt.

Der anfangs allerdings sehr im Hintergrund bleibt. Auf offener Straße mitten in Paris wird eine Bankangestelltin erschossen. Ein Sniper? Es scheint so, doch eine E-Mail, die bei einer großen deutschen Bank mit Sitz in der Mainmetropole aufläuft, sorgt für eben soviel Klarheit im Fall des Mordes wie für ungläubiges Kopfschütteln in der Vorstandsetage: Schlappe fünfhundert Millionen fordert der Erpresser, oder es werde weitere Morde geben.

Alarmstufe rot bei den Nadelstreifenträgern. Als letzte möglich wenden sie sich an die ECSB, Special Agent Solveigh Lang soll sich dem Fall annehmen. Doch schon bald gibt es das nächste Opfer bei einer Bombenexplosion in Bologna, der nächste Tote in Athen scheint geradezu auf sie zu warten – während der Erpresser ihren Rechner hackt...

Auf über 70 kurz-knackigen Kapiteln hetzt Jenk Saborowski seine Protagonisten Solveigh Lang quer über den Kontinent. Doch ihre Widersacher wissen permanent Kontra zu geben und sind Lang & Co. immer eine Spur bzw. eine Leiche voraus.

Dabei strahlt Lang, Spitzname "Slang", eine große Faszination aus, ohne zu sehr ins Fahrwasser der Superheroine zu gelangen. Natürlich, sie ist absolut fit, was alle Belange ihres Jobs angeht, dazu mit der Fähigkeit ausgestattet, sich im übernormalen Tempo neue Kenntnisse anzueignen, aber glücklicherweise beherrscht Autor Saborowski sein Handwerk so weit, dass er ihr eine körperliche Schwäche aufbürdet. Eine, die ihr eigentlich den Job bei der ECSB unmöglich macht.

Dass Sujet von Operation Blackmail passt zudem absolut zum Zeitgeist. In Zeiten von horrenden Staatsschulden, Hedge-Fonds, Short-Gehens an der Börse, Leerverkäufen und Bankenkrisen mag man es dem Täter fast nicht verübeln, wen er hier erpresst. Freilich: Mit den Mitteln dazu wird sich kein Leser identifizieren können, mit der demonstrativen Kaltblütigkeit und teilweise auch brutaler Gewalt noch weniger.

Unter Strich liest sich Saborowskis Erstling wie ein Techno-Thriller für die Generation facebook mit schnellen Schnitten, Verbrechen 2.0 – da kennt sich der Autor wirklich aus. Geschickt baut er dazu Elemente der modernsten Forensik ein. CSI und Jeffery Deaver lassen grüßen. Was für Operation Blackmail allerdings letztendlich als großes Kompliment zu verstehen ist.

Operation Blackmail

Jenk Saborowski, Piper

Operation Blackmail

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