Sterntaler

  • Limes
  • Erschienen: Januar 2013
  • 13
  • Stockholm: Piratförlaget, 2011, Titel: 'Änglavakter', Seiten: 483, Originalsprache
  • München: Limes, 2013, Seiten: 460, Übersetzt: Susanne Dahmann
Sterntaler
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Jörg Kijanski
85°1001

Krimi-Couch Rezension vonMai 2013

Packende Cliffhanger treiben den Plot.

Als in einem Waldstück die Leiche einer jungen Frau gefunden wird, ahnen die Polizisten zunächst noch nicht, dass ihnen ein spektakulärer Fall bevorsteht. Ermittler Alex Recht erkennt hingegen schnell, dass es sich um die Studentin Rebecca Trolle handelt, die seit zwei Jahren vermisst wird. Was niemand wusste; Rebecca war bereits im vierten Monat schwanger. Damals arbeitete sie an einer Seminararbeit über die einst gefeierte Kinderbuchautorin Thea Aldin, deren Ruhm jedoch schlagartig ins Bodenlose fiel, nachdem sie vor Jahrzehnten den Mord an ihrem Ex-Mann gestand. Nicht geklärt ist hingegen bis heute, was aus ihrem Sohn wurde, der damals verschwand. Mittlerweile lebt Aldin völlig zurückgezogen in einem Pflegeheim und hat seit 1981 kein Wort mehr gesprochen. Doch die Vergangenheit ruht nicht und fordert weitere Opfer.

Recht und sein Kollege Peder Rydh rollen den alten Fall wieder auf und freuen sich, dass ihre Kollegin Fredrika Bergman plötzlich aus der Elternzeit zurückkehrt, nachdem ihr Mann, Professor Spencer Lagergren, kurzerhand die Pflege der gemeinsamen Tochter übernimmt. Zunächst glauben die Ermittler, dass Hakan Nilsson der Mörder von Rebecca sein könnte, denn dieser war in sie hoffnungslos verliebt, was nicht immer auf Gegenseitigkeit beruhte. Zunächst gilt es aber zu klären, wer der Vater von Rebeccas Kind war. Die Ereignisse drohen die Ermittler zu überfordern, denn wenige Stunden nach dem Fund Rebeccas wird eine zweite Leiche gefunden. Derweil hat Fredrika plötzlich ganz andere Sorgen, denn in alten Unterlagen Rebeccas stößt sie auf einen ihr sehr bekannten Namen: Spencer Lagergren...

Ein neuer Stern am Krimihimmel?

Der dritte Roman von Kristina Ohlsson deutet auf einen neuen Stern am skandinavischen Krimihimmel hin. Grandiose Cliffhanger packen den Leser, so dass man die gut 540 Seiten problemlos an einem Wochenende bewältigen kann. Geschickt werden gleich mehrere Tatverdächtige aufgebaut, so dass es schwierig ist, einen "Favoriten" zu erkennen. Die Perspektiven wechseln häufig ab, was ebenfalls das Tempo erhöht und Auszüge aus späteren Verhören deuten bereits früh darauf hin, dass bei diesen Ermittlungen letztlich einiges komplett aus dem Ruder gelaufen sein muss.

Hohes Tempo, bei dem die Logik nicht immer mithalten kann.

Wie bei zahlreichen Krimis aus Skandinavien üblich, so haben auch hier die Ermittler allesamt mit ihren privaten Problemen zu kämpfen. Fredrika mit ihrem Mann, der plötzlich als Verdächtiger in die Ermittlungen gerät; Peder, der einen behinderten Bruder hat und Alex, der den Tod seiner Frau noch immer nicht überwunden hat. Wen dies nicht stört, der findet hier eine temporeiche und frisch erzählte Story mit einigen Seitensträngen, die geschickt zur Verwirrung der Ermittler (und Leser) beitragen. Allerdings sollen zwei Schwachpunkte nicht verschwiegen werden. Die Handlung ist arg konstruiert und bedarf daher eines gewissen Wohlwollens auf Seiten der Leser. Zum anderen stößt die Logik an ihre Grenzen, nachdem Spencer Lagergren als Verdächtiger in den Ermittlungen auftaucht, ohne dass dies irgendwelche Konsequenzen für Fredrika als Ermittlerin hat. Ohne die Polizeiarbeit in Schweden im Detail zu kennen, darf vermutet werden, dass Fredrika wegen unmittelbarer Befangenheit sofort aus dem Team hätte herausgenommen werden müssen. Und auch Alex und Peder verhalten sich im weiteren Verlauf alles andere als vorbildlich (sehr freundlich formuliert), so dass sie ebenfalls mit dienstlichen Konsequenzen hätten rechnen müssen. Wer über diese Punkte hinweg sieht, liest einen facettenreichen Krimi, der (nicht nur) aus der Fülle skandinavischer Massenware wohlwollend herausragt.

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Kristina Ohlsson, Limes

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