Im Schatten der Pineta

  • Piper
  • Erschienen: Januar 2011
  • 8
  • Palermo: Sellerio, 2007, Titel: 'La briscola in cinque', Seiten: 163, Originalsprache
  • München: Piper, 2011, Seiten: 192, Übersetzt: Monika Köpfer
Im Schatten der Pineta
Im Schatten der Pineta
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Jörg Kijanski
85°1001

Krimi-Couch Rezension vonApr 2011

Krimi ist, wenn man trotzdem lacht. Ein großartiges Debüt.

Um es gleich vorweg zu nehmen: Marco Malvaldi, Jahrgang 1974, ist eine der Neuentdeckungen des Jahres (Startauflage: 50.000 Exemplare)! Selten kam ein Erstlingswerk so federleicht daher wie Im Schatten der Pineta, wobei sich einem allein der Buchtitel nicht ganz erschließen will, denn Pineta ist eine Stadt. Genauer gesagt ein kleiner Ort in der Toskana, gelegen an der ligurischen Küste. Hier soll es also sein, das neue Zentrum des Verbrechens, denn zwei weitere Krimis um den kauzigen Barbesitzer Massimo sind in Italien bereits erschienen. Doch der Reihe nach.

Mitten in der Nacht taucht in der BarLume ein junger Mann auf, um telefonisch einen Leichenfund zu melden. Da er nach einem ausgiebigen Discobesuch jedoch mit Alkohol und anderen Drogen zugedröhnt ist, glaubt ihm die Polizei natürlich nicht. Massimo, der Inhaber des Cafés BarLume, wittert eine gute Geschichte, denn Klatsch und Tratsch sind das Elixier seiner Kunden. So fährt er mit dem Mann zu einem Parkplatz, wo tatsächlich die Leiche einer jungen Frau in einem Container liegt. Wenig später ist die Polizei zur Stelle, allen voran Commissario Vinicio Fusco, der für seine Arroganz und Unfähigkeit stadtbekannt ist. Der anwesende Gerichtsmediziner Dr. Carli kennt das ermordete Mädchen, da er mit dessen Mutter befreundet ist. Es handelt sich um die 19-jährige Alina Costa, die am Abend ihrer Ermordung mit Bruno, einem ihrer Verehrer, verabredet war. Für Fusco der ideale Täter und auch im Café BarLume sind sich alle Gäste einig. Alle, bis auf Massimo, der fest von der Unschuld des Jungen überzeugt ist…

Gino, Pilade und Ampelio (alle zwischen 74 und 82 Jahre alt) und Restaurantbesitzer Aldo treffen sich nahezu täglich in ihrem heimlichen Wohnzimmer, dem Café BarLume. Dort wird getrunken, Karten gespielt (vor allem Briscola) und getratscht. Ein Mord kommt da natürlich wie gerufen, sehr zum Leidwesen von Ampelios Enkel Massimo.

 

Ich weiß nur, dass ich mir offensichtlich ein neues Ladenschild zulegen muss. Das Schild mit dem Schriftzug "Bar" muss ich runternehmen und es durch eines ersetzen, auf dem "Kommissariat" steht, damit die Leute endlich wieder hereinkommen, um einen Kaffee zu bestellen, statt mir mit dem Mordfall auf den Wecker zu gehen.

 

Man hat das Gefühl als würde man am Nebentisch der alten, ständig nörgelnden Herren sitzen, die natürlich nie um einen geistreichen Kommentar verlegen sind. Da zudem einige Zeugen und Beteiligte in dem Café aufkreuzen, um Massimo ins Vertrauen zu ziehen - dem trotteligen Fusco traut eh´ niemand was zu -, wird dieser zum Ermittler wider Willen. Dabei gerät auch schon mal sein Zeitplan durcheinander.

 

Der Wecker. Ist das der Wecker? Ach du Scheiße! Na gut, ich steh ja schon auf. Also, wo sind meine Pantoffeln? Oh, ihr hübschen Pantöffelchen. Na ja. Du meine Güte, was hab ich wieder für einen Geschmack im Mund. Fühlt sich an, als hätt ich ein Kilo Staub gefressen. Als Erstes einen Kaffee. Nur gut, dass es Kaffee gibt. Das muss ein toller Typ gewesen sein, der den Kaffee erfunden hat. Bestimmt der Cousin von dem Genie, der das Bett erfunden hat.

 

Im Schatten der Pineta könnte als Theaterstück gespielt werden, denn die Handlung spielt fast ausschließlich in Massimos Café und in Fuscos Büro. Der Krimiplot ist ordentlich, die Atmosphäre zum Greifen nah und das Ganze wird mit einer überaus großen Brise Humor garniert. Die Dialoge sind vom Feinsten und gegen Ende des Romans gibt es sogar noch eine kleine Verbeugung vor Altmeister Leonardo Sciascia. Der Sommer kann also kommen, aber achten Sie auf Ihre Lachmuskulatur.

Im Schatten der Pineta

Marco Malvaldi, Piper

Im Schatten der Pineta

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