Tödliche Rückkehr

  • Piper
  • Erschienen: Januar 2010
  • 3
  • München; Zürich: Piper, 2010, Seiten: 205, Originalsprache
Tödliche Rückkehr
Tödliche Rückkehr
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Jörg Kijanski
80°1001

Krimi-Couch Rezension vonJan 2011

Eine Liebeserklärung an Budapest!

In einem bekannten Thermalbad wird der Staatssekretär Gyula Orosz erschossen aufgefunden. Die junge Kommissarin Viki Kiss übernimmt die Ermittlungen, muss jedoch bald feststellen, dass Staatsanwalt Krasso ihr einen Bewacher zur Seite stellen will, da es zwischen dem Staatsanwalt und dem Polizeipräsidenten gewisse Verstimmungen gibt. Da der ermordete Orosz Chef des Terrorabwehrdienstes war und in wenigen Tagen eine internationale Anti-Terror-Konferenz stattfinden soll, die von Orosz maßgeblich organisiert wurde, glaubt Krasso an einen Anschlag mit terroristischem Hintergrund. Daher bindet er Kommissar Antal Peringer von Europol in die Ermittlungen ein.

Kiss ist alles andere als begeistert, befürchtet sie doch einen karrieresüchtigen Mitstreiter. Umso größer ist ihre Überraschung, dass ihr ein Ungar, noch dazu ein alter Ungar an die Seite gestellt wird. Peringer ist längst im Pensionsalter und hat seine Heimat seit fast fünfzig Jahren nicht mehr gesehen. Damals floh er aus Ungarn, nachdem russische Militärkräfte im Jahr 1956 einen Aufstand blutig niederschlugen. Fast noch schlimmer als die Russen waren dabei einheimische Milizverbände, deren Erkennungsmerkmal bestimmte Steppjacken waren. Eine solche Steppjacke trug auch Orosz als man seine Leiche fand. Muss sich Peringer seiner eigenen Vergangenheit stellen?

Die Kommissare Kiss und Peringer finden erst mit Mühe zueinander. Hier die junge, erfolgshungrige Polizistin, die sich in einem von Männern dominierten Beruf durchsetzen will. Dort der alternde Peringer, kurz vor seinem 69. Geburtstag, der nach fast fünfzig Jahren in seine Heimat zurückkehrt. Nur mit Hilfe seines besten Freundes gelang ihm Mitte der 1950er Jahre die Flucht nach Österreich und damit in ein neues Leben. Das Krimidebüt von Viktor Iro ist in erster Linie eine große Liebeserklärung an die Stadt Budapest. Mit großer Detailverliebtheit werden Buda und Pest den Lesern vorgestellt und immer wieder landet vor allem Peringer in einem Kaffeehaus. Ähnlich viel Platz nehmen die Ereignisse des Jahres 1956 ein, von denen sich Peringer bis heute nicht erholt hat.

Der Krimiplot wird geruhsam aufgebaut, zunächst dominiert die Stadt den Plot und später dann die Vergangenheit. Auch die kulinarischen Vorzüge des Landes bleiben nicht unerwähnt, seien es ausgezeichnete Weine oder andere Leckereien. Von 2004 bis 2009 lebte der in Melle (Niedersachsen) geborene Viktor Iro in Budapest. Dass er die Stadt kennen und lieben gelernt hat, erlebt man in jeder Zeile, wenngleich dies ein wenig zu Lasten der eigentlichen (Krimi-)Geschichte geht. Der Krimianteil ist (fast) nur Beiwerk, um Budapest und einen dunklen Teil seiner Geschichte den Lesern näher zu bringen. Zwar entwickelt sich der Krimiplot nach und nach immer besser, doch ist dessen Auflösung leicht vorherzusehen. Der durchweg angenehme Schreibstil des Autors, die beiden überaus sympathischen Protagonisten sowie die "politisch-moralische Botschaft" des Romans machen Tödliche Rückkehr dennoch sehr lesenswert. Und wer weiß, vielleicht möchte man ja nach dieser Lektüre mal nach Budapest fahren, um ein Lángos oder Pogácsa zu probieren.

Tödliche Rückkehr

Viktor Iro, Piper

Tödliche Rückkehr

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