Die Quelle

  • Bastei Lübbe
  • Erschienen: Januar 2011
  • 3
  • Köln: Bastei Lübbe, 2011, Seiten: 450, Originalsprache
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Andreas Kurth
70°1001

Krimi-Couch Rezension vonDez 2010

Verrat und Machtgier in der Finsternis

Benn Ziegler und seine Frau Francesca sind mit ihrem Boot auf der Ostsee unterwegs und retten einen geheimnisvollen Fremden. Sie ahnen nicht, dass sie dadurch in das tödliche Duell um die Herrschaft über die Energie-Quelle der Zukunft geraten. Zur gleichen Zeit gibt es auf dem Festland einen totalen Blackout. Städte und Dörfer in ganz Deutschland und etlichen europäischen Nachbarstaaten liegen komplett im Dunkeln, das öffentliche Leben kommt vollständig zum Erliegen. Offiziell weiß niemand, warum das europäische Stromnetz – mit Ausnahme von Skandinavien – zusammengebrochen ist. Der neue Passagier von Zieglers spielt dabei offenbar eine wichtige Rolle, denn er hat an einem geheimem Experiment mitgearbeitet. Benn und Francesca geraten unversehens in das Fadenkreuz von Mächten, die mit der neuen Technologie die Macht über die gesamte Menschheit erringen wollen. In dem sich entwickelnden Alptraum geht es um Leben und Tod, Verrat und Machtgier. Benn Ziegler erkennt schon bald, dass er und seine Frau nur wertlose Figuren in einem gigantischen Schachspiel um die Macht sind. Und dass ihr Leben keinen Pfifferling mehr wert ist.

In seinem dritten Roman greift Uwe Schomburg ein hochaktuelles Thema auf. Die mangelhafte Netzqualität wird den Stromversorgungsunternehmen von ihren Kritikern schon lange vorgehalten. Warum es jetzt den Blackout gibt, spielt dabei letztlich kaum eine Rolle. Gute Recherche, auch im wissenschaftlichen Bereich, wurde hier vom Autor mit einer herrlichen Verschwörungstheorie kombiniert. Ein wirklich guter Ansatz, der auch erzählerisch adäquat umgesetzt wurde. Allerdings macht Uwe Schomburg den gleichen Fehler wie schon in seinen vorherigen Büchern. Er verliert sich allzu sehr in technischen Einzelheiten, langweilt die Leser phasenweise mit langen Beschreibungen physikalischer Gesetzmäßigkeiten und technischer Möglichkeiten. Das ist teilweise zum Verständnis der Geschichte durchaus wichtig, hätte aber gerne etwas kürzer gefasst werden können.

Dafür springt er zuweilen recht salopp und mit einigen Brüchen von Schauplatz zu Schauplatz. Zwar wird der Ort des Geschehens jeweils genau benannt, aber dennoch ist der Leser stets in Gefahr, die Orientierung zu verlieren. Und es wird auch nicht glaubhaft erläutert, warum plötzlich Autofahrten und Flüge quer durch Europa möglich sind. Die Begründung, da stecke der Geheimdienst oder das Bundeskriminalamt mit den entsprechenden Not-Ressourcen dahinter, vermag nicht wirklich zu überzeugen. Weniger Technik, etwas mehr Plausibilität in anderen Bereichen, das hätte der Geschichte wirklich gut getan.

Immerhin, das Buch ist hochspannend erzählt, und auch die Charaktere und ihre jeweilige Vita vermögen zu überzeugen. Da ist Benn Ziegler als ewig zweifelnder und Verzweifelter. Da sind die Söldner-Typen mit ihrer skrupellosen Geldgier. Da sind Politiker, Macht-geil und ahnungslos, aber mit sicherem Instinkt für ihre Möglichkeiten. Agenten und Polizisten mit locker sitzendem Revolver und dem Blick für das Wesentliche. Und die naiven Wissenschaftler, beseelt von ihrer Mission, den menschlichen Fortschritt voran zu treiben. Insgesamt also alle Zutaten, die es für einen wirklich guten und spannenden Kriminalroman braucht.

Wären da nicht die beschriebenen Schwächen. Es hätte bei dem tollen Ansatz gutes Lese-Kino mit dem Potenzial für eine Verfilmung werden können. So ist es immer noch ein Buch, das gut und flüssig geschrieben ist, den Leser unterhält und nur selten wirkliche Langeweile aufkommen lässt. Um in die obere Liga aufzusteigen, muss Uwe Schomburg allerdings noch kräftig an den beschriebenen Schwächen feilen.

Die Quelle

Uwe Schomburg, Bastei Lübbe

Die Quelle

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