Der Augenblick der Rache

  • Goldmann
  • Erschienen: Januar 2010
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  • Edinburgh: Luath Press, 2007, Titel: 'Eye for an eye', Seiten: 276, Originalsprache
  • München: Goldmann, 2010, Seiten: 348, Übersetzt: Stefan Lux
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Jörg Kijanski
75°1001

Krimi-Couch Rezension vonAug 2010

Sehr atmosphärisch angelegter Plot

Im schottischen St. Andrews hält "Der Pfähler" die Polizisten der Fife Constabulary in Atem. Bereits sechs Mal hat der Serienmörder zugeschlagen und dabei jeweils seinen Opfern ein Bambusrohr in das linke Auge gerammt. Der Täter schlug immer bei starkem Regenwetter zu, so dass es an den Tatorten nahezu keine verwertbaren Spuren gab. Seine Opfer waren alle Männer, die für ihre Gewalttätigkeit gegenüber Frauen bekannt waren. Sein aktuelles Opfer ist der angesehene Bill Ganton, ein Filialleiter der Bank of Scotland. Doch in diesem Fall ist etwas anders, denn erstmals gibt es einen Zeugen, der bei einem Nachtspaziergang den gesuchten Serienmörder gesehen haben will.

Allerdings bleibt dem ermittelnden Detective Inspector Andy Gilchrist kaum noch Zeit, dessen Hinweisen nachzugehen, denn wegen mangelnden Erfolges wird er kurzerhand von seinem Chef DCI Patterson vom Dienst suspendiert. Angeblich auf Druck des St. Jame`s Palace, die sich Sorgen um Prince William machen, der in St. Andrews studiert. So übernimmt kurzerhand der Scottish Crime Squad (SCS) die Ermittlungen, doch Gilchrist weis, dass Patterson nur einen Vorwand suchte, um seinen ungeliebten Ermittler loszuwerden. So ermittelt Gilchrist auf eigene Faust und kommt dem Pfähler langsam immer näher. Allerdings drängt die Zeit, denn die nächsten Opfer sind schon auserwählt…

Der Augenblick der Rache (im Original Eye for an Eye) spielt im Jahr 2002 und beginnt mit einem furiosen Start. Schnell wird die sechste Leiche präsentiert, die Ermittler vorgestellt und schon wird der Protagonist vom Dienst suspendiert, weil er seinem Chef ein Dorn im Auge ist und der SCS den Fall übernehmen soll. Geschickt baut Frank Muir eine Geschichte auf, die auf zwei Erzählebenen spielt. Oder sind es sogar drei?

Nach einem starken Auftakt lässt die weitere Entwicklung des Plots jedoch arg zu wünschen übrig. Anfangs bedrängt die Presse die Polizei, die nach Gilchrists Suspendierung genau so plötzlich von der Bildfläche verschwindet, wie die eigentliche Polizeiarbeit in den Hintergrund gedrängt wird. Auch der neu ermittelnde SCS taucht nicht mehr direkt auf und so dient die erwähnte Anwesenheit von Prince William in St. Andrews nur als oberflächliche Begründung für die Einbindung des SCS. Aus alldem hätte man deutlich mehr herausholen müssen.

Stattdessen konzentriert sich fortan die Geschichte auf eine Side-Story, die letztlich dazu dient, Gilchrist die entscheidende "Eingebung" für die Lösung des Falles zu liefern sowie auf den Protagonisten selbst. Hier rückt zunehmend das verkorkste Privatleben von Andy Gilchrist in den Fokus der Erzählung, der von seinem Sohn Jack erfahren muss, dass seine einst geliebte Gail unheilbar an Krebs erkrankt ist. Auch in Hinblick auf eine aktuelle Liebesbeziehung stellt sich die Situation äußerst problematisch dar, da es hier an keiner Stelle richtig vorangehen will.

Was Der Augenblick der Rache vor allem lesenswert macht ist die besondere Atmosphäre dieses typisch britischen Kriminalromans. Regen, verrauchte Pubs, Whisky, Bier und detailgetreue Ortsangaben verleihen der Geschichte einen wohlbekannten Rahmen. Aber auch der eigentliche Fall bietet dank mehrerer verdächtiger Personen und der unterschiedlichen Handlungsstränge ordentlich Abwechslung. Die Auflösung wird nicht allen gefallen (gab’s in ähnlicher Form schon oft und wird durch Wiederholung nicht besser), aber wer "britische Plots" mag, darf bedenkenlos zugreifen. Denn den mitunter recht starrköpfigen Ermittler möchte man unbedingt wieder sehen.

Der Augenblick der Rache

Frank Muir, Goldmann

Der Augenblick der Rache

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