Der Irrglaube

  • Braun
  • Erschienen: Januar 2010
  • 0
  • Karlsruhe: Braun, 2010, Titel: 'Der Irrglaube', Seiten: 304, Originalsprache
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Andreas Kurth
70°1001

Krimi-Couch Rezension vonJul 2010

Indizien sind keine Beweise

Die 19-jährige Schülerin Maren wird am Ufer der Pfinz erstochen. Eine Zeugin, die ihren Hund ausführt, hört noch jemanden durch den Fluss davon stapfen, und läuft in Panik nach Hause, bevor sie die Polizei alarmiert. Erste Hinweise führen Kriminalhauptkommissarin Charlotte Krüger und ihren Kollegen Tom Berger in die Karlsruher Gothic-Szene, wo Maren offenbar zu Hause war. Am nächsten Tag wird eine weitere Frauenleiche auf den Bahngleisen gefunden. Erst nach mühseligen Untersuchungen findet die Polizei heraus, dass es sich um Ariane handelt, Marens beste Freundin. Von ihr hatten sich die Ermittler wichtige Aussagen erhofft.

Beide Mädchen gingen in eine Klasse, und so konzentrieren sich die beiden Ermittler auf den gemeinsamen Klassenlehrer der Opfer. Er ist bereits vorbelastet, scheint irgendwelche dunklen Geheimnisse zu verbergen. Er hat kein Alibi, und verstrickt sich in Widersprüche. Warum verheimlicht er den privaten Kontakt zu den ermordeten Schülerinnen? Als ihm diese Kontakte nachgewiesen werden, ist das ein gefundenes Fressen für den außerordentlich ehrgeizigen Staatsanwalt. Angesichts der Indizien und des öffentlichen Drucks will er den Fall abschließen und steckt den Lehrer in Untersuchungshaft. Als sich der Pädagoge dort das Leben nimmt, wird das als Schuldeingeständnis gesehen.

Die Soko wird aufgelöst, aber Charlotte Krüger und ihre Kollegen sind überzeugt, dass der Täter noch frei herumläuft. Gedeckt von ihrem Chef ermitteln sie inoffiziell weiter, und finden plötzlich Verbindungen zu drei anderen, ebenfalls ungeklärten Mordfällen. Die Ereignisse spitzen sich ebenso schnell wie dramatisch zu, und es gibt ein blutiges Finale mit höchst überraschendem Ausgang.

Claudia Mummert ist ein spannender Regionalkrimi gelungen. Die Verhältnisse in der Karlsruher Gothic-Szene werden allerdings nur an der Oberfläche angekratzt. Weder wird dem Leser erklärt, was diese Szene über die eigentümliche Kleidung hinaus ausmacht, noch werden Personen aus der Szene näher charakterisiert. Vielmehr schreibt die Autorin viel über eine Kommissarin mit nur allzu menschlichen Problemen. Zuweilen schwankt die Geschichte zwischen Kriminal- und Frauenroman. Am Ende ist das allerdings entschuldbar, da die geschilderten zwischenmenschlichen Verhältnisse einen Teil der Lösung des Falles ausmachen. Mehr darf hier allerdings nicht verraten werden.

Ein wirklich interessantes Stilmittel sind die Dialoge, die am Anfang jedes Kapitels zwischen dem Mörder und einem Mentor geführt werden. Der Leser hat den Kommissaren einige Erkenntnisse voraus, wird allerdings auch mehrfach in die Irre geführt. Die psychologischen Aspekte des Falles und die Person des Täters hätten gerne ausführlicher beschrieben werden dürfen. Überhaupt greift die Autorin an einigen Stellen zu kurz, wie bei der Beschreibung der Gothic-Szene, und bei den Machtspielchen zwischen Polizei und Staatsanwaltschaft. Einige Kapitel und 150 Seiten mehr hätten das Buch zu einem sehr guten Roman gemacht, so bleibt das Werk in der Kategorie "recht ordentlich" stecken.

Der Irrglaube

Claudia Mummert, Braun

Der Irrglaube

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