Total Panic

  • Rütten & Loening
  • Erschienen: Januar 2007
  • 3
  • New York: Dutton, 2005, Titel: 'Panic', Seiten: 355, Originalsprache
  • Berlin: Rütten & Loening, 2007, Seiten: 377, Übersetzt: Wolfgang Thon
  • Berlin: Aufbau, 2009, Übersetzt: Wolfgang Thon
Total Panic
Total Panic
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Jörg Kijanski
65°1001

Krimi-Couch Rezension vonJul 2010

Actionreißer von der Stange

Der Filmemacher Evan Casher erhält einen Anruf seiner Mutter Donna, die ihn bittet schnellstmöglich zu ihm zu kommen. Evan packt die nötigsten Sachen, kommt jedoch zu spät, denn bei seiner Mutter angekommen, findet er diese ermordet auf dem Küchenboden liegend vor. Zeit zum Nachdenken bleibt ihm jedoch nicht, denn schon wird er von zwei Männern (Jargo und Dezz) überwältigt und hat kurz darauf eine Schlinge um seinen Hals. Plötzlich tritt ein glatzköpfiger Mann (Gabriel) mit einer Pumpgun in Aktion, befreit Evan und stellt sich als Freund seiner Mutter vor. Evan ist viel zu verstört von den Ereignissen und versucht zu fliehen. Kurz darauf trifft die Polizei ein und übernimmt die Ermittlungen. Als diese Evan dann zur Wache bringen wollen, werden sie von Gabriel überwältigt, der erneut versucht mit Evan zu fliehen. Wenig später treten allerdings abermals Jargo und Dezz in Aktion und erschießen Gabriel. Evan kann erneut fliehen.

Gehts noch??

Ich will die Inhaltsangabe jetzt nicht allzu weit auswälzen, aber doch noch so viel, damit Sie wenigstens ungefähr erahnen können, ob Sie sich diese action- und bleihaltige Roadmovie antun möchten. Also&

Kurz vor ihrem Tod hat Donna ihrem Sohn offenbar ein paar Dateien per Mail zugeschickt, die einen derart brisanten Inhalt haben, dass nun alle hinter diesen Daten her sind. Jedenfalls geht der geheimnisvolle Jargo, dem eine geheime CIA-Einheit unter Führung eines Mannes namens Bricklayer schon länger auf den Fersen ist, dafür offenbar über Leichen. Evans Leben bricht von jetzt auf gleich zusammen, denn offenbar beruhte sein ganzer Werdegang auf einer einzigen Lüge. Seine Eltern arbeiteten offenbar nicht als Fotografin beziehungsweise als Computerspezialist, sondern als Spione (für Jargo und gegen die CIA). Doch wollte Donna anscheinend aussteige und mit Evan ein neues Leben anfangen, der CIA eine geheimnisvolle Liste zuspielen und damit Jargos Machenschaften ein Ende bereiten. Dazu kam es dann bekanntlich nicht mehr, aber wem kann Evan jetzt überhaupt noch trauen? Und welche Rolle spielt Carrie, seine neue Feundin, die er vor erst vor wenigen Wochen kennen lernte? Offenbar wurde sie auf ihn angesetzt, denn plötzlich ist sie verschwunden. Aber arbeitete sie für Jargo oder für Bricklayer und wie soll Evan herausfinden, was sich auf der ominösen Liste befand, um endlich ein Druckmittel gegen Jargo zu haben, womit er seinen Vater Mitchell, den Jargo offenbar gefangen hält, freikaufen kann?

Fragen über Fragen. Wer ist wer, wer arbeitet für wen, wer steht auf wessen Seite und warum doch nicht? Spione hier, Doppelagenten da, quer durch Amerika und kurz auch mal nach London. Es geht drunter und drüber, eine Achterbahnfahrt ist ein harmloser Ponyritt dagegen und so erstaunt am meisten, dass der Autor Jeff Abbott nicht völlig den Überblick verliert. Dass die Handlungsorte lediglich erwähnt und ansonsten nahezu farblos sind überrascht nicht wirklich. Auch die eindimensionalen Charakterzeichnungen der Figuren, wie bei solchen Machwerken üblich, kann einen kaum noch erschrecken. Vielmehr ist es die grandios konstruierte Bauweise des Plots, die Angst macht und einen beinahe in Total Panic versetzt. Dazu Szenen wie diese (Dezz sitzt am Steuer, Jargo auf dem Beifahrersitz):

 

"Ich & will & nichts & hören!" Dezz steuerte wieder auf die Mitte der Straße und beschleunigte den Wagen auf über hundert Meilen pro Stunde.
Jargo beugte sich vor und schloß seine Hände um die Kehle seines Sohnes.

 

Bietet sich in dieser Situation natürlich an und so weiter, immer heiter. Selbstredend entwickelt der Protagonist Evan in beeindruckendem Tempo erstaunliche Fähigkeiten. Auch wenn er bis zum Schluss der Handlung nicht weis, wem er eigentlich trauen kann und wem nicht, so mutiert der vormalige Filmemacher zum Superhelden (man könnte von einer Ein-Mann-Armee sprechen) schlecht hin, was sich dann beispielsweise so liest:

 

"Sie haben Jargo und die CIA auf dem Hals, Mr. ..., aber ich bin hier, und wenn Sie mir nicht helfen, bringe ich Sie um. Das garantiere ich Ihnen. Sollten Sie mir helfen, sind Sie vor allen Leuten in Sicherheit, die Ihnen etwas tun wollen. Entscheiden Sie sich!"

 

Inhaltlich wie sprachlich wahrlich (k)eine Offenbarung. Die Auflösung des Plots, die natürlich alles bis dahin gelesene weit in den Schatten stellt, ist von der Idee her zwar nicht schlecht (äh), aber das Gesamtkonstrukt lässt doch arg zu wünschen übrig. Dennoch, wer einen kurzweiligen Action-Shooter mit nicht alltäglichem Plot lesen möchte kann hier zugreifen. All zu hohe Erwartungen an Inhalt und Logik sollte man aber nicht stellen. Wo ist das Popcorn?

Total Panic

Jeff Abbott, Rütten & Loening

Total Panic

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