Mädchenfänger

  • Argon
  • Erschienen: Januar 2010
  • 52
  • Berlin: Argon, 2010, Seiten: 6, Übersetzt: Andrea Sawatzki
Mädchenfänger
Mädchenfänger
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Ines Dietzsch
70°1001

Krimi-Couch Rezension vonJul 2010

Serienmord-Thrill mit Happy End-Garantie

Vor acht Jahren gelang der früher als Staatsanwältin in Florida tätigen Jilliane Hoffman mit ihrem Debüt Cupido ein internationaler Bestseller. Mit ihren darauf folgenden Werken Morpheus und Vater unser konnte die Amerikanerin nicht an diesen großen Erfolg anknüpfen, kommt aber mit ihrem aktuellen Buch Mädchenfänger in die Nähe der alten Form zurück und legt einen geschmeidig lesbaren, sehr spannenden Thriller vor.

Lainey Emerson ist dreizehn Jahre alt und fühlt sich von aller Welt unverstanden. Die Familie ist umgezogen, auf der neuen Schule hat Lainey noch keine Freunde gefunden. Die Zensuren sind schlecht, der kleine Bruder ist lästig, Mutter und Stiefvater nerven. Laineys einziger Trost kommt über das Internet. In einem Chatroom flirtet sie der Mädchenschwarm Zach an. Zach sieht nicht nur umwerfend aus, der 17jährige Kapitän einer Football-Mannschaft an der Highscool hat ein offenes Ohr für Laineys Probleme. Als der Dreamboy ein heimliches Treffen vorschlägt, willigt Lainey nur zu gerne ein folgenschwerer Leichtsinn. Zach entpuppt sich als psychopathischer Triebtäter, der seiner Opfer über eine gefälschte Identität in Internetforen habhaft wird.

Nachdem Lainey nicht nach Hause kommt, schaltet sich FDLE-Agent Bobby Dees, Spezialist für vermisste Kinder, in die Ermittlungen ein. Schon bald wird ihm Material zugespielt, aus dem hervorgeht, dass noch weitere verschwundene Mädchen in der Gewalt eines Verbrechers sind. Brisant: Auch Bobbys Tochter ist nach einem Streit weggelaufen und nicht wieder nach Hause zurückgekommen.

Mädchenfänger beginnt mit schnellem Tempo. Nach wenigen Seiten ist man mit den Protagonisten vertraut. Es gelingt Hoffman sehr gut, den Leser in die Gefühlswelt eines pubertierenden Teenagers mitzunehmen. Jedoch vermitteln die klischeebeladenen Schilderungen über Laineys Umfeld ein bisschen den Eindruck, junge Mädchen in stabilem sozialen Gefüge und intakten Familien wären nicht gefährdet, in eine solche Falle zu tappen.

Serienmörder, Kindermörder, Mädchenfänger der Markt ist überschwemmt von Druckwerk diesen Inhalts. Dabei bildet den Hintergrund zu Hoffmans Thriller, das leichtfertige Verhalten mancher Jugendlicher im Umgang mit dem Internet, eine ernste Materie, für die man nicht genug Leute sensibilisieren kann. Gar zu arglos tummeln sich Sexyhexi, Geiles Äffchen, hasipups oder Devilboy im Netz. Es hätte wahrlich keines wahnsinnigen Serientäters bedurft, um dieses Thema kriminalliterarisch zu bearbeiten.

Mit der Figur des Täters kommt man auch zum Hauptproblem des Romans. Die Autorin konnte sich weder entscheiden, aus welcher Motivation heraus ihr Killer mordet, noch erklärt sie seinen Wandel von der heimlichen Tat zur öffentlichen Zurschaustellung. Hoffman eröffnet mit einem religiösen Eiferer, verfolgt diesen Ansatz aber mit keiner Zeile weiter. Der Gedanke an eine persönliche Sache zwischen Täter und Chefermittler wird angerissen, auch dies wird nicht zu Ende gebracht. Erst sucht sich der Mörder seine Opfer unter Mädchen, von denen angenommen wird, sie wären von zu Hause abgehauen damit niemand von den Morden erfährt. Später wird er dann Gemälde von den geschundenen Mädchen anfertigen und bei der Polizei damit prahlen.

Man ist gut beraten, das Buch in einem Rutsch durchzulesen, Logikfragen auszublenden und sich über das kitschige Happy End zu freuen. Dann funktioniert der "Mädchenfänger" als spannende Lektüre und regt ein paar Gedanken zu den realen Gefahren sozialer Netzwerke an, die nicht von der Hand zu weisen sind.

Mädchenfänger

Jilliane Hoffman, Argon

Mädchenfänger

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