Die Suche

  • Blanvalet
  • Erschienen: Januar 2018
  • 19
  • München: Blanvalet, 2018, Seiten: 520, Originalsprache
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Carola Krauße-Reim
85°1001

Krimi-Couch Rezension vonJan 2010

Und wieder ein Buch von Charlotte Link

Charlotte Link gehört zu den Vielschreiberinnen unter den deutschen Autoren. Nahezu jedes Jahr wird ein neues Buch von ihr veröffentlicht, das dann auch gleich als Wälzer daherkommt. Trotzdem schafft sie es mit Bravour, einen Fan- und Leserstamm bei Laune zu halten. In "Die Suche" knüpft die Autorin lose an "Die Betrogene" aus 2015 an. Auch hier haben DCI Caleb Hale und DS Kate Linville - mehr oder weniger freiwillig - zusammen einen Täter gejagt, auch hier war das nordenglische Küstenstädtchen Scarborough der Schauplatz.

Ermittler mit den bekannten Problemen

In "Die Betrogene" wurden Hale und Linville als Menschen mit schweren persönlichen Problemen geschildert. Die haben sich in der Zwischenzeit für sie nicht gebessert. Kate Linville ist immer noch die graue Maus, die auf der Karriereleiter nicht weiter kommt. Sie hat immer noch keine Freunde und sucht mittlerweile in Kontaktforen nach dem Richtigen. Einsam bis in die Knochen muss sie sich jetzt auch noch von ihrem Elternhaus verabschieden, das für sie immer eine Zuflucht darstellte.

Caleb Hale ist auch noch der Alte. Als halbwegs trockener Alkoholiker kämpft er mehr oder weniger erfolgreich gegen den Drang zu trinken. Gerade in stressigen Situationen schreit der Alkohol jedoch förmlich nach ihm. Außerdem ist er nicht der gewiefteste Ermittler, was ihn schnell unter Druck geraten lässt. Und jetzt treffen die beiden wieder aufeinander und wieder lässt sich Kate in die Ermittlungen verwickeln und wieder spielt Hale den offiziellen Gegenpol. Das eigentlich Kate es ist, die den Fall löst, ist da schon zu ahnen.

Hier hätte ich mir einen anderen Verlauf gewünscht. Zu sehr ähnelt das Verhältnis und die Verhaltensweisen von Kate und Caleb den aus "Die Betrogene". Link hat es versäumt ihnen eine Entwicklung angedeihen zu lassen, die ihre Persönlichkeit ebenso betreffen könnte, wie ihren gemeinsamen Umgang. Schade, das hätte die Spannung noch gesteigert. So ist das Verhalten der beiden doch sehr vorhersehbar.

Einfühlsam geschilderte Charaktere

Während manchem Leser also die Ermittler schon bekannt sein könnten, muss man mit den anderen Beteiligten erst mal Tuchfühlung aufnehmen. Die Autorin schafft es, die unterschiedlichen Personen zu Charakteren werden zu lassen. Einfühlsam beschreibt sie die Eltern, die ihr Kind vermissen, genauso treffend aber auch das Gefühlsleben eines Teenagers oder das eines einsamen unablässig bevormundeten Kindes. Link scheint sich in jedes Alter und in jede psychische Lage hinein versetzten zu können. Es fällt leicht, sich beim Lesen nach Scarborough treiben zu lassen und teilzunehmen an dem Leben und Leiden der Menschen.

Hier kommt jeder mal dran

Die Geschichte an sich ist schon spannend. Eine Leiche im Hochmoor, verschwundende Mädchen, eventuelle Verwicklungen in der Vergangenheit und die verzweifelte Suche durch Polizei und Kate Linville garantieren Kurzweil. Was aber die Sache so richtig interessant macht, sind die unterschiedlichen Erzählstränge. Der Leser begleitet in der Geschichte DCI Hale und DS Linville, aber auch die kurz vorm Durchdrehen stehenden Eltern eines der verschwundenden Mädchen und, besonders interessant, den Entführer aus der Ich-Perspektive. Immer wieder muss man sich neu einstellen, was aber dem Lesefluss keinen Abbruch tut. Gewohnt flüssig und fesselnd, aber nie detailüberfrachtet wird hier ein Krimi erzählt, der vom ersten Moment bis zur letzten Zeile spannend und ohne Durchhänger ist.

Spannender Krimi mit überraschendem Ende

Es lohnt sich, die über 650 Seiten anzugehen. Mit "Die Suche" hat Charlotte Link mal wieder einen gut konstruierten und kurzweiligen Kriminalroman geschaffen, der lockerflockig zu lesen ist. Bis zum Schluss rätselt man, wer denn nun dahinter steckt und selbst , als man es weiß, ist die Spannung noch nicht zu Ende. Etwas konstruiert ist das ganz zwar schon, aber dennoch auch nicht ganz abwegig.

Der einzige Wermutstropfen sind die eingefahrenen Verhaltensmuster von Hale und Linville und der zum Buch "Die Betrogene" doch sehr ähnliche aufgebaute Ermittlungserfolg, soll heißen, Linville schafft die Probleme aus dem Weg. Für die einsame Kate scheint ganz am Schluss dann doch noch ein kleiner Sonnenstrahl am Himmel aufzutauchen, was Hoffnung für einen eventuellen Folgeband mit ihr und Caleb Hale in Scarborough macht.

Die Suche

Charlotte Link, Blanvalet

Die Suche

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