Nach allen Regeln der Kunst

  • Erschienen: Januar 2000
  • 3

Lüneburg, 1948. In der Ilmenau wird ein Toter gefunden, der sich als Organist Dr. Schroda entpuppt. Durch Zufall ist neben dem ermittelnden Beamten auch Captain Willoughby von den Royal Scots Greys vor Ort, und obwohl er weder Weisung noch Zeit hat, beginnt er, sich für den Fall zu interessieren. Dabei stößt er auch auf den Jurastudenten Schneider, der gerade bei dem Ehepaar Kleinschmidt untergekommen ist, weil er in der Gegend zu forschen hat. Das Pastorenehepaar hat ebenfalls gerade die gemeinsame Tochter Karola zu Gast, die ein paar Tage Urlaub macht.

Captain Willoughby macht Bekanntschaft mit Frau von Oppershausen, der Äbtissin des nahen Damenstifts, und als Adelheid Töbing, eine Dame aus dem Stift, verstirbt, findet man in ihrem Nachlass eine Handschrift einer Kantate von Johann Sebastian Bach, die bislang unbekannt ist und die Bach damals für einen Lüneburger Schulfreund komponiert hatte. Willoughby vermutet Zusammenhänge und beginnt zu ermitteln.

Krimi aus interessanter Zeit

Michael Reinbold ist eigentlich von Haus aus Historiker und Archäologe und hat über ein Thema der Stadtgeschichte Lüneburgs, seines Krimischauplatzes, promoviert. Dennoch hat er mit seinem ersten Kriminalroman einen spannenden Schmöker konstruiert, der den Leser ein ums andere Mal hinters Licht führt und trotzdem durchweg die Spannung zu halten weiß.

Einen Teil der Grundspannung bezieht die Geschichte durch ihren ungewöhnlichen zeitlichen Schauplatz. 1948 war eines dieser Jahre, wo es die Bundesrepublik noch nicht gab und man nicht genau wusste, wohin denn die politische Fahrt mit Deutschland gehen würde. Daher werden Ausländer wie Captain Willoughby natürlich grundsätzlich schief angeschaut und misstrauisch beäugt, besonders, wenn er sich in einen Fall einmischt, mit dem er eigentlich gar nichts zu tun hat. Aber er kommt voran, daher lässt man ihn machen.

Autographenfälschung?

Dass eine unbekannte Bachkantate auftaucht, ist gar nicht mal so unwahrscheinlich, schließlich ist bekannt, dass von Bach ganze Kantatenjahrgänge verschollen sind, und auch das Porträt von ihm, im übrigen das einzig wirklich autorisierte, ist mehrmals vorhanden, daher beruhen die Grundideen der Geschichte tatsächlich auf realen und möglichen Ideen.

Das Versteckspiel um die Auflösung des Mordes ist geschickt aufgebaut, und es gibt an keiner Stelle Leerlauf. Zwar gibt es immer mal wieder ein wenig privates Geplänkel, aber das gehört ja auch irgendwie mit dazu. Haupt- und Nebenfiguren sind schön gezeichnet, überflüssiges wird weggelassen, und Reinbold verrät auch durch versteckte Hinweise nicht viel über den möglichen Täter und vor allem das Motiv. Und da sowieso in dieser Zeit Misstrauen eines der höchsten Gebote ist, wird es ihm und der Äbtissin auch nicht gerade leicht gemacht. Weder miteinander noch gegeneinander.

Überflüssige Liebesgeschichte

So ist ein spannender und logischer Krimi entstanden, der im ungewöhnlichen Bereich der Musikgeschichte spielt und von der Art man gerne des öfteren lesen würde. Kunstfälschung, Autographenfälschung bzw. die Untersuchung, ob es nicht doch Originale sind, bilden hier den Hintergrund für ein überzeugendes Buch aus dem Verlagshaus zu Klampen! Einzig die sich entwickelnde Liebesgeschichte wirkt aufgrund des Altersunterschiedes des beiden Liebenden doch ein wenig an den Haaren herbeigezogen, man hätte sich auch weglassen können. So erweckt sie den Eindruck, dass sie dazu geschrieben wurde, weil ja auch irgendwie eine Liebesgeschichte dabei sein muss. Nein. Muss sie nicht. Jedenfalls nicht hier.

Reinbolds Ortskenntnisse runden den gelungenen Roman ab und lassen so eine authentische Geschichte entstehen, die eine deutsche Kleinstadt in den Mittelpunkt rückt, in der es sonst vielleicht etwas betulicher vor sich geht. Man lernt so nicht nur über die Zeit und den Ort, sondern auch über Fälschungen und Originale, und das ist mehr, als so manch anderer Krimi von der Stange zu bieten hat. Reinbold beendet den Krimi nach 367 Seiten, und es bleibt zu hoffen, dass dieser sein erster Roman nicht sein letzter gewesen sein soll.

Noch immer sind unzählige Autographen der Musikgeschichte verschollen. Sie können ja mal auf Ihrem Dachboden nachschauen, ob Sie dort auch etwas finden, und vielleicht erleben Sie dann ja auch etwas ähnlich spannendes wie in diesem Roman. Unbedingt empfehlenswert.

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Im Museum Abteiberg in Mönchengladbach wird die Leiche einer Frau gefunden - versteckt in einer Kunstinstallation. Als bekannt wird, dass die Tote ein Verhältnis mit dem Museumsdirektor Dr. Zink hatte und die beiden den Kunsttempel als SM-Studio missbrauchten, wird Zink als Hauptverdächtiger festgenommen. Nur Robert Patati, Restaurator am Museum, glaubt nicht an die Schuld seines Vorgesetzten und beginnt, eigene Ermittlungen anzustellen. Als auch im Arnheimer Museum für Moderne Kunst eine Frauenleiche gefunden wird - ebenfalls kunstvoll arrangiert in einem Exponat -, reist Patati nach Arnheim. Dort lernt er die Psychologin und Profilerin Micky Spijker kennen und die beiden tragen ihr Wissen über die »Kunstmorde« zusammen. Ein dritter Mord, verübt im Museum Schloss Moyland, bestätigt ihren Verdacht: Ein Serienmörder geht um und mit jeder Tat werden seine Methoden grausamer - und künstlerischer.

Nach allen Regeln der Kunst

Thomas Hoeps,

Nach allen Regeln der Kunst

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