Namenlos

  • Rowohlt
  • Erschienen: Januar 2007
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  • London: Headline, 1996, Titel: 'By Any Name', Seiten: 371, Originalsprache
  • Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 2007, Seiten: 365, Übersetzt: Thomas A. Merk
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Jörg Kijanski
65°1001

Krimi-Couch Rezension vonNov 2009

Gute Geschichte, teilweise schwacher Stil

Ein nur mit einer Jeans bekleideter Mann rennt nachts blutüberströmt über eine Autobahn, wo  er von der Polizei gestellt wird. Im Krankenhaus ergibt sich, dass das Blut an seinem Körper von zwei anderen Menschen stammt, darunter auch ein kleines Kind. Doch der Mann, der vom Klinikpersonal "John West" genannt wird, kann sich an nichts erinnern. Die Psychiaterin Dr. Elizabeth Santer versucht das Gedächtnis des Mannes wieder aufzufrischen, jedoch zunächst ohne Erfolg. Da erscheinen plötzlich neben der bereits eingeschalteten Polizei auch Vertreter vom Special Air Service und wollen John West vernehmen. Wie sich schnell herausstellt kennt sich West bestens mit Waffen aus und da kein Militärangehöriger vermisst wird, kommt man zu der Überzeugung, dass West wohl ein Terrorist sein muss. Die Armee will ihn deswegen in ein Militärgefängnis verlegen, da in wenigen Tagen eine internationale Friedens- und Abrüstungskonferenz bevorsteht und es Hinweise auf einen geplanten Terroranschlag gibt.

Noch vor der Verlegung in ein Militärkrankenhaus erschießen zwei Unbekannte die Wachposten vor Wests Zimmer, worauf er selber nur mit Mühe die Flucht ergreifen kann. Da West nicht weis, warum man hinter ihm her ist, kidnappt er Dr. Santer und schafft es mit viel Glück und Geschick, aus dem bewachten Krankenhaus fliehen zu können. Zuvor hatte ihm Dr. Santer Bilder verschiedener Orte gezeigt, von denen er die walisische Stadt Brecon erkannt hat. Dorthin will er mit seiner Geisel fliehen in der Hoffnung sein Gedächtnis wieder zu finden. Währenddessen sterben zwei weitere Menschen und West wird plötzlich landesweit wegen vierfachen Mordes gesucht. Dr. Santer begreift, dass hier seltsame Prozesse in Bewegung sind, denn West kann zumindest die letzten beiden Männer nicht ermordet haben, da sie selbst die ganze Zeit an seiner Seite war. So entschließen sich beide gemeinsam herauszufinden, wer John West ist und warum er verfolgt wird. Die Zeit wird knapp, denn das Militär verstärkt den Druck…

Zunächst einmal ist festzuhalten, dass Katherine John einen durchaus lesenswerten und interessanten Plot kreiert hat. Dieser besteht zunächst aus einer sehr langen "Verfolgungsjagd" und endet mit einer furiosen Auflösung. Dabei muss man allerdings beachten, dass die Geschichte an vielen Stellen außerordentlich konstruiert daher kommt. Die Flucht aus dem vom Militär belagerten Krankenhaus und später eine weitere Flucht durch eine schneebedeckte Gebirgslandschaft sind schon arg gewöhnungsbedürftig. Zu leicht angezogen und gänzlich untrainiert schafft es Dr. Santer die steilsten Hänge zu bewältigen und den eisigen Temperaturen zu trotzen. Und so weiter.

Neben der Flucht der beiden Protagonisten werden immer die erfolglosen Bemühungen des Militärs eingebunden, deren Figuren allesamt sehr farblos bleiben. Mainstream wohin man sieht, aber immerhin eine nicht alltägliche Geschichte. Das Ende der Verfolgungsjagd ist etwas einfallslos, um nicht zu sagen billig, die anschließende Auflösung beziehungsweise der folgende Showdown können jedoch überzeugen. Bleibt leider nur der fade Beigeschmack, dass hier eine Autorin am Werk war, die ihre schriftstellerische Karriere wohl erst noch vor sich hat. Sprachlich schlicht werden die Sätze gebildet, anspruchsvolle Krimifans werden sich womöglich deswegen mit leichtem Grausen abwenden. Für die tägliche Fahrt zur Arbeit mit Bus und Bahn, wo man sich ohnehin nicht immer hundertprozentig konzentrieren kann, reicht es aber locker.

Bleibt abschließend zu hoffen, dass die Romane mit Inspector Trevor Joseph ("Spurlos", "Leblos") sprachlich mehr überzeugen. Dann könnte die Autorin eine Entdeckung werden. Das Potenzial hierfür ist fraglos vorhanden.

Namenlos

Katherine John, Rowohlt

Namenlos

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