Manisch

  • Goldmann
  • Erschienen: Januar 2008
  • 17
  • Chipping Campden: Long Barn, 2009, Titel: 'Twisted Wing', Originalsprache
  • München: Goldmann, 2008, Seiten: 416, Übersetzt: Susanne Engelhardt
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Eva Bergschneider
45°1001

Krimi-Couch Rezension vonDez 2008

Blutiger Collegekrimi mit Psychotouch

Manisch lautet der deutsche Titel von Ruth Newmans Romanerstling "Twisted Wing". Mit dem Begriff der "Manie", assoziiert man im allgemeinen Wahnvorstellungen und Halluzinationen. In diesem Bereich, dürfte sich die britische Autorin gut auskennen, denn sie hat Psychologie studiert. Für ihren ersten Krimi hat sie zudem ihren Studienort Cambridge als Handlungsort gewählt.

Der Psychologe und die stumme Zeugin

Drei Studentinnen vom Ariel College sind bereits einem Serienkiller zum Opfer gefallen, jedes der Mädchen wurde geradezu abgeschlachtet. Der Psychologe Matthew Denison arbeitet mit Detective Waethers an dem Fall des "Schlächters von Cambridge" und erstellt ein Profil des Täters.

 

Dieser Kerl hat sie wirklich gehasst, Steve. [..] Er hat etwas auf sie projiziert, und ich tippe darauf, dass es nicht lange dauern wird, bis er auf ein anderes Mädchen stößt, das ihm das Gefühl gibt, es bestrafen zu müssen.

 

Nach dem letzten Mord muss sich Denison zusätzlich um eine Zeugin kümmern. Olivia Corscadden lag regungslos auf der Leiche, ihr Freund stand mit blutigem Hemd daneben. Ist gar Nick Hardcastle oder einer der Kommilitonen der Ermordeten der Mörder? Wird Olivia das nächste Opfer des Killers sein?

Erst nach einer Elektroschocktherapie kehrt Olivia aus wochenlanger Starre in ihre Umgebung zurück. In der psychiatrischen Abteilung des Coldhill Krankenhauses beginnen die Therapiesitzungen, in denen Olivias Erinnerungen hervor geholt werden sollen. Statt der Ereignisse während des Mordes, kommt eine andere, unfassbare Leidensgeschichte ans Licht, die in Denison einen furchtbaren Verdacht erweckt.

An Spannung fehlt es der Handlung nicht, aber an Schlüssigkeit

Manisch ist tatsächlich ein Krimi, den man, wie es so schön heißt, in einem Rutsch weglesen kann. Ruth Newman überzeugt nicht nur durch einen flüssigen, dem College-Milieu im richtigen Maße angepassten Schreibstil. Der ständige Wechsel zwischen Gegenwart und einem Flashback der Ereignisse in chronologischer Reihenfolge sorgen für Dynamik und manchmal auch Verwirrung. Glücklicherweise wird der Sprung in eine andere Zeitebene durch ein verändertes Schriftbild angezeigt.

Ruth Newman taucht das sonst so idyllische Ambiente englischer Elite-Colleges in Blut. Sie kombiniert die brutale Gewalt eines vermeintlich wahnsinnigen Mädchenmörders mit der schrittweisen Aufdeckung einer Persönlichkeitsstörung, die von jahrelangem Kindesmissbrauch herrührt.

Die Zeichnung der Charaktere erscheint anfangs gelungen. Die Autorin stattet jede Figur in einer Gruppe typisch englischer Studenten mit individuellen Spleens und Sehnsüchten aus. Auch die Männerfreundschaft zwischen dem sensiblen Denison und dem bodenständigen Bullen Weathers kauft man der Autorin ab. Die Beziehung des Traumpaars Nick und Olivia wirkt in dem Strudel der psychologischen Abgründe nicht glaubwürdig dargestellt. Zu austauschbar erscheint die Rollenverteilung als Täuscher oder Leidtragender.

Keine Frage, die Britin inszenierte in Manisch ein spannendes und komplexes Verwirrspiel. Je weiter die Handlung allerdings fortschreitet, desto mehr büßt sie an Glaubwürdigkeit ein. Beinahe lächerlich wirken die Ausflüge in das Übersinnliche. Als Mittel zum Zweck, Wendungen herbei zu führen, müssen eine Séance, eine Tarotkartenlegerin und ein in Trance krächzender Spiritist herhalten.

Die naive Dummheit des einen und die überlegene Genialität und Selbstbeherrschung des anderen Hauptcharakters wirkt grotesk überzeichnet, der Plot mit Trick und Doppeltrick an den Haaren herbei gezogen.

Die Auflösung schließlich, mag man sie nun erwartet haben, oder auch nicht, lässt sämtliche Logik vermissen.
An diesen Fauxpas ändert auch die Nachbetrachtung der Ereignisse im Epilog nichts, denn die gravierendsten Unstimmigkeiten bleiben ungeklärt.

Schade, Manisch beginnt spannend und ideenreich, lässt allerdings den Leser am Ende, je nach Gemüt, verärgert oder belustigt zurück.

Manisch

Ruth Newman, Goldmann

Manisch

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