Killmore

  • Argon
  • Erschienen: Januar 2008
  • 11
  • Neuilly-sur-Seine : Lafon, 2007, Titel: 'Les oubliés de Killmore ', Seiten: 453, Originalsprache
  • Berlin: Argon, 2008, Seiten: 5, Übersetzt: Viola Sauer
  • München: Knaur, 2009, Seiten: 504, Übersetzt: Susanne Schmitz
Killmore
Killmore
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Wolfgang Weninger
30°1001

Krimi-Couch Rezension vonOkt 2008

Mischung aus Clan-Denken und mystischen Wahnvorstellungen

Der Erfolg des Buches Dolmen ... vergessen sollst du nie, das vor allem durch die Fernsehverfilmung bekannt wurde, in der Ingrid Chauvin die Rolle der Polizistin Marie Kermeur interpretierte, hat das Autorengespann Nicole Jamet und Marie-Anne Le Pezennec und den Knaur-Verlag dazu veranlasst, einen Nachfolger auf den deutschsprachigen Buchmarkt zu werfen, den Susanne Schmitz aus dem Französischen übersetzt hat und der nun als Killmore ... was niemand wissen darf den Leser unterhalten soll.

Dabei fährt Marie Kermeur mit ihrem Herzbuben Lucas Fersen nach Irland, um diesen im Hause ihrer Vorfahren zu ehelichen. Großmutter möchte allzu gerne, dass Marie das scharlachrote Hochzeitskleid trägt, das schon ihre verstorbene Mutter getragen hat und das seit damals in der Dachkammer auf Marie wartet. Scharlachrot ist eine sagenhafte Farbe in der Gegend um die Insel Killmore, denn hier erscheint der Geist der Scharlachroten Königin und im Wasser um die Insel, in dem es auch ein versunkenes Dorf gibt, steigen grüne Augen auf und Menschen verschwinden, wenn sie in den Gemäuern tauchen.

Aber nicht nur in den unheimlichen Gewässern herrschen raue Sitten, auch an Land geht es ordentlich grausig zu. So stirbt gleich am nächsten Morgen die Cousine von Marie, gehüllt in das rote Brautkleid und mit einem Brandzeichen auf dem Körper, sowie einem der seltenen Ogam-Steine im Hals, von denen es bisher nur 360 bekannte Stücke gibt, die von Neuheiden für das keltische Baumhoroskop verwendet werden. Was diese Steine für einen Sinn haben und wie sie mit dem Mord zusammenhängen, das wollen Marie und ihr künftiger Ehemann Lucas herausfinden. Aber irgendwie sind sie sich dabei nicht ganz einig. Zum Einen weil der Ex-Freund von Marie, Christian, auftaucht und die Hochzeit verhindern will, zum Andern, weil Lucas plötzlich miserable Laune hat und ziemlich gewalttätig wird, so dass Marie sich sogar vor ihm zu fürchten beginnt, was natürlich Wasser auf die Mühlen ihres früheren Verlobten Christian ist.

Wer also will die Hochzeit verhindern und warum? Und wer hat gesteigertes Interesse, die Familie entsprechend alter Mythen und Sagen aufzureiben?

Man muss ja richtig froh sein, dass in diesem 500-Seiten-Schmöker die Verwandtschaft von Marie Kermeur und ihrem zukünftigen Ehemann Lucas Fersen langsam aber sicher dezimiert wird, denn sonst hätte man überhaupt keine Chance den komplexen Familienverhältnissen in beiden Familien halbwegs zu folgen. Da wimmelt es nur so von verschollenen, verstorbenen und untergetauchten grauen und schwarzen Schafen, über die man nur hinter vorgehaltener Hand tuschelt und munkelt, weil niemand Genaues weiß oder wissen will. Die Autorinnen hätten gut daran getan, auf den vorderen Seiten erst Mal einen Stammbaum einzubauen, damit die haarsträubenden Gräueltaten an und von scharlachrot bekleideten Damen dem Leser eine Spur plausibler nahe gebracht werden.

Dieser Mangel an Transparenz ist in erster Linie dafür verantwortlich, dass die Spannung nur schleppend auf Touren kommt. Marie hat ihre Geheimnisse, Lucas hat seine Geheimnisse und der dörfliche Ermittler steht ein wenig vertrottelt in der Gegend rum und weiß nicht, was er tun soll, außer die Leichen einzusammeln, so es welche zu finden gibt. Und dann ist es ganz wichtig, die Ogam-Steine einzusammeln, denn sie sind ein Hinweis auf die nächste Leiche. Dazu taumeln hier noch eine blinde Oma und eine an Demenz erkrankte Mutter durch die Gegend, die alle viel wissen, aber nichts sagen und unterstützt werden sie dabei von einem ganzen Regiment von Klosterfrauen, die nicht so heilig sind, wie sie tun.

Diese Geschichte ist so an den Haaren herbeigezogen, dass man sie nur ins Reich der irischen Märchen verdrängen kann, die allerdings den Vorteil haben, dass man sie nicht mit modernen Labormethoden quantifizieren muss. Mag sein, dass in diesem Buch auch eine gewisse Logik (zumindest in der Konstruktion) zu finden ist, der Leser muss sich mit einer Mischung aus Clan-Denken und mystischen Wahnvorstellungen herumschlagen, die Killmore nicht zu einem Krimi machen, sondern zu einer Familiensaga aus der untersten irischen Schublade.

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