Limit

  • Argon
  • Erschienen: Januar 2008
  • 9
  • Berlin: Argon, 2008, Seiten: 6, Übersetzt: Simon Jäger
Limit
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Thomas Kürten
76°1001

Krimi-Couch Rezension vonAug 2008

Wenn der Zweck die Mittel heiligt

Man stelle sich vor, die reichsten Männer der Welt machen zusammen Urlaub. Nicht auszudenken, welches Terrorpotenzial ein Feriendomizil birgt, wenn bekannt würde, dass sich dort Geld- und Finanzadel bei Schampus und Kaviar ihre Abenteuermärchen erzählen. Doch genau das tritt ein und das Kommando "Dritte Front" bringt im Namen aller Globalisierungsgegner die sieben Männer in ihre Gewalt, die so reich sind wie niemand sonst auf diesem Planeten. Und als erstes darf mal jeder von ihnen eine Milliarde US-Dollar für gute Zwecke spenden.

Dies ist der Stoff, auf dem Mark T. Sullivan seinen vierten im Fischer-Verlag auf deutsch erschienenen Roman Limit aufbaut. Der Jefferson Club in den einsamen, schneebedeckten Bergen Montanas ist Luxusresort und Hochsicherheitstrakt in einem. Für 6,5 Millionen Dollar können sich die Superreichen hier ein Chalet kaufen und zum Beispiel den Jahreswechsel unter ihresgleichen verbringen. Für die Sicherheit sorgt - während der Abwesenheit des Sicherheitschefs Foster, der in einem neuen Luxusresort in Thailand gerade die Überwachungsanlagen installiert - mit Mickey Hennessy ein ehemaliger Top-Agent, der jedoch aufgrund eines Alkoholproblems aus dem Staatsdienst entlassen wurde. Ein Wunder, dass er einen solch exquisiten Job an Land ziehen konnte. Der geschiedene Vater von Drillingen hat seine Kinder zu Besuch, als der Überfall auf den Club stattfindet.

Schuldfrage im Internetvoting

Cheyenne O'Neill ist Expertin für Wirtschaftkriminalität beim FBI und beobachtet nervös die Kursralley zum Jahresende. Irgendetwas stimmt mit den Börsenkursen nicht, als ihr zu Ohren kommt, dass die sieben reichsten Männer der Welt zufällig zusammen in den Bergen Montanas weilen, reist sie auf eigene Faust in die verschneite Bergregion. Doch sie kommt zu spät. Während ihrer Anreise wird der Club überfallen und die "Dritte Front" kündigt nach schneller Freilassung aller Frauen, Kinder und Bediensteten Prozesse gegen die Superreichen im Internet an. Jeder darf abstimmen.

In einer schnell eingerichteten Einsatzzentrale beobachten Mickey und Cheyenne zunächst diese Prozesse und wissen danach schnell, dass mit der "Dritten Front" nicht zu scherzen ist. Mickey konnte zunächst vom Clubgelände entkommen, während seine Kinder sich vor ihrer Freilassung im Club versteckten, um nach ihrem Vater zu suchen. Der schmiedet zusammen mit dem angerückten Sondereinsatzkommando zur Geiselbefreiung einen Plan, wie der edlen Gesellschaft das Leben gerettet werden kann.

Gutes Timing

Hätte sich Autor und Verlag ein besseres Timing für einen Roman wünschen können? Vor dem Hintergrund der großen Finanzmarktkrise mag es für manchen Leser leichter fallen, die Tricks und Spiele nachzuvollziehen, mit denen einige der Romanfiguren ihren unermesslichen Reichtum erlangt haben. Mark T. Sullivan schreibt zwar vordergründig einen reißerischen Thriller, reich an Tempo, Action und Schießereien. Doch er versteht es auch, manch perfide Zockereien ohne Rücksicht auf Verluste - seien diese auf Menschenleben oder auf die Umwelt bezogen - darzustellen. Dabei wird er zwar sehr schnell polemisch und verallgemeinernd, aber so ist nun mal eine Großzahl der amerikanischen Thriller konstruiert. Das kennt und verzeiht man.

Man verzeiht dem Autor sogar, dass bei ihm der reichste Mann der Welt Jack Doore heißt und nicht etwa Bill Gates. Kaum hat man es nämlich gelesen, da kommt der nächste Cliffhanger und der Leser muss sich schon wieder mit einer ganz neuen Situation beschäftigen. Keine Chance, Luft zu holen. Dazu ein wenig Herzschmerz, ein heldenmutiger Papa und Tick, Trick & Track im Teenagerkostüm - es sind ein paar Klischees zu viel verarbeitet worden, als dass aus einer guten Idee ein beeindruckender Thriller werden hätte können. Doch nach dem alten Rezept lässt sich doch immer noch sehr guter Mainstream zaubern.

Limit

Mark T. Sullivan, Argon

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