Ganz die Deine

  • Unionsverlag
  • Erschienen: Januar 2008
  • 3
  • Buenos Aires: Colihue, 2005, Titel: 'Tuya', Originalsprache
  • Zürich: Unionsverlag, 2008, Seiten: 192, Übersetzt: Peter Kultzen
  • Zürich: Unionsverlag, 2009, Seiten: 189
Ganz die Deine
Ganz die Deine
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Sabine Reiß
90°1001

Krimi-Couch Rezension vonFeb 2008

Ein kleiner Knüller

Ines ist ganz die treusorgende Ehefrau: Ihr Mann Ernesto hat eine Affäre, aber das ist zunächst kein Problem für sie. In seiner Aktentasche fand sie einen Zettel, auf den mit Lippenstift ein Herz gemalt ist, unterschrieben mit "Die Deine". Aber schließlich antwortet er auf ihre Aussage "Ich liebe Dich" mit "Ich Dich auch" - mehr kann man ja nicht verlangen. Dass eine Ehe nach einigen Jahren nicht mehr so leidenschaftlich ist und man sich nicht mehr küsst, ist ja normal. Aber das Verhältnis zu der Deinen sollte sich keinesfalls vertiefen. Also folgt sie ihm eines Abends, als er vorgibt, in der Firma dringend ein EDV-Problem lösen zu müssen, und sieht, wie er sich an einem See im Stadtpark mit seiner Sekretärin Alicia trifft. Die beiden scheinen sich zu streiten und als er sie von sich stößt, fällt sie und schlägt mit dem Kopf gegen einen umgestürzten Baumstamm.

Ines fährt wieder nach Hause, fest entschlossen, ihren Mann auch weiterhin zu unterstützen und ihn vor einer eventuellen Mordanklage zu bewahren. Sie wartet darauf, dass Ernesto ihr das Unglück gesteht, damit sie ihm ihre Komplizenschaft offenbaren kann. Aber bis dahin gilt es, die Zeit zu nutzen. An Alicias Arbeitsplatz findet sie die Schlüssel zu ihrer Wohnung. Bewaffnet mit Gummihandschuhen macht sie sich auf den Weg dorthin, um weiteres Belastungsmaterial, was auf eine Verbindung Alicias mit Ernesto hindeuten könnte, zu entfernen. Alicias Leiche, von Ernesto in den See des Parks geworfen, bleibt verschwunden. Alles wunderbar, oder? Aber das Blatt wendet sich...

Ganz die Deine ist ein sehr passender deutscher Titel für Claudia Piñeiros Erstlingswerk, das bereits im Jahre 2003 in Argentinien erschienen ist und für den Premio Planeto, den höchstdotierten Literaturpreis der spanischsprachigen Welt, nominiert war. "Die Deine" zieht sich wie ein roter Faden durch das nur 184 Seiten kurze Buch, denn Ines nennt die Geliebte ihres Mannes fortwährend bei diesem Namen, während sie denn Leser quasi an ihren Selbstgesprächen teilhaben lässt. Ihre Entscheidung, warum sie ihren Ehemann trotz dieses Vertrauensbruches auch in einer solchen Situation unterstützt, kann man zwar nur schwer nachvollziehen, aber es ist äußerst amüsant, ihre Aktivitäten zu verfolgen.

Nebenbei wirft die Autorin scharfzüngig einen Blick hinter die Fassade einer Ehe. Die beiden Partner sind so mit sich selbst beschäftigt, dass sie gar nicht bemerken, was in ihrer Familie noch vor sich geht, was einem wahrlich zu denken gibt.

In prägnanten Worten und einem gut lesbaren Stil führt sie durchs Geschehen - kein Wort ist überflüssig -, wozu sicherlich auch die Übersetzung ihren Teil beiträgt. Mit ihrem schwarzen Humor spickt die Autorin zudem ihre Erzählung, so dass neben der Krimihandlung für gute Unterhaltung gesorgt ist. Und auch die Spannung kommt nicht zu kurz, soviel sei verraten. Es ist erstaunlich, wie sie dies alles auf so wenigen Seiten komprimiert unterbringt.

Claudia Piñeiros Krimi ist süffisant, scharfzüngig, einfallsreich und schwarz wie der Einband des Buches selbst. Er wurde zu recht für einen Preis nominiert. Der Unionsverlag hat hier ein besonderes Kleinod ausgewählt und dem deutschen Krimimarkt zur Verfügung gestellt. Ganz die Deine seien ganz viele Leser gegönnt.

Ganz die Deine

Claudia Piñeiro, Unionsverlag

Ganz die Deine

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