Das Haus der Stille

  • Rowohlt
  • Erschienen: Januar 2007
  • 0
  • Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 2007, Seiten: 240, Originalsprache
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Jörg Kijanski
65°1001

Krimi-Couch Rezension vonDez 2007

Eine zu große Themenvielfalt mildert den positiven Gesamteindruck

Die Polizei in Ratzeburg geht einer Reihe von Einbrüchen nach, deren Täter sich offenbar an den Sperrmüllterminen orientieren. Zudem ist eine Bande aktiv, die gezielt teure Autos stiehlt und in osteuropäische Länder schafft. Und obwohl die Ermittler um Gero Herbst und Conni Sonntag somit schon genug um die Ohren haben, geschieht ausgerechnet in einem buddhistischen Meditationszentrum in dem kleinen Ort Bugendorf ein Mord.

Dr. Kurt Bassen, erfolgreicher Geschäftsführer im Immobilienbereich, nahm an einem mehrtägigen Kursus teil als er zum Frühstück ein vergiftetes Müsli zu sich nahm. Doch galt der Anschlag überhaupt ihm? Denn versehentlich aß er aus der Schale des Kursleiters Shamayana. Kurzerhand übernimmt Leif Jensen, Leiter der Lübecker Mordkommission, die Ermittlungen vor Ort, indem er - inkognito versteht sich - den Platz von Dr. Bassen einnimmt. Schon bald erkennt Jensen, dass einige Seminarteilnehmer als Täter in Frage kommen, doch auch in Bugendorf selbst ist das Zentrum nicht unumstritten...

 

"Ich habe jetzt drei Tage und zwei Nächte dort zugebracht, zusammen mit einem verkappten Terroristen, einem kambodschanischen Drogendealer, einem lesbischen Pärchen, einer rachsüchtigen Mutter und einer sexbesessenen Ayurveda-Masseuse... Und ich lebe noch."

 

Sonntag, Herbst und Jensen sind sympathisch, können aber ein bisschen mehr Tiefe bei der Figurenbildung vertragen.

Wie schon im Vorgänger Tod im Labyrinth lebt auch der dritte Teil um das Ermittlerteam Conny Sonntag, Gero Herbst und Leif Jensen von der Darstellung seiner Protagonisten, wenngleich es hier zunächst kaum eine erkennbare Weiterentwicklung im Vergleich zum zweiten Teil gibt. Auf weniger als 240 Seiten gelingt es dem Autor seine Protagonisten ordentlich mit Leben zu füllen, so dass diese durchaus sympathisch rüberkommen. Allerdings geht Boris Meyn auch nicht zu sehr ins Detail, so dass im Falle einer eventuellen Verfilmung der Regisseur genügend Spielraum bei der Besetzung der Rollen hat. Außer das Conny Sonntag "umwerfend" aussieht (was immer das heißen mag) erfährt man über die Protagonisten hinsichtlich ihres äußeren Erscheinungsbildes (dick, dünn, groß, klein etc.) herzlich wenig, was sich allerdings durch Einblicke in deren Privatleben ausgleicht. Schließlich will ja noch ein Krimiplot auf den wenigen Seiten aufgebaut und vor allem gelöst werden.

Nicht alle Erzählstränge werden aufgelöst

Hier liegt jedoch der Schwachpunkt bei Das Haus der Stille, denn der Autor bringt angesichts des geringen Buchumfanges einfach viel zu viele Themen unter, ohne diese dann (mangels Platz) vernünftig auflösen bzw. abhandeln zu können. Wie war das mit den gestohlenen Luxuslimousinen? Was war da noch gleich mit den Wohnungseinbrüchen??

Weniger ist eben manchmal doch mehr, aber zumindest der Mord an Dr. Bassen wird aufgeklärt, wobei es dank reichlich vieler Verdächtiger genügend Raum für Spekulationen hinsichtlich des Opfers (war wirklich Dr. Bassen Ziel der Tat?) bzw. des Täters gibt.

Ein kurzweiliger Short-Cut, aber in Zukunft bitte nur drei bis vier Themen und diese dann richtig.

Das Haus der Stille

Boris Meyn, Rowohlt

Das Haus der Stille

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