Im Auge der Finsternis

  • Ullstein
  • Erschienen: Januar 2007
  • 7
  • New York: St. Martin's Minotaur, 2008, Titel: 'The killer's wife', Originalsprache
  • Berlin: Ullstein, 2007, Seiten: 304, Übersetzt: Barbara Ostrop
Im Auge der Finsternis
Im Auge der Finsternis
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Jörg Kijanski
40°1001

Krimi-Couch Rezension vonNov 2007

Knüppeldick

Randall Roberts Mosley hat innerhalb von 10 Jahren mindestens 12 Menschen getötet und wartet nun seit über sechs Jahren in einem Todestrakt auf seine Hinrichtung. Seine Ex-Frau Nina versucht seit jener Zeit ihrer Vergangenheit zu entfliehen und mit ihrem siebenjährigen Sohn Hayden unter fremdem Namen ein neues Leben anzufangen. Hierzu zog sie in das kleine Städtchen Cary, nahm einen Job an und verhielt sich möglichst unauffällig. Doch eines Tages bricht die aufgebaute Fassade zusammen als sie in einem Supermarkt von einem älteren Mann, Charles Pritchett, angesprochen wird. Pritchetts Tochter war eines von Mosleys Opfern und seit deren Tod hat Pritchett nur ein Ziel: Rache! Er ist besessen von der Idee, dass Nina von den Taten ihres Mannes wissen musste und startet eine Pressekampagne gegen sie.

Nina sieht sich gezwungen in ihrer Firma Urlaub zu nehmen und Hayden wird zunehmend in der Schule gehänselt. Dann überschlagen sich die Ereignisse: Eine junge Frau wird ermordet und die Vorgehensweise des Täters ähnelt der von Mosley. Nur wenig später wird Hayden entführt...

Die Inhaltsangabe mag ein wenig kurz erscheinen und wer den Buchrücken liest mag dem Rezensenten unterstellen, er habe lediglich "umformuliert", doch leider lässt sich zu dem Inhalt auch nicht viel mehr sagen, will man wenigstens ein Minimum an Spannung aufrecht erhalten. Der Plot fährt zweigleisig. Einerseits spielt er in der Gegenwart (siehe oben) und anderseits - logo - in der Vergangenheit, in der aufgezeigt wird, wie Nina ihren Randy kennen und lieben lernte und wie sich ihre Beziehung fortan entwickelte. Nina bekam zunächst nichts von Randys Verhallten mit, hielt sich zunehmend mit eigenen Ansprüchen zurück und merkte erst viel zu spät, dass irgendetwas nicht in Ordnung war. Schließlich verständigte sie die Polizei und versucht seitdem ihr Leben in ruhigen, unauffälligen Bahnen zu halten.

Gelungener Plot (Vergangenheit): Ein Serienmörder bleibt unerkannt.

Die Erzählungen aus der Vergangenheit sind durchaus akzeptabel und mögen ein Beispiel dafür geben, wie es möglich ist, dass ein Serienmörder lange Zeit unerkannt unter uns bzw. zusammen mit seiner Familie lebt. Auch die sich schleichenden Veränderungen in seinem Verhalten erscheinen plausibel und so ist dieser Part des Buches durchaus lesenswert, wenngleich hier etliche Längen vorzufinden sind.

Nicht gelungener Plot (Gegenwart): Wenig Erzähltempo, vorhersehbare Handlung.

Jener Teil des Plots der allerdings in der Gegenwart spielt ist grauslich, denn hier treffen ebenso eindimensionale wie klischeehafte Figuren aufeinander. Auch hier wieder viel Gelaber von Nina, die in der Ich-Form eine recht vorhersehbare Geschichte erzählt, was ebenfalls nicht zur Spannungssteigerung beiträgt. Erst nach 207 Seiten findet die bereits auf dem Buchrücken angekündigte Entführung Haydens statt bzw. erfährt Nina davon und danach folgen nur noch 112 Seiten bis zum bitteren Ende des Buches. Da Pritchett ebenso schnell verdächtigt wie von der Verdächtigenliste gestrichen wird (eine kurze Aussage seinerseits, die nicht erkennbar überprüft wird, muss ausreichen, denn danach wird er nicht mehr erwähnt), bleibt kaum noch Zeit, eine vernünftige Lösung aufzubauen (mangels tatverdächtiger Personen) und so kommt es in der Tat knüppeldick. Ein 08/15-Showdown und eine Lösung die besser unerläutert bleibt -  vielleicht wollen Sie das Buch ja doch noch lesen.

Auf dem Buchcover glänzt der Aufkleber "VOX Krimi Tipp" und als sei dies noch nicht "Empfehlung" genug, schwadroniert ausgerechnet Iris Johansen (jene durch besonders ausgefeilte und "tiefsinnige" Thriller bekannte Autorin) auf der Buchrückseite von "unerträglicher Spannung" und "atemberaubendem Tempo". Brauchte sie das Geld oder las sie ein anderes Buch? Man möchte es nicht wissen.

Im Auge der Finsternis

Bill Floyd, Ullstein

Im Auge der Finsternis

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