Blutbeichte

  • Lübbe
  • Erschienen: Januar 2007
  • 7
  • Bergisch Gladbach: Lübbe, 2007, Seiten: 333, Übersetzt: Karin Meddekis
  • Bergisch Gladbach: Lübbe Audio, 2008, Seiten: 5, Übersetzt: Sascha Rotermund
  • Bergisch Gladbach: Bastei Lübbe, 2009, Seiten: 333
Blutbeichte
Blutbeichte
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Jörg Kijanski
70°1001

Krimi-Couch Rezension vonNov 2007

Potential nach oben

Detective Joe Lucchesi und sein Partner Danny Markey stehen in ihrem aktuellen Fall einem beonders brutalen Serienmörder gegenüber, der seinen Opfern zunächst das Gesicht zertrümmert bevor er sie erschießt. Als Ethan Lowry tot in seiner Wohnung aufgefunden wird hoffen die Ermittler zunächst auf einen Einzelfall, doch recht bald melden zwei weitere Reviere ähnliche Morde. Dabei hat der Mörder offenbar seine Opfer gezwungen, kurz vor deren Tod einer ihnen nahestehenden Person seine größte Sünde zu beichten (so viel zu der reißerischen deutschen Titelübersetzung des Originals "The Caller").

Während Lucchesi dienstlich nur schwer voran kommt, gerät sein Privatleben zunehmend aus der Bahn. Er selber verschiebt immer wieder eine dringende Operation, seine Frau Anna hat große psyschiche Probleme und Sohn Shaun gibt sich zunehmend Alkoholeskapaden hin, da er den Tod seiner Freundin nicht verwinden kann. Damit nicht genug, meldet sich bei Lucchesi auch noch ein alter Bekannter, der Killer Duke Rawlins, dem es schon einmal fast gelungen wäre, Lucchesis Familie auszulöschen.

Erste Spuren führen Lucchesi zu einem Heim, in dem Patienten mit schweren Schädel-Hirn-Verletzungen behandelt werden. Einer der Mitarbeiter lässt der Polizei verwirrende Schreiben zukommen, die Bezug auf die Morde nehmen. Doch als ihn die Polizisten verhaften stellt sich heraus, dass er nur der Bote einer der Patientinnen war. Sollte diese Opfer des sogenannten "Besuchers" gewesen sein und dessen Angriff überlebt haben? Wenig später meldet sich ein Mann bei Lucchesi der vorgibt, ebenfalls Opfer des "Besuchers" gewesen zu sein...

"Blutbeichte" baut sehr stark auf dem Debütroman "Schattenturm" auf.

Wer den Debütroman "Schattenturm" von Alex Barclay noch nicht gelesen hat, aber noch lesen möchte, der muss (!) an dieser Stelle mit dem Lesen dieser Rezension aufhören, denn die Autorin setzt ihren zweiten Roman mit Detective Joe Lucchesi dort fort, wo der erste aufhört. Also nochmal: Hier aufhören, wenn...

Wer "Schattenturm" nicht gelesen hat, muss nicht unbedingt wissen, was vor einigen Monaten in Irland passierte, denn Alex Barclay gibt eine ausführliche Zusammenfassung der damaligen Ereignisse. So erspart man sich nachträglich die Lektüre des Debütromans, denn jegliche Spannung diesbezüglich ist weg. Allerdings funktioniert der zweite Band für sich alleine und dies sogar erfreulich gut. Nicht, dass Alex Barclay das Genre neu erfinden würde, aber dennoch liefert die gebürtige Irin einen grundsoliden Mainstream-Thriller ab, der dank einiger Blindspuren und einer gelungenen Side-Story in der Masse der Neuerscheinungen durchaus positiv auffällt.

Sympathischer Ermittler, gut recherchierte Fakten.

Mit Detective Joe Lucchesi betritt also zum zweiten Mal ein noch nahezu unbekannter Ermittler die Bühne und da dessen Privatleben, dessen Probleme allesamt aus der Zeit von "Schattenturm" stammen, umfangreich beleuchtet wird, hat dieser ein sehr hohes Identifikationspotential. Ja, mit diesem Detective kann man wahrlich mitfiebern und dies nicht nur, weil er Angst vor einer bevorstehenden Operation hat. Ein Killer, der Joes Frau Anna schon einmal in seiner Gewalt und damals schwer misshandelt hatte, ist noch immer auf freiem Fuß und bedroht Lucchesi erneut. Zunehmend macht diesem sein Sohn Shaun zu schaffen, der den Tod seiner Freundin Katie, an dem er sich mitschuldig fühlt, kaum verwinden kann. Annas psychologische Probleme sorgen ebenfalls dafür, dass in diesem ohnehin recht kurzem Buch, der eigentliche Krimi-Plot ein ums andere Mal pausieren muss. Aber viele Leser möchten ja auch gerne mehr über die handelnden Figuren erfahren und so ist diese Mischung durchaus verträglich.

Der Krimi selber vermag zu überzeugen. Die Autorin hat ordentlich recherchiert und bietet ebenso detaillierte Einblicke in die Arbeit der Mordkommission des NYPD wie in die Behandlungsmethoden von Patientin mit schwersten Schädel-Hirn-Verletzungen oder die Arbeitsweise von Dentallaboren. Zwar mag bei dem ein oder anderen Leser direkt beim ersten Auftritt des gesuchten Mörders der sprichwörtliche Groschen fallen, dennoch bleiben Zweifel übrig. Mehrere Lösungsmöglichkeiten drängen sich immer wieder auf und so bleibt es durchaus bis zum überraschenden Finale, welches einem nicht zusagen muss, spannend. Ein klarer Minuspunkt bleibt allerdings, denn einige Handlungsstränge werden nicht aufgelöst, was nur in einem Fall verständlich ist.

Blutbeichte

Alex Barclay, Lübbe

Blutbeichte

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