Der 50/50-Killer

  • DerHörVerlag
  • Erschienen: Januar 2007
  • 42
  • München: DerHörVerlag, 2007, Seiten: 6
  • München: Knaur, 2009, Seiten: 491
  • Augsburg: Weltbild, 2008, Seiten: 491
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Jörg Kijanski
90°1001

Krimi-Couch Rezension vonSep 2007

Eines der Thriller-Highlights des Jahres!

Es ist der erste Arbeitstag von Detective Mark Nelson im Team von Polizeilegende John Mercer:

 

"Sagen wir mal, Sie haben einen interessanten ersten Arbeitstag vor sich" 

 

In seiner Wohnung finden die Ermittler die Leiche von Kevin Simpson, der in der vorausgegangenen Nacht einem besonders brutalen Verbrechen zum Opfer fiel. Der Täter, ein Mann mit einer Teufelsmaske, fesselte Simpson und schleppte ihn in dessen Badewanne. Dort misshandelte er ihn schwer, bevor er zum Schluss dessen Gesicht verbrannte. Der Täter ging dabei mit äußerster Sorgfalt vor, hinterließ keinerlei Spuren bis auf eine Art Autogramm. Eine Wandzeichnung die einem Spinnennetz gleicht. Später erhalten die Ermittler zwei Tonbänder auf denen Kevins Todeskampf aufgenommen wurde und der Täter mitteilt, dass dies nur "ein Spiel" gewesen sei und er beabsichtige, umgehend ein zweites Spiel zu spielen. Hauptfiguren des neuen Spiels sind Jodie, die ein kurzes Verhältnis mit Kevin hatte, und Scott, ihr langjähriger Freund.

Mercer und sein Team sind alarmiert, denn bereits vor zwei Jahren führte ein Serienmörder "Spiele" mit seinen Opfern. Er suchte sich Liebespaare aus und eine ausgewählte Person musste entscheiden, wer von beiden getötet werden sollte. Entschied sich die Person für sich selber um den Partner zu schützen, wurde sie solange gequält und misshandelt, bis sie sich als letzten Ausweg aus dem Martyrium für den Partner entschied, der dann umgebracht wurde.

Für Mercer ist trotz kleinerer Abweichungen klar, dass es sich um denselben Täter handeln muss, auch wenn dies bedeuten würde, dass dieser zwei Jahre pausiert hätte. Doch sein Team bestreitet diesen offensichtlichen Zusammenhang, denn es würde bedeuten, dass Mercer den Fall sofort entzogen bekäme. Damals war das letzte Opfer des "50/50-Killers" Andrew Dyson, einer von Mercers Mitarbeitern, bei dessen Beerdigung Mercer einen schweren Zusammenbruch erlitt, der zu einer einjährigen Arbeitspause führte. Eine Pause können sich die Ermittler aber keineswegs erlauben, denn bisher tötete der Mörder das ausgewählte Opfer immer bis Tagesanbruch...

 

"Ich würde für dich sterben, ich könnte ohne dich nicht leben - die Menschen sagen solche Dinge oft, müssen sie aber nie beweisen. Die Opfer des 50/50-Killers, die überlebten, mussten sich jeden Tag vor dem Spiegel der Tatsache stellen, dass sie es nicht geschafft hatten, ihre Zusage einzuhalten. Trotz der Versprechen, die sie ihrem Partner gegeben hatten, war ihre Liebe nicht groß genug gewesen, und deshalb war dieser Mensch jetzt tot. Sie selbst hatten diese Wahl getroffen." 

 

Für Freunde härterer Thrillerkost ein klarer Kauftipp

Der 50/50-Killer wird in Deutschland als Steve Mosbys Debütroman angepriesen, wobei dies nur teilweise richtig ist, da der Autor bereits zwei Thriller veröffentlicht hat (nur eben nicht hierzulande). Doch Debüt hin oder her, Der 50/50-Killer ist eines der Thriller-Highlights des Jahres und wird aller Wahrscheinlichkeit nach ähnlich einschlagen wie im Vorjahr vergleichsweise Cody McFadyens Debüt Die Blutlinie .

Häufige Wechsel der Szenen und des Erzähltempos

Zunächst fällt positiv auf, dass es viele Szenenwechsel gibt und so hat der Leser stets das Gefühl das Geschehen in Echtzeit von verschiedenen Blickwinkeln zu verfolgen. Dabei dauert die eigentliche Story, den Mord an Kevin einmal ausgespart, keine 24 Stunden. Immer wieder wechselt das Geschehen vom Ich-Erzähler Nelson zu Scott, Jodie oder auch Eileen, Mercers Ehefrau. Das Erzähltempo wird ebenfalls häufig gewechselt, da neben den Misshandlungen des "Teufels" und den Ermittlungen der Polizei auch immer wieder der Schwung aus der Erzählung genommen wird, um einzelne Personen oder Ereignisse näher vorzustellen. Eine Wohltat angesichts der Folterszenen, die zudem der Geschichte den nötigen Tiefgang gibt.

Gute Charakterdarstellungen und einige Überraschungen

Der vermeintliche Hauptdarsteller John Mercer wird oftmals nur indirekt dargestellt, indem vor allem Nelson seine Beobachtungen über dessen zunehmend befremdliches Verhalten wiedergibt. Auch die Teamkollegen gehen auf Distanz zu ihrem Chef, um den sie sich mehr und mehr Sorgen machen. Er wirkt nervös, unkonzentriert, zeitweise völlig apathisch und scheint vor allem die ganze Angelegenheit als ein persönliches Duell zwischen ihm und dem "Teufel" zu sehen. Die Atmosphäre innerhalb des Teams wird ebenso plastisch wiedergegeben, wie die Charaktere einzelner Figuren. Sowohl Jodie und Scott und deren nicht ganz unkomplizierte Beziehung werden ausführlich vorgestellt; ebenso Nelson, Mercer und Eileen.

Neben den Ermittlern spielen noch eine Handvoll Personen mit und so ist die Anzahl derer, die als Täter in Frage kommen schnell überschaubar. Doch hier glänzt Steve Mosby ein letztes Mal, denn einige Überraschungen gegen Ende des Romans hält er für seine Leser noch bereit. Schade nur, dass wir nicht erfahren, wo das Ganze gespielt hat.

Der 50/50-Killer

Steve Mosby, DerHörVerlag

Der 50/50-Killer

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