Das Kairo-Labyrinth

  • Goldmann
  • Erschienen: Januar 2007
  • 9
  • Neuilly-sur-Seine: M. Lafon, 2005, Titel: 'Les sang du temps', Seiten: 371, Originalsprache
  • München: Goldmann, 2007, Seiten: 420, Übersetzt: Eliane Hagedorn & Bettina Runge
Das Kairo-Labyrinth
Das Kairo-Labyrinth
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Jörg Kijanski
70°1001

Krimi-Couch Rezension vonJul 2007

Interessanter Plot mit überraschender Auflösung

Marion arbeitet in Paris am Rechtsmedizinischen Institut und schreibt dort vor allem Autopsieberichte, doch als sie mehr zufällig über eine hochexplosive Information förmlich stolpert, gerät ihr Leben aus den Fugen. Einflussreiche Kräfte sind plötzlich hinter ihr her und der französische Geheimdienst DST sieht nur eine Chance, ihr Leben zu retten. Marion muss untertauchen und dieser Umstand führt sie auf die Klosterinsel des Mont St. Michel.

Bereits kurz nach ihrer Ankunft erhält sie einen Brief, der ein Rätsel enthält. Um sich die Zeit zu vertreiben lässt sich Marion auf das Spiel ein. Einige Tage später fährt sie mit einem der Klosterbrüder zur Bibliothek von Avranches, wo sie einen Teil des Bestandes archivieren soll. Dabei stößt sie auf ein Buch von Edgar Allen Poe, dessen Inhalt sie sofort in ihren Bann schlägt. Denn dieser wurde ausgetauscht und enthält die Tagebuchaufzeichnungen eines englischen Inspektors, der im Jahr 1928 in Kairo einen Serienmord an Kindern untersuchte.

Begeistert vertieft sich Marion in die damaligen Ereignisse, welche immer verwirrender werden. Ein unheimlicher Ghul, ein weiblicher Dämon, soll nach Überzeugung der Einheimischen für die grausamen Morde an den Kindern verantwortlich sein. Da findet Marion wenige Tage später erneut einen Briefumschlag auf ihrem Bett. Der Besitzer des Tagesbuch fordert dieses umgehend von ihr zurück...

Maxime Chattam zur Abwechslung einmal eher ruhig

Maxime Chattam ist sicher einer der zurzeit interessantesten Autoren, die gerne vom genreüblichen Mainstream abweichen und mit eher ungewöhnlichen Plots überzeugen wollen. Gleich drei Fragen drängen sich dem Leser auf. Was hat es mit dem von Marion ausgelöstem Skandal auf sich und wer trachtet ihr nach dem Leben? Wer war der damalige Serienmörder und wer ist heute, Jahrzehnte später, hinter dem Tagebuch her?

Dabei fällt zunächst einmal positiv der ruhige Schreibstil Chattams auf. Keine blutigen Gewaltorgien wie in seinen bisherigen Werken, sondern ein stiller Plot, der sich bei seinem Aufbau viel Zeit lässt. Lange passiert erstmal nichts. Marion wird im Kloster untergebracht, lernt die Inselbewohner kennen und findet dann besagtes Tagebuch. Auch bei den Ereignissen in Kairo geht es zunächst geschmächlich voran, wobei Chattam hier konstant das Tempo steigert.

Aus der Idee hätte man mehr herausholen müssen

Die zugrundeliegende Idee, immer zwischen der Gegenwart und der Vergangenheit im entfernten Kairo zu wechseln, ist zwar nicht neu, wurde aber gelungen umgesetzt. Leider hat der junge französische Autor es aber versäumt, in den Plot ordentlich Spannung zu legen. Der Skandal wird nach 300 Seiten ohne erkennbaren Anlass offen gelegt, wobei dieser Handlungsstrang auch während des gesamten Buches eigentlich nie relevant ist. Mit einer unbedeutenden Ausnahme droht Marion nie eine erkennbare Gefahr, so dass der Skandal letztlich nur als Grund für ihre Zuflucht zum Mont St. Michel herhalten muss. Da hätte man deutlich mehr Suspence reinbringen müssen. Gleiches gilt für den Part auf der Insel. Hier wird vieles angedeutet, ein seltsames Türgeräusch hier und dort, vielmehr passiert leider nicht.

Die Auflösung des Plots ist sehr originell, vor allem aber Geschmacksache

Dafür wird die Jagd nach dem Täter in Kairo immer dramatischer und bei der Auflösung des Plots hat Maxime Chattam richtig tief in die Trickkiste gepackt. Dabei muss einem die Lösung des Falles nicht unbedingt gefallen, sehr originell ist sie aber allemal. Wie gesagt, Maxime Chattam ist ein interessanter, junger Autor, von dem auch in Zukunft noch viel zu lesen sein wird.

Das Kairo-Labyrinth

Maxime Chattam, Goldmann

Das Kairo-Labyrinth

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