Blutglocke

  • dtv
  • Erschienen: Januar 2007
  • 9
  • Helsinki: WSOY, 2000, Titel: 'Ruttokellot', Seiten: 488, Originalsprache
  • München: dtv, 2007, Seiten: 540, Übersetzt: Stefan Moster
  • Hamburg: Hoffmann & Campe, 0, Titel: 'Peter Kaempfe', Seiten: 2, Bemerkung: gekürzt
Blutglocke
Blutglocke
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Jörg Kijanski
80°1001

Krimi-Couch Rezension vonJul 2007

Kurzweilig und beklemmend

Während eines Treffens der EU-Innenminister in Finnland wird der Sohn des deutschen Innenministers Klein entführt. Entgegen allen Sicherheitswarnungen entschließt sich Klein, sich mit den Kidnappern zu treffen. Wenig später ist sein Sohn frei und der Minister tot. Seine Leiche wird in einem kleinen Waldstück gefunden. Aus seinem Brustkorb ragt ein Katheder, mit dessen Hilfe ihm das Blut aus der Aorta genommen wurde. Johanna Vahtera, Kommissarin des zentralen Kriminalamtes KRP, übernimmt die Ermittlungen, doch die Zusammenarbeit mit dem deutschen BKA ist nicht frei von Hindernissen.

Johanna glaubt recht bald eine erste Spur gefunden zu haben, denn auf Weisung des Innenministers Klein wurde vor einigen Wochen im Zusammenhang mit einer Drogenfahndung das Anwesen des russischen Mafiapaten Eduard Granow von einer Spezialeinheit gestürmt. Dabei starben dessen Frau und ein Leibwächter. Sollte es sich um einen Racheakt handeln? Wie Johanna weiter ermittelt, starb Granow kurz nach dem Mord an Klein; sein Sohn Rem soll daran nicht unschuldig gewesen sein.

Rem liebte seine Mutter abgöttisch und sehnt nach Rache. Sein bescheidenes Ziel: Er will die Macht über Deutschland! Hierzu will er das Land in eine Notstandssituation versetzen und sich einiger mächtiger Politiker, Bundeskanzler sowie wichtige Ressortschefs, entledigen. In dieser Krisensituation soll sich Umweltminister Erwin Beck zum starken Mann aufspielen und anschließend als Bundeskanzler gewählt werden. Aus Eduard Granows früheren Zeiten beim KGB besitzt Rem noch Akten über Beck, der damals für den KGB tätig war...

Russischer Mafia-Boss will die Macht über Deutschland

In geheimen Laboratorien entwickeln russische Experten weiterhin biologische Waffen. Rem Granow gelingt es über Mittelsmänner eine junge Mitarbeiterin des berühmt-berüchtigten "Instituts Nr. 19" dazu zu bringen, hochgefährliche bakterielle Stoffe zu besorgen. Mit einem Flugzeug wie es bei der Landwirtschaft zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt wird, sollen über Berlin entsprechende Erreger verbreitet werden. Durch die einsetzenden Krankheitssymptome bei der Bevölkerung erhofft sich Granow eine Massenhysterie, so dass es in der Folge zu einem Ausnahmezustand kommt. Während führende Kabinettsmitglieder durch die Bakterien gezielt getötet werden sollen, erhält Umweltminister Beck zuvor eine Schutzimpfung. Es beginnt ein Wettlauf mit der Zeit, denn Johanna Vahtera kommt Granow bedrohlich nahe.

Nach Höllensturz ist Blutglocke bereits der zweite Thriller von Bestseller-Autor Ilkka Remes, in dem die junge Kommissarin Vahtera die Hauptrolle spielt. Der Held früherer Romane, Timo Nortamo von der TERA, spielt im vorliegenden Roman nur eine unbedeutende Nebenrolle. Dies hat zur Folge, dass hier kein Geheimdienstthriller entsteht, bei dem sich alle möglichen geheimsten Geheimorganisationen gegenüber stehen, sondern ein durchaus realistisches Szenario aufgebaut wird. Der Griff nach der Macht über Deutschland über einen Strohmann in der Politik könnte sich tatsächlich so zutragen, denn wenn nach einem denkbaren Bio-Angriff (z. B. mit Milzbranderregern) eine Massenpanik einsetzen würde, ginge damit einher der Ruf nach einem starken Mann, der der Situation gewachsen ist. Wenn zudem gleichzeitig noch führende Mitglieder der Regierung unauffällig eleminiert würden, liefe es fast zwangsläufig auf einen vorher bestimmbaren Kandidaten, hier den Umweltminister, hinaus.

Ilkka Remes beeindruckt in seinem neuen Roman einmal mehr über das weitreichende Spektrum seiner vorausgegangenen Recherchen. Wer allerdings mit zahllosen Akteuren und ständig wechselnden Schauplätzen in Deutschland, Finnland und Russland sowie den damit einhergehenden unterschiedlichen Handlungssträngen Probleme hat, der könnte zumindest anfangs sehr leicht den Überblick verlieren. Doch Remes beherrscht sein Handwerk perfekt und führt die Ereignise immer wieder nachvollziehbar zusammen und liefert somit einmal mehr einen Bestseller, der aufgrund der Thematik besonders die deutschen Leserinnen und Leser begeistern bzw. erschrecken dürfte.

Die Figuren sind, wie so oft bei derartigen Storys, recht eindimensional dargestellt. Ein Mitleiden beispielsweise mit der Protagonistin Johanna ist fast ausgeschlossen, da ihre Figur nicht genügend herausgearbeitet wird. Auch ist befremdlich, dass trotz eines drohenden Angriffes auf den Staat Deutschland das einheimische BKA nur gelegentlich und der deutsche Geheimdienst gar nicht in Erscheinung tritt. Ansonsten bietet Blutglocke, dessen zunächst merkwürdig erscheinender Titel ausführlich erklärt wird (es hat übrigens etwas mit der im Mittelalter bekannten Pestglocke zu tun) erneut kurzweilige, mitunter beklemmende Unterhaltung. Zum Finale gibt es obendrauf noch einen kleinen Aha-Effekt als Zugabe.

Blutglocke

Ilkka Remes, dtv

Blutglocke

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