Mein bis in den Tod

  • Knaur
  • Erschienen: Januar 2006
  • 27
  • London: Orion, 2000, Titel: 'Faith', Seiten: 465, Originalsprache
  • München: Knaur, 2006, Seiten: 569, Übersetzt: Michael Benthack
  • München: Knaur, 2008, Seiten: 568
  • München: Knaur, 2009, Seiten: 568
  • München: Knaur, 2011, Seiten: 568
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Jörg Kijanski
85°1001

Krimi-Couch Rezension vonJul 2006

Treibender Mainstream

Nachdem Peter James in 2005 mit seinem Roman Stirb ewig in Deutschland ein überaus beachtlicher Erfolg gelang ("Krimi-Blitz des Jahres" auf der Krimi-Couch) war es nur eine Frage der Zeit, bis weitere seiner gut ein Dutzend in England bereits erfolgreich laufenden Romane auch hierzulande aufgelegt würden. Ein erster Nachzügler, der bereits 2000 entstand, liegt nun vor und es überrascht schon sehr, dass "Mein bis in den Tod" erst jetzt erscheint...

Seit einem gemeinsamen Thailandurlaub mit ihrem Mann Ross und Sohn Alec plagen Faith Ransome immer wieder plötzliche Anfälle von Übelkeit. Diese könnten aber auch mit dem zur (krankhaften) Perfektion neigenden Ehemann zu tun haben, der nur ein Ziel kennt, nämlich als einer der Top-Schönheitschirurgen Englands mit Faith nicht nur seine, sondern die schönste Frau zu schaffen. Bereits sechs Mal wurde Faith operiert und in ihrer künstlichen Haut fühlt sie sich zunehmend unwohl. Auch sonst bietet die Ehe mit Ross nicht viel, folgt sie doch seit langer Zeit einem monotonen Ablauf. Geprägt von absoluter Ordnung im Haushalt und totaler Kontrolle durch Ross, der unter anderem täglich den Benzinverbrauch nach hält und Faiths Leben genauestens beobachtet.

Bei einem Geschäftsessen von Ross fällt Faith ein attraktiver Mann auf, der ebenfalls an ihr Gefallen gefunden zu haben scheint. Zufällig begegnen sich die beiden einen Tag später beim Einkauf wieder und der Fremde stellt sich ihr als Dr. Oliver Cabot vor, Leiter des nach ihm benannten Zentrums für komplementäre Medizin also für alle erdenkbaren alternativen Heilungsmethoden. Kurzum lädt Dr. Cabot Faith in sein Zentrum ein.

Da sich Faith Zustand weiterhin nicht bessert schickt Ross sie zu Dr. Ritterman, der ihm wenige Tage später mitteilt, dass Faith an der sog. Lendtschen Krankheit leidet, die bislang als unheilbar gilt. Lediglich ein Pharmakonzern befindet sich mit einem Medikament bereits in der Testphase. Auch Dr. Cabot kommt zu demselben Ergebnis und Faith, die sich immer mehr zu ihm hingezogen fühlt, hofft nicht nur auf seine Behandlungsmethoden, sondern inzwischen an ein gemeinsames Leben an seiner Seite. Ross, der mitbekommen hat, dass Faith sich heimlich mit Dr. Cabot trifft, vermutet, dass die beiden ein sexuelles Verhältnis haben und beginnt nun mit allen Mitteln um Faith zu kämpfen. Dabei zeigt sich schnell, dass der beliebte Doktor ein vor nichts zurück schreckender Soziopath ist...

Als Ross noch ein Teenager war, verließ seine Mutter die dreiköpfige Familie angeblich, weil ihr seine Unordnung unerträglich war. Womöglich wollte sie aber auch nur ihre Freiheit zurück, um sich anderen Männerbekanntschaften öffnen zu können. Seitdem herrschte im Hause Randsome die harte Hand des Vaters, der den Verlust seiner Frau Ross zuschob. Oftmals setzte es Prügel wegen Belanglosigkeiten. Schon damals wollte Ross "Gerechtigkeit" und so wiederholen sich nun die Ereignisse.

Peter James zeigt ein gelungenes und eindringliches Psychogramm eines Soziopathen von dessen Jugend bis hin zum selbstmörderischen Finale. Die Charaktere sind gut, aber nicht überzeichnet und obwohl die Story recht voraussehbar erscheint, so gelingt es James ein ums andere Mal noch einen drauf zu setzen. Bliebe einzig die Frage, warum Faith ihren tyrannischen Mann nicht längst verlassen hat? Vielleicht, weil der Name "Faith" nicht willkürlich gewählt wurde? Nomen est Omen.

In immer wechselnden Perspektiven der verschiedenen Figuren (Faith, Ross, Dr. Cabot, ein Privatdetektiv) treibt James mit ebenso vielen Kapiteln (108 an der Zahl) wie Cliffhangern seine Leser voran. Mit Leichtigkeit und großem Erfolg, wenngleich nach dem eigentlichen Showdown noch ein 15-seitiger Abspann folgt. Einer von zwei Kritikpunkten dieses insgesamt zu umfangreichen, ein bisschen arg nach Thriller-Baukasten erstellten Plots.

Die eingebaute medizinische Diskussion über die Konkurrenz zwischen klassischer Schulmedizin und alternativen Heilmethoden, ist lesenswert und auch für medizinische Laien verständlich dargestellt. Der Autor scheint sorgfältig recherchiert zu haben und so stimmt einen die Anklage Dr. Cabots gegen die Pharmaindustrie nachdenklich. Warum sollte diese ein Interesse an der schnellen Heilung von Menschen haben, lässt sich mit Dauerpatienten doch leicht viel mehr Geld verdienen, um die Millionen schweren Entwicklungskosten für neue Medikamente auszugleichen.

Der Vergleich mag hinken, aber wem Die Höhle (Anne McLean Matthews), "Toyer" (Gardner McKay) oder "Misery (Stephen King) gefallen hat bzw. wer einen modernen Rosenkrieg lesen möchte, der darf, nein, der muss hier zugreifen.

Mein bis in den Tod

Peter James, Knaur

Mein bis in den Tod

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