Adiós Hemingway

  • Unionsverlag
  • Erschienen: Januar 2006
  • 4
  • Zürich: Unionsverlag, 2006, Seiten: 192, Übersetzt: Hans-Joachim Hartstein
  • Zürich: Unionsverlag, 2008, Seiten: 192, Übersetzt: Hans-Joachim Hartstein
  • Havanna: Unión, 2001, Titel: 'Adiós Hemingway', Originalsprache
  • Zürich: Unionsverlag, 2013, Seiten: 186
Adiós Hemingway
Adiós Hemingway
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Wolfgang Reuter
70°1001

Krimi-Couch Rezension vonMai 2006

Interessant für Hemingway-Freunde, für Liebhaber von Padura sowieso

Der kubanische Schriftsteller Leonardo Padura wurde in Europa durch seinen bereits legendären vierteiligen Romanzyklus "Das Havanna-Quartett" um den eigenwilligen Polizisten Mario Conde bekannt. Wie bereits ausführlich in der Krimi-Couch besprochen, handelt es sich dabei um eine vielschichtige Auseinandersetzung des Autors mit seinem Heimatland.

"Adios Hemingway" ist aber nicht etwa eine Fortsetzung oder ein fünfter Teil, obwohl eine der Hauptfiguren wieder Mario Conde ist, nun aber nicht mehr Polizist, sondern Schriftsteller, das Buch hat ganz andere Hintergründe. Padura selbst berichtet darüber im Vorwort: Ein Verlag bat ihn um eine Erzählung für eine Buchreihe mit dem Namen "Literatur und Tod", in dem jeweils ein Schriftsteller im Mittelpunkt stehen sollte. Padura wählte Hemingway, dessen Wahlheimat Kuba war, mit dem ihm

 

"... eine heftige Hassliebe verband. Ich suchte einen Weg, meine persönlichen Probleme mit dem Autor... zu verarbeiten, doch fiel mir dabei nichts Besseres ein, als meine Obsessionen auf Mario Conde zu übertragen - so wie ich es schon oft getan hatte - und ihn wieder zur Hauptfigur zu machen."

 

Persönliche Probleme - damit meint er die Schattenseiten der literarischen Lichtgestalt Hemingways, die nach seinem Tod zunehmend die Öffentlichkeit beschäftigt haben, wie seine möglichen Kriegsverbrechen oder sein Verhalten einzelnen Bekannten gegenüber. Ich erspare mir eine Betrachtung der Person und der Werke Hemingways, denn in diesem Buch wird jeder, der ihn noch nicht gelesen hat, ausreichend informiert. Es ist auch ein Art Biographie. Und so nebenbei - es lohnt sich, eine oder die andere seiner Erzählungen zu lesen. Sein Schreibstil ist in seiner Präzision, Effizienz, seiner Distanz und genauen psychologischen Betrachtung wie seinem Bilderreichtum noch immer aktuell.

"Adios Hemingway" ist eine relativ kurze Erzählung von etwa 180 Seiten, angelegt als Kriminalroman, denn auf dem ehemaligen Grundstück Hemingways wird nach vierzig Jahren die Leiche eines FBI-Agenten gefunden. Und die Frage stellt sich, ob der Schriftsteller und mehrfache Literaturpreisträger auch ein Mörder war. Mario Conde, der den Polizeidienst quittiert hat, um Schriftsteller zu werden, lässt sich von seinem überlasteten ehemaligen Kollegen überreden, Ermittlungen anzustellen. Wir begleiten abwechselnd Mario Conde bei seinen Nachforschungen und Hemingway in seinen letzten Lebenstagen, gezeichnet als alter und kranker Mann, kurz vor seinem Selbstmord.

Die ganze Geschichte wirkt leider etwas konstruiert, aber Leonardo Padura wirft als positive Bestandteile seine bilderreiche Sprache, seine lebendigen Dialoge und seine erzählerischen Fähigkeiten in die Waagschale. Nicht übermäßig spannend, aber sympathisch, interessant für Hemingway-Freunde, für Liebhaber von Padura sowieso.

Doch wer den wirklichen großen Schriftsteller und Poeten Leonardo Padura kennenlernen will, der kommt um das "Havanna-Quartett" nicht herum.

Adiós Hemingway

Leonardo Padura, Unionsverlag

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