Tod vor Morgengrauen

  • Knaur
  • Erschienen: Januar 2003
  • 9
  • : Hodder & Stoughton, 0
  • London: Hodder & Stoughton, 2000, Titel: 'Dead at Daybreak', Übersetzt: Madeleine van Biljon, Originalsprache, Bemerkung: Aus dem Afrikaans
  • München: Knaur, 2003, Titel: 'Tod im Morgengrauen', Seiten: 569, Übersetzt: Karl-Heinz Ebnet, Bemerkung: Übersetzung aus dem Englischen
Tod vor Morgengrauen
Tod vor Morgengrauen
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Wolfgang Reuter
92°1001

Krimi-Couch Rezension vonSep 2005

Darling, ich lese Deon Meyer!

Der südafrikanische Autor Deon Mayer ist auf der Krimi-Couch kein Unbekannter mehr: Sein Roman Das Herz des Jägers wurde im Oktober 2005 zum "Volltreffer" gewählt. Und - Ehre, wem Ehre gebührt - in Folge erhielt dieses Buch den Deutschen Krimi-Preis 2006 (2. Platz Kategorie International). Tod vor Morgengrauen ist der unmittelbare Vorgänger, geschrieben bereits im Jahre 2000, in Deutscher Übersetzung erstmals bei Knaur 2003 veröffentlicht, 2006 erneut auf Deutsch beim Aufbau-Verlag erschienen. Auch dieser Krimi hat bereits seine Lorbeeren geerntet, er wurde in Südafrika als Fernsehserie produziert.

Die Hauptfigur ist diesmal Zatopek van Heerden, ehemaliger Polizist, jetzt ein heruntergekommener Privatdetektiv. Gleich zu Beginn landet er nach einer Schlägerei betrunken im Knast. Sein Anwalt holt ihn zum wiederholten Male aus der Haft, und er hat auch gleich einen Auftrag zur Hand: Die Anwältin Hope Beneke möchte Zatopek engagieren. Der Mann ihrer Klientin, ein Antiquitätenhändler, wurde brutal gefoltert und ermordet, sein Safe geplündert. Dabei ist auch das Testament abhanden gekommen, welches seine Frau als Alleinerbin festsetzt. Van Heerden soll diesen Fall aufklären und dabei das Testament finden, denn es sind nur sieben Tage Zeit, dann fällt das Vermögen an den Staat.

Der Detektiv ahnt nicht, in welche Nesseln er sich mit diesem Auftrag gesetzt hat. Was war wirklich in diesem Safe? Schon bald taucht der Geheimdienst auf und setzt ihn unter Druck, die Polizei wird nervös, sogar ein amerikanischer Agent kommt ins Spiel. Die Medien beginnen ihre Schlacht, ehemalige Söldner bedrohen sein Leben. die Spuren führen lange zurück bis ins Jahr 1976, wo im Rahmen der Befreiungskriege offenbar ein schreckliches Verbrechen geschehen ist...

Von Beginn an fesselt dieses Buch durch seine Intensität. Eigentlich sind es zwei Geschichten, die abwechselnd erzählt parallel verlaufen. Zum einen die eigentliche Handlung, nämlich van Heerdens Suche nach dem tödlichen Geheimnis hinter dem Testament. Zum anderen seine eigene Lebensgeschichte.

Die Handlung beginnt gemächlich, ist vorerst vom Verhältnis des problematischen Detektiven zur charismatischen Anwältin dominiert, doch alles gewinnt plötzlich an Fahrt, ohne Leerläufe oder Spannungsabfall. Immer wieder findet sich eine überraschende Pointe oder eine unerwartete Wendung. Und alles mündet in einem Finale, das an Spannung manches von Henning Mankell oder Patricia Cornwell übertrifft.

Natürlich ist da auch ganz entscheidend der gesellschaftliche und politische Hintergrund Südafrikas in jüngster Zeit, die Folgen der Apartheid, der Befreiungskämpfe. Die noch lange nicht gefestigte Demokratie, die Grabenkämpfe sowohl zwischen als auch innerhalb Geheimdienst und Polizei. Die vielen "Leichen im Keller". Und wieder die wesentliche Rolle der Medien, welche van Heerden geschickt für sich zu nutzen weiß. Meyer überfordert aber niemanden mit der Südafrikanischen Geschichte, setzt deren Kenntnis nicht voraus.

Manche Figuren aus den anderen beiden Büchern Meyers tauchen in Nebenrollen auf, so etwa der Polizist Mat Jobert aus Der traurige Polizist oder Thobela aus Das Herz des Jägers. Dadurch entsteht auch über die handelnden Personen ein sympathischer, wenn auch lockerer Zusammenhang von Meyers Romanen.

Van Heerdens Lebensgeschichte ist eine Art Entwicklungsroman im klassischen Sinne, das Werden des Helden und schließlich die entscheidende Katastrophe, die ihn zu dem abgewrackten, zynischen, aggressiven Alkoholiker werden ließ. Wunderbar erzählt, psychologisch und menschlich sehr einfühlsam und glaubwürdig. Die Ich-Form ist ein interessanter Kontrast zur anderen Handlung, ein gelungenes formales Detail.

Beide Handlungen führen in gewisser Weise am Ende des Buches zusammen, wo neben dem spannungsgeladenen Finale a la James Bond auch Goethe zitiert werden kann: "Das ewig Weibliche zieht uns hinan".
Alles in allem also ein absolutes "must have" für Krimifreunde. Ab jetzt heißt es nicht mehr: "Darling, ich bin im Kino!", sondern "Darling, ich lese Deon Meyer!"

Tod vor Morgengrauen

Deon Meyer, Knaur

Tod vor Morgengrauen

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