Das Gemini-Ritual

  • Scherz
  • Erschienen: Januar 2005
  • 14
  • London: Heinemann, 2004, Originalsprache
  • Frankfurt am Main: Scherz, 2005, Seiten: 447, Übersetzt: Ulrike Wasel & Klaus Timmermann
  • Frankfurt am Main: Fischer, 2007
Das Gemini-Ritual
Das Gemini-Ritual
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Wolfgang Weninger
60°1001

Krimi-Couch Rezension vonAug 2005

Die interessanten Ansätze über die Kunst der Magie und der Illusion verzaubern den Leser nicht

Alexander Callahan ist ein Aufdecker, also ein richtig harter Sensationsreporter, der überall seine Nase hinein steckt und deswegen auch nicht gerade beliebt ist und garantiert keinen Anspruch auf Freizeit hat. Nicht nur deswegen ist seine Ehe zerbrochen. Aber gelegentlich muss er sich doch die Zeit nehmen und mit seinen sechsjährigen Söhnen ein Wochenende verbringen. Obwohl er natürlich viel zu viel beruflich um die Ohren hat, muss er mit den Jungen den versprochenen Besuch in einem Vergnügungspark zum Thema Mittelalter wahr machen.

Und dort gibt es auch allerhand zu sehen und zu erleben. Gaukler, Ritter und sogar ein echtes Ritterturnier stehen auf dem Unterhaltungsmenü des Themenparks. Während des Ritterturniers verschwinden auf ein Mal die zwei Kinder. Callahan und der Sicherheitsdienst suchen alles ab. Auch die Polizei wird eingeschaltet. Eine großangelegte Suche beginnt, aber mehr als ein blutiges T-Shirt und einige Voodoo-Püppchen bringt der Polizeieinsatz nicht an den Tag. Zu guter Letzt mutmaßen die Ermittler sogar, ob Callahan nicht selbst hinter dem Verschwinden seiner Kinder steckt.

Endlos lange ziehen sich die Untersuchungen und langsam verlieren die Behörden und die Öffentlichkeit das Interesse. Nur Callahan verbeißt sich trotz aller Widrigkeiten an ähnlich gelagerten Fällen aus der Vergangenheit und findet dabei heraus, dass auch schon früher eineiige Zwillinge unter mysteriösen Umständen verschwunden sind. Und langsam ergibt sich bei den Recherchen ein Muster, aus dem sich ablesen lässt, dass Callahans Söhne vielleicht noch leben, doch es wird ein Wettlauf mit der Zeit ...

John F. Case ist, wie seine Hauptfigur Callahan, von Beruf Enthüllungsjournalist. Case ist nur ein Pseudonym des Mannes, der schon in zwei Büchern das FBI und seine Machenschaften aufs Korn genommen hat. Mit seinem neuesten Thriller Das Gemini-Ritual, dessen amerikanischer Originaltitel The Murder Artist wesentlich sinnvoller zur Handlung passt, begibt er sich in die Welt der Illusionen und Magier, die für einen gelungenen Trick alles tun, und wenn im Endzweck der Tod des Mediums auf dem Programm steht.

Der im Scherz-Verlag erschienene 447 Seiten lange Schmöker kommt zwar recht schnell auf Touren, flacht aber nach erfolgter Entführung deutlich ab. Case beschreibt reichlich langatmig die seelische Pein eines Vaters, der um nichts in der Welt akzeptiert, dass die Suche nach den Söhnen vergebens sein sollte. Er überwirft sich mit der eigenen Ex-Frau und seinem Arbeitgeber, kratzt die letzten Moneten zusammen, um sich dubioser Informationsquellen zu bedienen, die ihn auf den richtigen Weg bringen sollen. Dass er sich dabei sogar lebendig begraben lassen muss, ist nur eine der unglaublichen Aktionen, die der unfreiwillige Held des Romans über sich ergehen lassen muss.

An der Übersetzung von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann gibt es nichts auszusetzen. Sie haben einen sehr flüssigen Schreibstil ins Deutsche transponiert, der kaum über Höhen und Tiefen verfügt, sondern handwerklich sauber dahin plätschert. Das große Manko dieses Thrillers ist das Fehlen richtiger Höhepunkte, die Spannung ist so neutral, wie das Lesen einer Tageszeitung. Erst gegen Ende kommt passable Action auf, die aber zu kurz abgehandelt wird und zu einem ziemlich abrupten Schluss führt.

Das Gemini-Ritual ist trotz guter Thematik nur ein 08/15-Roman geworden. Selbst der hartgesottene Thrillerliebhaber amerikanischen Schriftgutes wird an diesem Buch kaum besonderes Gefallen finden. Mehr als eine durchschnittliche Wertung hat sich der Autor hier leider wirklich nicht verdient. Die interessanten Ansätze über die Kunst der Magie und der Illusion können den Leser nicht genügend verzaubern, um die langweiligen Passagen über den suchenden Callahan zu überdecken.

Das Gemini-Ritual

John F. Case, Scherz

Das Gemini-Ritual

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