Weißer Himmel, schwarzes Eis

  • Unionsverlag
  • Erschienen: Januar 2000
  • 4
  • New York: Soho, 1999, Titel: 'White Sky, Black Ice', Seiten: 264, Originalsprache
  • Zürich: Unionsverlag, 2000, Seiten: 256, Übersetzt: Dirk Löwenberg
  • Köln: Eins-A-Medien, 2003, Seiten: 6, Übersetzt: Hannes Jaenicke
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Michael Matzer
70°1001

Krimi-Couch Rezension vonMai 2003

Alaska State Troopers sollten sich nicht in die Angelegenheiten der lokalen Stadtpolizei einmischen. Auch wenn in dieser Geschichte die Stadt den Inupiat-Namen Chukchi trägt und nur 2500 Einwohner hat, die wenigsten davon Weiße. Doch Trooper Nathan Active bleibt angesichts zweier mysteriöser Selbstmorde gar nichts anderes übrig, als sich einzumischen.

Active wurde als Inupiat geboren, doch dann von einer weißen Familie adoptiert worden, die in der "Großstadt" Anchorage aufzog und ihm eine gute Ausbildung spendierte. Nun hat es seine Behörde für weise befunden, ihn in die Wildnis zu schicken, nach Chukchi, seinen alten Heimatort.

Nicht genug damit, dass Arbeitslosigkeit, Armut und Alkohol den Menschen hier das Leben schwer machen. Sie nehmen auch Active, den Halbweißen, nicht für voll. Dem Dorfklatsch über einen alten Bannfluch, der auf den Selbstmördern gelegen haben soll (und der noch weitere Opfer fordern könnte), nimmt Active natürlich kein bisschen ernst.

Doch es gibt vereinzelte Hinweise - und einen weiteren Toten. Active fängt an zu schnüffeln und steht bald GeoNord, einem norwegischen Minenkonzern, der bei Chukchi eine giftige Kupfermine betreibt (dabei wird u.a. Arsen freigesetzt), auf den Zehen. Bis zur Schmerzgrenze.

Als GeoNords Anwalt anrückt und bald darauf Actives Vorgesetzte nervös werden, weiß er, dass er auf der richtigen Spur ist. Bis er dem wahren Schurken in diesem Stück gegenübersteht und der eine Flinte auf ihn richtet.

Ich muss zugeben, dass ich zunächst mit der trockenen und matter-of-fact-Art nicht zurechtgekommen bin, in der Stan Jones seine Geschichte erzählt. Moderner Krimistil wie der von Walters, Cornwell oder Deavers ist Jones fremd. Er erzählt schnurstracks geradeaus, und man muss ihm folgen oder es bleiben lassen.

Nachdem ich mich damit abgefunden hatte, merkte ich auch, wohin der Hase lief. Active ist eine Art Terrier: Einmal auf einer Spur, bleibt er auch drauf. Und so kommt er auch dem Umweltverbrechen auf die Spur, wobei er alle möglichen Experten befragt und schließlich mit dem gewieften Anwalt GeoNords in "Verhandlungen" eintritt. Schließlich spitzen sich die Verhandlungen zu, und Active kann GeoNord Paroli bieten. Wie das Verhandlungsergebnis in Wahrheit aussieht, müssen seine Vorgesetzten ja nicht im einzelnen erfahren. Hauptsache, der Bericht entspricht den sichtbaren Tatsachen.

Dies dürfte der erste Roman sein, der den Alltag in Alaska authentisch schildert (siehe oben). Hinsichtlich der Kultur der Inupiat ist die Bedeutung der Frauen erstaunlich: Sie sind die wahren bewahrer der Kultur. Und ständig versucht eine der Omas und der Mütter, Nathan mit ihren Töchtern oder Enkelinnen mit Nathan zu verkuppeln. Das hat seinen guten grund: Alleinstehende Mänenr werden im eisigen, einsamen Norden schlicht verrückt und rasten aus. Gar nicht gesund: nicht für ihn und nicht für die Gemeinschaft der Inupiat. Also muss eine Frau her. Schließlich sieht das sogar Active ein.

Sherlock unter den Eskimos? Ja, und gar nicht mal schlecht erzählt. Allemal einen Blick wert, sofern man die nötige Geduld mitbringt.

Weißer Himmel, schwarzes Eis

Stan Jones, Unionsverlag

Weißer Himmel, schwarzes Eis

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