Der Traum des einsamen Mörders

  • Goldmann
  • Erschienen: Januar 2004
  • 1
  • Rom: Fazi, 2002, Titel: 'Sankhara', Seiten: 246, Originalsprache
  • München: Goldmann, 2004, Seiten: 320, Übersetzt: Ulrich Hartmann
Der Traum des einsamen Mörders
Der Traum des einsamen Mörders
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Wolfgang Weninger
55°1001

Krimi-Couch Rezension vonDez 2004

Die Spannungskurve ist viel zu flach geraten

Doktor Valerio Ubaldi, Primarius des Krankenhauses in Rovereto braucht einen erfahrenen Privatermittler und wendet sich an Bruno Moroni, genannt Butch. Moroni, der eigentlich Veterinärmediziner ist, aber seine Zulassung verloren hat, soll für ihn heraus finden, ob ein gewisser Goffredo Nardelli Dreck am Stecken hat. Denn dieser Nardelli versucht in seiner Eigenschaft als Guru eines Meditationszentrums und Leithammel einer grün angehauchten Partei, dem Arzt auf die Pelle zu rücken. Angeblich hat Ubaldi einen folgenschweren Fehler bei der Behandlung eines Mädchens in seinem Krankenhausressort begangen, der zum Tod des Kindes geführt hat. Und ein aufsehenerregender Prozess wäre dem Bekanntheitsgrad der Partei durchaus zuträglich.

Bruno Moroni schleust sich folgerichtig in das Meditationszentrum ein und erkennt, dass Nardelli gar nicht so übel ist. Auch dessen engste Mitarbeiterin Sigrid stellt sich bei genauer Betrachtung als durchaus lohnenswerter Kontakt heraus. Je länger Moroni sich mit den Menschen aus den Kursen beschäftigt und je näher er mit seinem Auftraggeber in Kontakt kommt, umso zwiespältiger wird sein Gefühl, ob nicht an den Anschuldigungen Goffredos gleich mehrere Funken Wahrheit zu finden seien.

Ergo versucht er auch, sich im Krankenhausbereich näher zu erkundigen. Dagegen scheint aber jemand etwas zu haben, denn plötzlich ist Moroni Zielscheibe von Schüssen, die gottlob nicht treffen. Aber ein Anderer wird Opfer eines tödlichen Hinterhalts und das ist Goffredo Nardelli. Butch hätte jetzt eigentlich allen Grund seine Ermittlungen einzustellen, doch jetzt ist es eine persönliche Angelegenheit, den oder die Mörder zu finden.

Von der italienischen Presse wird Giancarlo Narciso in den siebten Krimihimmel gehoben. Der vierte Roman Narcisos "Der Traum des einsamen Mörders" ist mittlerweile für den Premio Scerbanenco nominiert und der Goldmann Verlag beschert uns die 317 Seite lange deutsche Erstausgabe, übersetzt von Ulrich Hartmann.

Mit Butch Moroni hat Narciso einen Helden geschaffen, der sich an seinen Kollegen aus dem italienischen Krimigenre zwar messen lassen muss, aber die Hürde nicht sehr überzeugend nimmt. Moroni hat Ecken und Kanten, wird aber nie zur Leitfigur, mit der sich der Leser identifizieren kann. Dazu fehlt in der Interpretation von Narciso das südländische Lebensmoment, wie es etwa ein Montalbano an seine Fans weiter gibt.

Dazu kommt, dass dieser Fall auf zahlreichen Umwegen konstruiert ist, und der Leser trotzdem vom Ergebnis der gelegentlich stümperhaften Ermittlungsversuche nicht überrascht wird. Narciso versucht zwar in Ansätzen seine Philosophien aus Fernost unterzubringen, die er wahrscheinlich während seiner Jahre in Singapur erarbeitet hat, aber auch die schönsten Zitate aus dem I Ging können nicht darüber hinweg täuschen, dass es sich bei diesem Roman nur um einen mittelklassigen Detektivroman handelt. Lesbar ist das Buch allemal, aber die Spannungskurve ist viel zu flach geraten, um dem Roman eine Wertung zu geben, die weit über dem Durchschnitt liegt.

"Der Traum des einsamen Mörders" ist Kriminalliteratur für einen entspannten Abend, nach dessen Genuss auch Zartbesaitete kein Problem mit dem Einschlafen haben werden.

Der Traum des einsamen Mörders

Giancarlo Narciso, Goldmann

Der Traum des einsamen Mörders

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