Keltengrab

  • Limes
  • Erschienen: Januar 2005
  • 11
  • München: Limes, 2005, Seiten: 416, Übersetzt: Fred Kinzel
  • München: Blanvalet, 2007, Seiten: 415
Keltengrab
Keltengrab
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Jörg Kijanski
75°1001

Krimi-Couch Rezension vonNov 2004

Eine lesenswerte Kombination aus Krimi, irischer Geschichte und Religion

Die Keltennadel, Patrick Dunnes Romandebüt, beginnt mit einem rituellen Opfermord. Zurück aus Mexiko (Mayaritual) legt der Autor nun mit "Keltengrab" seinen dritten Roman vor, dessen Titelähnlichkeit zum Debüt bereits erahnen lässt, dass er wieder auf Altbewährtes zurückgreift. In einer sumpfigen Wiese wird die Leiche einer verstümmelten Frau gefunden, vermutlich ein rituelles Opfer...

Newgrange ist eines von mehreren Ganggräbern der 5000 Jahre alten Nekropolis Bru na Boinne, einem Weltkulturerbe. Als auf der gegenüberliegenden Flussseite in Monashee der einflussreiche Geschäftsmann Frank Traynor den Morast abtragen lassen will, um hier einem Hotelkomplex zu errichten, stößt sein Baggerfahrer Seamus Crean auf eine geschwärzte weibliche Leiche. Aufgrund der Nähe zu der Ausgrabungsstätte informiert Crean zunächst das dortige Besucherzentrum und verliert daraufhin seinen Job.

Illaun Bowe, Archäologin und Mitarbeiterin der Wetland Unit, zuständig in Irland für die Überwachung und Dokumentation archäologischen Materials, untersucht die Leiche an der Fundstelle und entdeckt, dass noch ein zweites Lebewesen neben der Toten liegt. In der Hoffnung, einen bedeutsamen prähistorischen Fund entdeckt zu haben, will Bowe die gesamte Wiese sperren lassen und gerät dadurch heftigst mit Traynor aneinander, der seine Pläne plötzlich gefährdet sieht. Traynor drängt Bowe ihre Untersuchung umgehend einzustellen, da sie nicht wisse, worauf sie sich einlasse. Recherchen Bowes ergeben, dass Traynor mehrere Grundstücke dem Nonnenorden Grange Abbey abgekauft hat. Dieser genießt uralte Rechte aus der Zeit Heinrich II., wonach der Orden mit dem Land machen kann was er will. Der unmittelbare Fundort wird zwar auf Gerichtsanweisung gesperrt, doch bereits am nächsten Morgen setzen die Bagger ihre Arbeit auf der restlichen Wiese fort, wobei Traynor nicht nur vom Tourismusminister persönlich, sondern auch von Muriel Blunden, der Grabungsleiterin des Nationalmuseums, unterstützt wird.

Zeitgleich erkundigt sich Bowe bei dem Pathologen Malcolm Sherry über das Ergebnis der Autopsie. Die Frau wurde kurz vor ihrem Tod brutal misshandelt und anschließend stranguliert. Bei der Strangulation wurde ihr zudem die Kehle durchgeschnitten, was auf ein uraltes Ritual hindeutet. Bei dem zweiten Lebewesen, dass Bowe zunächst für ein Tier gehalten hatte, handelt es sich um einen stark missgebildeten Säugling. Das Gespräch zwischen Bowe und Sherry wird durch einen Polizeianruf unterbrochen. Sherry soll sofort nach Monashee kommen, da dort ein Mann ermordet aufgefunden wurde - Frank Traynor. Er wurde exakt so getötet wie vor Jahrhunderten die weibliche Moorleiche.

Wer die ersten beiden Bücher von Patrick Dunne gelesen hat, der wird (unabhängig von der individuellen Bewertung der Romane) insbesondere die jeweils überzogenen Finalszenen in Erinnerung behalten haben. Dieselbe Schwachstelle findet sich leider auch im vorliegenden Buch wieder. Es wird eine Lösung präsentiert, die unter dem Aspekt "Realitätsnähe" dem Leser - sagen wir - ein gewisses Maß an Fantasie abverlangt.

Davon abgesehen liefert Dunne einen klassisch aufgebauten Krimi, der mich nachdrücklich an Minette Walters erinnert hat; Nichts ist so, wie es zu sein scheint! So werden in dem oben skizzierten Inhalt der ersten rund 100 Seiten viele falsche Fährten gelegt, die sich nach und nach in diesem atmosphärisch sehr dichten Roman in einem ganz anderen Licht präsentieren. Hohes Tempo ist Dunnes Sache dabei nicht. Vielmehr legt er hohen Wert auf die "Ausarbeitung" seiner Protagonistin, der Archäologin Illaun Bowe, die von mehreren Nebendarstellern und einem eher farblos-unfähigen Polizisten flankiert wird sowie auf ausgiebige Details in Raum- und Landschaftsdarstellungen. Dies alles wird durch vertiefende Ausflüge in die Vergangenheit ergänzt.

Vieles kommt einem aus seinen bisherigen Werken zwar bekannt vor, aber dessen ungeachtet ist Dunne mit "Keltengrab" ein durchaus lesenswerter Plot gelungen. Wer sich für die Kombination aus Geschichte und Religion interessiert, kann ohne Bedenken zugreifen und wird an der Frage, wer denn nun aus welchem Motiv heraus der Täter ist, einiges zu knabbern haben.

Keltengrab

Patrick Dunne, Limes

Keltengrab

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