Mord in der Rue St. Lazare

  • Knaur
  • Erschienen: Januar 2005
  • 7
  • München: Knaur, 2005, Seiten: 320, Originalsprache
  • München: Heyne, 2009, Seiten: 427, Originalsprache
  • Daun: TechniSat Digital, Radioropa Hörbuch, 2006, Seiten: 9, Übersetzt: Martin Sabel
Mord in der Rue St. Lazare
Mord in der Rue St. Lazare
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Peter Kümmel
82°1001

Krimi-Couch Rezension vonSep 2004

Positiver Auftakt einer neuen Reihe

Zunächst nimmt sich die Autorin viel Zeit, um ihren neuen Serienhelden Maurice LaBréa vorzustellen. Nach dem gewaltsamen Tod seiner Frau lässt sich der attraktive Mittvierziger aus Marseille in seine Heimatstadt Paris versetzen. Neben seinem Beruf, der ihn sehr in Anspruch nimmt, muß er sich nun außerdem noch um seine 12-jährige Tochter Jenny kümmern. Dabei fällt mir auf, dass alleinerziehende Kommissare bei deutschen Krimiautoren zur Zeit Hochkonjunktur haben. Der Leser erfährt zunächst die Umstände, die zum Tod von LaBréas Frau geführt haben, lernt die neue Wohngegend des Kommissars im Marais-Viertel und seine Kollegen kennen.

Nach 37 Seiten schließlich kommt der Anruf, der den Kommissar von jetzt auf hier vom ruhigen Leben in eifrige Betriebsamkeit versetzt. Opfer des brutalen Mordes ist Jacques Molin, ein Filmproduzent. Der Täter scheint großen Hass auf den Mann gehabt zu haben, denn dessen Gesicht wurde mit einem Golfschläger bis zur Unkenntlichkeit zerschlagen. Merkwürdig nur, dass er schon vor dieser Mißhandlung durch einen Schuß ins Gesicht getötet wurde.

Zufälligerweise war LaBréa die Leiche nicht ganz unbekannt, denn er machte am Vortag dessen Bekanntschaft bei Dreharbeiten in LaBréas Nachbarhaus. Ein merkwürdiger Zufall, der zwar für die Aufklärung des Falles keine Rolle spielt, der aber für den Kommissar einen willkommenen Anlaß bietet, seine attraktive Nachbarin Céline, die künstlerisch für die Produktionsfirma tätig war, ein wenig näher kennenzulernen.

Bei seinen Ermittlungen findet er heraus, dass der Produzent nicht gerade beliebt war. Dessen Ehefrau nimmt seinen Tod ziemlich teilnahmslos auf. Molin war ein Frauenheld, bei dem man sich über das Bett nach oben dienen konnte. Seinen Kameramann wollte er hinauswerfen, mit seinem Regisseur hatte er einen Disput über das Drehbuch. Anlässe, den Produzenten zu hassen, fanden sich zuhauf, nach einem klaren Mordmotiv jedoch suchten die Ermittler zunächst vergeblich.

Die Beteiligten haben fast allesamt etwas zu verschweigen, was der Kommissar so nach und nach herausfindet. Eine Überraschung erlebt er jedoch, als er das Manuskript des Films liest, dessen Dreharbeiten so jäh unterbrochen wurden. Einer der Filmcharaktere wird auf genau die gleiche Art und Weise ermordet wie Molin, sogar mit dem selben Waffentyp erschossen. Diese Szene findet sich aber nur im Ursprungsskript, mittlerweile wurde das Drehbuch überarbeitet. Nun gilt es herauszufinden, wer außer dem Drehbuchautor das Originalskript noch gekannt hat.

"Maurice LaBréas erster Fall" als Untertitel, eine Brücke auf dem Titelbild - das erinnert von der Aufmachung her - vermutlich nicht ganz ungewollt - schon etwas an die Commissario Brunetti-Reihe. Gemeinsamkeiten bieten auch die Charaktere der Protagonisten. Mit seiner ruhigen Art und seinem scharfen Verstand versucht auch LaBréa, seine Fälle zu lösen.

Die Autorin hat den Beginn ihrer neuen Reihe in einer Welt angesiedelt, in der sie sich aus eigener Erfahrung bestens auskennen müsste. Als ehemalige Regisseurin und Drehbuchautorin zeigt sie die glamouröse Welt des Films mit all ihren Intrigen und Allüren. Die Story ist sehr gut aufgebaut und vielschichtiger, als das auf den ersten Blick erscheint.

Der Roman bietet alles, was zu einem erfolgreichen Whodunit gehört: zahlreiche Verdächtige und Mordmotive, immer wieder neue Spuren und Wendungen, sympathische und unsympathische Charaktere und immer wieder neue Aspekte. Spurensuche und Zeugenverhöre bilden ein ausgewogenes Verhältnis. Auch an der Auflösung des Falles gibt es keine Kritik anzubringen.

Mit ihrem neuen Protagonisten hat die Autorin eine interessante Figur erschaffen und dessen Privatleben auch nicht in den Vordergrund gestellt. Lediglich die Charaktere von LaBréas Kollegen bleiben noch ein wenig blaß, doch bietet eine Krimiserie ja noch genügend Gelegenheit, diese weiter auszubauen.

"Mord in der Rue St. Lazare" bildet einen erfreulichen Auftakt für eine neue Krimireihe, die hoffentlich noch für weiteres Lesevergnügen sorgen wird.

Mord in der Rue St. Lazare

Alexandra von Grote, Knaur

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