Verschlossen und verriegelt

  • Rowohlt
  • Erschienen: Januar 1975
  • 9
  • Stockholm: Norstedt, 1972, Titel: 'Det slutna rummet', Seiten: 291, Originalsprache
  • Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 1975, Seiten: 235, Übersetzt: Hans-Joachim Maass
  • Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 2000, Seiten: 335
  • Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 2006, Seiten: 335
  • Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 2008, Seiten: 363, Übersetzt: Paul Berf, Bemerkung: Vorwort von Håkan Nesser
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Peter Kümmel
81°1001

Krimi-Couch Rezension vonMai 2003

Die Polizeikritik wird zur Groteske

"Verschlossen und verriegelt" bietet zwei völlig unabhängige Handlungsstränge, wobei der im Klappentext geschilderte und auch namensgebende Strang im Prinzip nur die zweite Geige spielt.

Kommissar Beck kehrt nach über einjähriger verletzungsbedingter Pause in den Polizeidienst zurück und spielt ausnahmsweise die Rolle eines Solo-Ermittlers. Seine Kollegen haben ihm zur Begrüßung einen kniffligen - eigentlich bereits abgeschlossenen - Fall auf den Schreibtisch gelegt. Dabei geht es um einen älteren Mann, der bereits etwas zwei Monate tot in seiner Wohnung lag, bevor er gefunden wurde. Die Obduktion ergab Tod durch einen Schuß ins Herz. Da die Wohnung von innen verriegelt war, wurde der Fall als Selbstmord deklariert. Das Mysteriöse an der ganze Sache aber war, dass keine Schußwaffe gefunden wurde. Ein schwieriges Rätsel für Martin Beck, der sich nur ganz langsam aufraffen kann, die Sache anzugehen.

Becks Kollegen befassen sich derweil mit einer Serie von Banküberfällen. Beim bisher letzten der Art wurde ein Mann erschossen. Staatsanwalt Olsson ist sich ziemlich sicher, wer hinter den Verbrechen steckt, doch kann er dem Mann nichts nachweisen. Erst als der Ganove Mauritzon irrtümlich festgenommen wird und der Polizei Informationen liefert, kommt man der Bande auf die Spur.

Die in den vorangegangenen Romanen begonnene und immer intensiver werdende Kritik am schwedischen Polizeiapparat treibt das Autorenteam diesmal auf die Spitze, so daß das Ganze schon groteske Züge annimmt. Ich konnte mich köstlich amüsieren bei dem beschriebenen Polizei-Großeinsatz, bei dem zwei mutmaßliche Bankräuber in ihrer Wohnung festgenommen werden sollten und vorher ein detaillierter Einsatzplan erstellt wurde, der jede nur erdenkliche Alternative beinhaltete. Leider hat man dabei eine einzige Möglichkeit außer Acht gelassen. Doch welches Fiasko sich daraus ergeben hat, das muß man einfach gelesen haben.

Eine etwa fünf Seiten lange theoretische Abhandlung über Polizeitaktik, politische Verfahrensweisen und Manipulationen von Statistiken ist für die Beck-Reihe ungewöhnlich. Sie bildet zum geschilderten Einsatz eine sehr nüchtern geschilderte Ergänzung zum Thema.

Auch in Becks Fall kommen die Ermittler nicht gut weg. Bevor die Akte auf seinen Schreibtisch kam, hat sich wohl keiner die Mühe gemacht, überhaupt sinnvolle Ermittlungen einzuleiten, sondern war nur darauf bedacht, seine Arbeit als erledigt abzuhaken.

Wurde der Leser in den bisherigen Romanen weitgehend auf dem gleichen Wissensstand wie die Polizei gehalten, so wird ihm diesmal erstaunlich vieles aus anderer Sicht offenbart, wodurch sich ein ganz anderer Blickwinkel ergibt.

Neues aus dem Privatleben des Ermittlerteams gibt es diesmal nicht viel. Lediglich Martin Beck wird nach seiner Verletzung sehr verändert und nachdenklich dargestellt.

"Verriegelt und verschlossen" bietet außer der gewohnten Qualität nach den beiden vorausgegangenen doch eher nüchternen Büchern wieder schwedischen Humor der etwas skurrilen Art, der zudem in einer Schlußpointe gipfelt.

Verschlossen und verriegelt

Maj Sjöwall & Per Wahlöö, Rowohlt

Verschlossen und verriegelt

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