Das Ekel aus Säffle

  • Rowohlt
  • Erschienen: Januar 1973
  • 3
  • Stockholm: Norstedt, 1971, Titel: 'Den vedervärdige mannen från Säffle ', Seiten: 234, Originalsprache
  • Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 2008, Seiten: 240, Übersetzt: Susanne Dahmann, Bemerkung: Vorwort von Unni Lindell
  • Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 1973, Seiten: 154, Übersetzt: Eckehard Schultz
  • Berlin: Volk und Welt, 1980, Seiten: 240
  • Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 2000, Seiten: 234
  • Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 2006, Seiten: 234
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Peter Kümmel
72°1001

Krimi-Couch Rezension vonMai 2003

Ungewohnt actionreicher Showdown

Ein kranker Mann liegt in der Stockholmer Sabbatsberg-Klinik, als plötzlich ein Mann in das Zimmer eindringt. Der Kranke erkannte den Eindringling sofort, doch bevor er etwas sagen konnte, traf ihn schon der Griff der Waffe quer über den Mund. Das Seitengewehr stieß tief in seine Eingeweide, dann wurde ihm die Kehle von einem Ohr zum anderen aufgeschlitzt.

Der Tote ist für die herbeigerufene Polizei kein Unbekannter. Es handelt sich um einen Kollegen: Stig Nyman, Kommissar bei der Ordnungspolizei. Lennart Kollberg von der Mordkommission hat Nyman näher gekannt, der dieser war sein militärischer Ausbilder, ein Schleifer der übelsten Art, der seine Untergebenen schikanierte und nur "Das Ekel aus Säffle" genannt wurde.

So lernte Kollberg unter anderem von ihm, "wie man einem lebenden Eber den Sack abschneidet, ohne daß er schreit. Wie man dem gleichen Eber die Beine abschlägt, ohne daß er schreit. Wie man ihm die Augen aussticht. Wie man ihm schließlich den Bauch aufschlitzt und ihm die Haut abzieht, immer noch ohne daß er scherit. [...] Man schneidet ihm zuerst die Zunge raus."

Für Kommissar Martin Beck und seine Mitarbeiter ist schnell klar, dass das Motiv für den Mord nur Rache für den Sadismus des Ekels sein kann. Und so konzentrieren sich die Ermittlungen auf die umfangreichen Akten von Beschwerden gegen Nyman. Zahlreiche Anzeigen von Personen, die ungerechtfertigt verhaftet, geschlagen und gequält wurden, sind zu sichten. Alle diese Anzeigen wurden abgewiesen. Besonders hervorgetan hat sich bei den Beschwerden der Polizist Åke Eriksson. Seine junge Frau litt unter Diabetes. Als sie auf der Straße zusammenklappte, wurde sie als betrunken angesehen und ins Gefängsnis gebracht, wo sie kurze Zeit später starb. Dies konnte Eriksson nie überwinden.

Mit "Das Ekel aus Säffle" hat das Autorenpaar Sjöwall/Wahlöö einen Roman vorgelegt, der unter die Haut geht. Die Schilderungen des sadistisch veranlagten Polizisten, der bei seiner Frau und Kindern nur als liebenswerter Familienvater bekannt war, legen es darauf an, dass beim Lesen Hassgefühle und Verständnis für den bis dahin noch unbekannten Täter geweckt werden.

Thematisch unterscheidet sich der siebte Roman der Kommissar-Beck-Reihe nur unwesentlich von seinem Vorgänger "Und die Großen lässt man laufen". Wieder ein Fall, in dem der Täter das eigentliche Opfer ist. Wieder ein Verbrechen, dass menschlich sehr gut nachzuvollziehen ist. Und die Kritik an der Polizei steigert sich im Vergleich zum vorigen Buch nochmals um ein Vielfaches.

Noch nie kam das Ermittlerteam so einfach auf die Lösung, doch auch noch nie war es so schwierig, den Täter zu stellen. Man ist überrascht, dass die reine Ermittlungsarbeit diesmal auf ein Minimum beschränkt bleibt. Keine akribischen Befragungen bis ins kleinste Detail, wie man sie gewohnt ist, dafür ein Showdown, wie er in amerikanischen Actionthrillern furioser nicht sein könnte.

Auffallend dabei, dass die Beschreibung der Örtlichkeiten des Showdowns zwar gewohnt detailliert, aber für eine bildliche Vorstellung doch recht ungenau ist, so daß man Schwierigkeiten hat, gedanklich zu folgen.

Aus dem Privatleben der Protagonisten erfährt man sehr wenig Neues. Und das Polizistenpaar Kvant und Kristiansson, das so oft ins Fettnäpfchen tritt, spielt zum letzten Mal eine eher traurige Rolle.

Das Ekel aus Säffle

Maj Sjöwall & Per Wahlöö, Rowohlt

Das Ekel aus Säffle

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