Das Imperium der Wölfe

  • Ehrenwirth
  • Erschienen: Januar 2004
  • 32
  • Paris: A. Michel, 2002, Titel: 'L´Empire des Loups', Seiten: 456, Originalsprache
  • Bergisch Gladbach: Ehrenwirth, 2004, Seiten: 446, Übersetzt: Christiane Landgrebe
  • Bergisch Gladbach: Bastei Lübbe, 2005, Seiten: 446
  • Bergisch Gladbach: Bastei Lübbe, 2009, Seiten: 446
  • Bergisch Gladbach: Lübbe Audio, 2008, Seiten: 6, Übersetzt: Joachim Kerzel
Das Imperium der Wölfe
Das Imperium der Wölfe
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Peter Kümmel
75°1001

Krimi-Couch Rezension vonDez 2003

Brutal wie die purpurnen Flüsse, doch bei weitem nicht so fesselnd

Wie schon in seinem Thriller "Die purpurnen Flüsse" lässt Jean-Christophe Grangé lange Zeit zwei Handlungsstränge unabhängig voneinander nebeneinander verlaufen, um diese erst sehr spät zu vereinen. Gut gemacht, dass er nicht ständig hin und her springt, sondern jeweils lange Abschnitte bringt.

Anna Heymes, die Ehefrau eines hohen Pariser Polizeibeamten, zweifelt an ihrem Verstand. Nicht nur, dass ihr das Gesicht ihres eigenen Mannes zuweilen fremd ist, auch ihr Gedächtnis spielt ihr merkwürdige Streiche. Mit der Erklärung eines Neurologen, dass ein Teil ihres Gehirns nicht mehr richtig arbeitet, gibt sie sich nicht zufrieden. Als sie vermutet, dass man sie manipulieren will, forscht sie nach, ob das Gesicht ihres Mannes chirurgisch verändert wurde. Ihr Schrecken ist groß, als sie entdeckt, dass ihr eigenes Aussehen verändert wurde. Sie muß wissen, was mit ihr passiert ist. Gemeinsam mit der Psychiaterin Mathilde macht sich Anna daran, ihre Vergangenheit zu erforschen.

Bestialische Morde und brutale Polizeibeamte

Im anderen Handlungsstrang werden wir wieder frappand an die "purpurnen Flüsse" erinnert durch bestialische Morde und brutale Polizeibeamte. Im Pariser Türkenghetto wurden innerhalb weniger Monate drei durch Folterungen grausam zugerichtete Frauenleichen gefunden. Alle drei Frauen waren rothaarig und sahen sich ähnlich. Da sie sich illegal in Frankreich aufhielten, wurden sie nicht vermisst und keiner kennt sie. Der junge Polizist Paul Nerteaux wird mit dem Fall betraut. Ohne Zustimmung seiner Vorgesetzten reaktiviert er den als brutal und korrupt bekannten Jean-Louis Schiffer aus dem Ruhestand, der sich im Türkenviertel auskennt wie kein anderer. Die Zusammenarbeit der beiden gestaltet sich schwierig, denn Paul kann sich mit den harten Ermittlungsmethoden seines Kollegen, der gleich das Heft in die Hand nimmt, nicht so recht anfreunden.

Mit dem "Imperium der Wölfe" begibt sich Grangé keinesfalls ins Tierreich. Denn bei den "schwarzen Wölfen" handelt es sich um eine politische Gruppierung in der Türkei, die ihre Ziele mit terroristischen Mitteln zu erreichen versuchen. Grangé versucht, deren Ideologie dem Leser nahe zu bringen, doch tut er sich ein wenig schwer damit. Da Schiffer in der Wahl seiner Mittel wahrlich nicht zimperlich ist, sind die beiden Ermittler schon bald auf der Spur der "schwarzen Wölfe". Bisher hat die Gruppe wohl dreimal die falsche Frau erwischt, doch wer ist die Frau, die wirklich umgebracht werden soll?

Akribischer Aufbau des Plots, eine meisterhafte Erzählweise

Grangé hat seine Stärken und die liegen im akribischen Aufbau seines Plots und seiner meisterhaften Erzählweise. Der französische Autor vermag mit seinen Worten zu spielen und seinen Protagonisten Tiefgang zu verleihen. Doch konzentriert sich Grangé hier zu wenig auf seine Stärken. Und so geht im Zuge einer bei weitem zu blutrünstigen Handlung zu vieles verloren, was den an sich gut erdachten Plot ausmacht. Das Tempo, was der Autor zu Beginn vorlegt, kann er hier nicht über die gesamte Handlung hinweg halten. Und so geht auch einiges von der gut aufgebauten Spannung verloren, nachdem der Leser die ersten klärenden Zusammenhänge verkraftet hat. Der Showdown in der Türkei ist recht enttäuschend. Überhaupt scheint der Schluß seiner Bücher der Schwachpunkt des Autors zu sein, denn so richtig überzeugen konnte er damit bisher noch nie.

Grangé ist kein Schreiber, der eine Beziehung zwischen dem Leser und seinen Protagonisten aufbaut, obwohl seine Figuren sehr vielschichtig sind und sehr detailliert eingeführt werden. Auch emotional haben sie sehr viel zu bieten. Doch bereits aus früheren Romanen des Autors weiß man, dass man oft nicht allzu lange Gelegenheit hat, sich an seine Protagonisten zu gewöhnen.

Neugier auf unbekannte Handlungsorte und Darsteller

Daß er keinen Serienhelden erdacht hat, gibt Grangé dafür die Gelegenheit, immer wieder völlig unabhängig voneinander neue Ideen für seine Stories zu erarbeiten und dadurch Neugier auf unbekannte Handlungsorte und Darsteller zu schaffen.

Eine raffinierte Story ist ihm auf jeden Fall wieder gelungen und man gewinnt wieder neue Einblicke in die Mentalität eines Volkes, dessen festgefügte Strukturen für Außenstehende nur schwer zu erkennen und fast gar nicht zu durchbrechen sind.

Das Imperium der Wölfe

Jean-Christophe Grangé, Ehrenwirth

Das Imperium der Wölfe

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