Sakristei des Todes

  • Eichborn
  • Erschienen: Januar 1994
  • 5
  • London: Headline, 1993, Titel: 'Murder most Holy', Seiten: 243, Originalsprache
  • Frankfurt am Main: Eichborn, 1994, Seiten: 298, Übersetzt: Rainer Schmidt
  • München: Droemer Knaur, 1997, Seiten: 284
  • München: Droemer Knaur, 2004, Seiten: 283
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Markus Traud
80°1001

Krimi-Couch Rezension vonNov 2003

Heiligenverehrung, Ablaßhandels und Inquisition

Das hier besprochenen Buch "Sakristei des Todes" ist der 3.Teil einer lockeren Reihe von Krimis, die im 14. Jahrhundert in London spielen und von den beiden immer gleichen Hauptpersonen getragen werden: John Cranston, Untersuchungsrichter des Königs für London, verfressen, versoffen, manchmal ein wenig tranig wirkend, aber trotzdem blitzgescheit und hellwach, wenn es um die Lösung der ihm aufgetragenen Fälle geht und der ihm zwangsweise als Schreiber zugewiesene Mönch Athelstan, eher nachdenklich und ruhig, sehr an den aufkommenden Wissenschaften interessiert, mit einer etwas dunklen Vergangenheit mit Kriegserfahrungen.

In diesem Buch müssen sie sich gleich um drei Fälle kümmern: Zum einen wird der Richter vom Regenten von England bei einem großen Bankett in eine Wette mit einem italenischen Adligen gelockt, bei der er eine von diesem erzählte Mordgeschichte innerhalb einer Woche lösen muß. Wenn er dies nicht kann, verschuldet er sich entweder bis zum Äußersten oder er wird vom Regenten abhängig. Zum anderen wird bei Renovierungsarbeiten in der von Athelstan betreuten Kirche ein Skelett unter dem Altar gefunden. Als dann auch noch ein "Wunder" am aufgebahrten Sarg mit diesem Skelett geschieht, wittert seine umtriebige Gemeinde ein Geschäft mit der vermeindlichen Heiligen. Und zu allem Überfluß geschieht im Kloster Blackfriars, aus dem Athelstan stammt, auch noch ein Mord, und ein Klosterbruder verschwindet, während dort ein Versammlung zur Überprüfung einer neuen theologischen Schrift stattfindet. Somit eilen unsere "Helden" zwischen den Schauplätzen hin und her, um alle Rätsel zu lösen.

Wie schon bei den beiden Vorgänger-Werken zeigt sich, dass es Paul Harding gelingt, sein Wissen als studierter Historiker mit Fachgebiet England im Mittelalter (es wird behauptet, sein Latein sei fast besser als sein Englisch) und sein Talent für spannendes und flüssiges Schreiben zu vereinen. Alles Personen sind glaubwürdig und vielschichtig beschrieben, so daß man deren Handeln nachvollziehen kann. Und so ganz nebenbei gibt es wieder jede Menge historische Informationen; dieses mal, nicht weiter verwunderlich, wenn zwei der drei Fälle mit Kirche und Kloster zu tun haben, besonders viele Fakten über die Praktiken der Heiligenverehrung, des Ablaßhandels und der Inquisition. Auch über das historische London gibt es wieder einige interessante Schmankerl. Und wieder wird sehr eingehend die Lebensweise der "normalen" Bevölkerung in der damaligen Zeit beschreiben.

In diesem Buch sind die beiden Hauptfiguren direkter als in den beiden vorherigen Romanen in die eigentliche Krimihandlung involviert, sie kommen nicht nur als Ermittler hinzu. Somit wird naturgemäß auch ihr Umfeld etwas mehr miteinbezogen. Aus diesem Grund wäre es zwar ganz gut, die beiden ersten Romane zu kennen, weil viele Personen auch dort schon auftauchen (Athelstans Gemeinde, insbesondere Benedicta, die Frau des Richters etc.). Aber da Harding dieses Wissen nicht als Voraussetzung nimmt und immer noch genügend Infos zu den Personen im vorliegenden Buch gibt, kann man es auch mit Genuß lesen, wenn man die Vorgänger nicht kennt.

Sakristei des Todes

Paul Doherty, Eichborn

Sakristei des Todes

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