Nachtbus nach Triest

  • Erschienen: Januar 2001
  • 1

Der alte Seebär Kapitän Trelawney beobachtet immer gerne von den Klippen in North Head bei Sydney, wie die Schiffe auf dem Meer vorbei ziehen. Aber heute wartet seine Frau Evelyn umsonst auf dem nahegelegenen Parkplatz auf seine Rückkehr, denn der Seebär liegt tot in der Tiefe. Ein falscher Schritt? Ein Sprung in den Tod? Oder ein Stoß in den Abgrund?

Auf jeden Fall wird die australische Starermittlerin Kriminalkommissarin Carol Ashton gerufen, um die Frage Unfall, Selbstmord oder Mord zu klären. Dabei hat die junge Frau genug private Sorgen am Hals. Bei Lieblingstante Sarah hat der Arzt einen Knoten in der Brust gefunden und die lebensfrohe Verwandte braucht Carols Beistand, um sich den nötigen Untersuchungen und Eingriffen zu unterziehen. Ex-Freundin Sybil, die sie als Tatverdächtige in einem anderen Fall kennen gelernt hat, taucht Hilfe anbietend auf und gleichzeitig meldet sich Carols neue Geliebte, die FBI-Agentin Leota Woolfe zu einer Stippvisite an.

Carol Ashtons schwuler Partner Kriminalinspektor Mark Bourke runzelt seine Stirn, denn irgendwie findet er die Duplizität von vier Unfällen der letzten Zeit bemerkenswert. Immer wieder passieren Unglücksfälle, deren Opfer kurz zuvor ihre Lebensversicherung erhöht haben. Und die Begünstigten der Versicherungsprämien weisen jeweils ein exaktes Alibi auf, bei dem die Zeugen über jeden Zweifel am Wahrheitsgehalt ihrer Aussagen erhaben sind. Irgendwas ist faul an diesen Todesfällen.

Das findet auch Carols Expartner Renfrew Downing, der jetzt als Privatdetektiv arbeitet und mit seinen Mitarbeitern für die betroffenen Versicherungen Augen, Ohren und graue Zellen zum Einsatz bringt. Er stößt Carol auf weitere fünf Fälle, denen ebenfalls ein möglicher Versicherungsbetrug zu Grunde liegt.

Als sich bei der Obduktion heraus stellt, dass Kapitän Trelawneys Kopf schon vor dem Aufprall in der Tiefe eine tödliche Schlagwunde hatte, beginnen sich die Räder bei der Polizei schneller zu drehen, bevor ein weiteres Opfer zu Schaden kommen könnte.

Die heute in Los Angeles lebende Australierin Claire McNab, die eigentlich Claire Carmichael heißt und unter ihrem bürgerlichen Namen preisgekrönte SF-Jugendbücher auf den Markt gebracht hat, legt mit schöner Regelmäßigkeit seit 1988 jedes Jahr einen Roman um die lesbische Kriminalistin Carol Ashton vor. Der vierzehnte Band "Accidental Murder", zu deutsch "Operation Pelikan", ist im Verlag Frauenoffensive erschienen.

Mag sein, dass Claire McNab ein wenig die Ideen ausgegangen sind, denn dieser Krimi wirkt nach Fließbandproduktion. Vom Ansatz her hätte dieses Buch eine packende Story zu bieten, die jedoch mit dem Drumherum eher nach Fortsetzungsroman für "Goldenes Blatt" & Co abläuft. Tantchens Krebs, die geschasste Freundin und die Hingabe zur Geliebten nehmen weit mehr Raum in diesem 189-Seiten-Schmöker ein, als notwendig, und so wirkt die Kriminalgeschichte eher als Nebenher zu einem, vom Stil her ganz brauchbaren, "Frauenroman".

Interessant auch, dass der von Gerlinde Kowitzke aus dem australischen Englisch übersetzte und 2003 erschienene Roman noch immer in alter Deutscher Rechtschreibung daher kommt, wobei dies weniger stört, als die Tippfehler, die ein guter Lektor allemal sehen hätte müssen. Lassen wir uns aber davon nicht ablenken, den Plot dieses Buches zu beurteilen, der durchaus Interesse wecken kann, aber dann fast über die gesamte Länge wenig an Spannung zu bieten hat. Auch wenn Claire McNab versucht, am Ende einen spannenden Showdown zu inszenieren, vergisst sie leider fast völlig darauf, die Klärung der zusammenhängenden Missetaten aufzulösen. Es reicht einfach nicht zu sagen: "Derjenige war es!" und dann auf die grundlegenden Aspekte eines Krimis zu vergessen, nämlich das "Wie" und "Warum" der einzelnen Untaten. Hier klaffen einige Lücken, die von der Autorin unnötig durch private Umgebungsbeschreibungen ersetzt wurden.

"Operation Pelikan" ist somit ein gerade mal durchschnittliches Elaborat, das mit anderen Carol-Ashton-Krimis nur schwer Schritt zu halten vermag, aber noch genügend Lesespaß bietet, um einen langweiligen Regentag zu überbrücken.

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Split im Jahre 1992. Eine kroatische Einheit führt in der nahe gelegenen Herzegowina im Rücken des Feindes eine Sabotageaktion aus. Krešo soll sie durch ein Minenfeld führen, das er selbst vor einiger Zeit gelegt hat. Die Soldaten verlaufen sich, lösen eine Mine aus, Krešo verliert ein Bein, und zwei seiner Kameraden ihr Leben. Baric, der Bruder eines der Getöteten, gibt Krešo die Schuld daran. Nach langen Klinikaufenthalten kehrt Krešo nach Split zurück, findet Arbeit, aber keinen Anschluss mehr an seine frühere Clique. Währenddessen verüben seine ehemaligen Frontkameraden unter Barics Kommando einen Racheanschlag auf das angeblich leer stehende Haus eines serbischen Kaufmanns in Split. Wider Erwarten ist der Mann doch zu Hause und wird erschossen. Seine elfjährige Tochter, die alles beobachtet hat, entführen die Attentäter und halten sie in einer Garage gefangen.

Der Journalist Miroslav versucht, seine schwer krebskranke Frau in einer Klinik unterzubringen. Als Gegenleistung für ein Krankenbett verlangt der dortige Arzt - ein Verwandter von einem der Attentäter - von ihm, den Mord an dem serbischen Kaufmann journalistisch zu vertuschen. Krešo erfährt zufällig von diesen Vorfällen und beschließt zu handeln. Es gelingt ihm, einen der Entführer zu überreden, das elfjährige Mädchen zu befreien und ihm zu übergeben, damit er sie zu Verwandten ins Ausland schicken kann. Miroslavs Frau ist inzwischen gestorben.

Der verbitterte Journalist dringt in die Wohnung des korrupten Arztes ein und bedroht diesen mit der Waffe - sein Leben gegen die Freiheit des Mädchens. Währenddessen ist Baric längst Krešo und dem Mädchen auf den Fersen. Auf einer Müllkippe, nachts, kommt es zum Showdown. Zum ersten Mal seit dem schicksalhaften Tag an der Front stehen sich die beiden ehemaligen Kampfgenossen, nun als erbitterte Feinde, erneut gegenüber. (Text: Literaturagentur Dagmar Schruf)

Nachtbus nach Triest

Jurica Pavicic,

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