Geheimnisvolles La Rochelle
- Lübbe
- Erschienen: Februar 2025
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Familienfehden, Lügengebilde und private Herausforderungen.
Auf einer Luxusyacht wird die Leiche von Solène Flamant entdeckt. Das Opfer ist erschossen worden. Nach ersten Erkenntnissen hatte sie kurz vor ihrem Tod noch Herrenbesuch. Für Kommissar Clément Chevalier beginnt ein heikles Unterfangen, denn die Tote ist Miterbin einer alteingesessenen Weinbrand-Dynastie aus Cognac. Der Bruder der Toten verlangt absolute Verschwiegenheit bei der Aufklärung des Falls, da das Unternehmen kurz vor einem wichtigen Abschluss steht. Und auch Chevaliers Vorgesetzter übt wegen der nötigen Diskretion auf seinen Kommissar Druck aus.
Familienfehden und Geheimnisse
Während sich Chevalier mit seinem Team intensiv um die Aufklärung des Mordes an Solène Flamant kümmert und Informationen sammelt, geschieht ein zweiter Mord. Das Opfer ist Sylvestre Gougeon, der ebenfalls aus Cognac stammt. Merkwürdigerweise sind beide mit derselben Waffe getötet worden. Nun ermittelt Chevalier nicht nur in La Rochelle, sondern auch in Cognac. Zum ursprünglichen Team stossen als Unterstützung zwei Ermittler aus Bordeaux dazu.
Clément Chevalier ist sprachlos, als er feststellt, dass es sich bei der Ermittlerin aus Bordeaux um seine ehemalige Partnerin Danielle Thibaud handelt. Dieses Aufeinandertreffen bringt den Kommissar gänzlich aus der Fassung, hat er sie doch vor Jahren von einem auf den anderen Tag verlassen. Doch Privates hat keinen Platz in dieser herausfordernden Tätersuche, denn je mehr die Ermittler herausfinden, desto verwirrender wird der Fall.
Savoir-vivre und Ermittlung
Geschickt manövriert Jean-Claude Vinet die Lesenden durch die Geschichte und sorgt für so manche Verwirrung, indem er immer neue Hinweise einfliessen lässt. Gerade wegen der alten Familienfehden und Erbgeschichten kommen einige Personen als Täter in Frage. Im Wechsel mit Clément Chevaliers Privatangelegenheit ergibt sich ein spannender und gleichzeitig unterhaltsamer Krimi. Auch deshalb, weil die Hauptperson sympathisch ist und sich souverän den Herausforderungen stellt. Zudem trägt die von Vinet beschriebene Landschaft, sowie die Menschen und ihre Gewohnheiten zu einer angenehmen Atmosphäre bei. Der Autor versteht es, das französische Savoir-vivre in die Handlung zu integrieren und erreicht damit eine willkommene Auflockerung. Zusätzlich erfahren die Lesenden einiges über die Herstellung von Cognac und den Handel damit. Das überraschende Verhalten des Kommissars am Ende passt jedoch überhaupt nicht zu seinem bisherigen Auftreten. Es wirkt wie ein Stilbruch und etwas konstruiert. So verliert die sonst glaubwürdige Handlung an Überzeugungskraft.
Fazit
Es ist diese Mischung aus Spannung, Verflechtungen, Kulinarik und Landschaft, die diesen Roman zu einer kurzweiligen und stimmungsvollen Lektüre macht. Jean-Claude Vinets Schreibstil ist leicht, flüssig und lässt Feriengefühle aufkommen. Der Roman setzt zwar keine neuen Akzente in diesem Genre, überzeugt aber als raffiniert erzählter Frankreich-Krimi mit Atmosphäre und Charme.

Jean-Claude Vinet, Lübbe



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